Der häufigste Krebstyp der Speiseröhre ist das Plattenepithelkarzinom. Die vom Zylinderepithel des Magens ausgehenden Adenokarzinome sind im unteren Anteil der Speiseröhre lokalisiert und betreffen etwa ein Drittel der Fälle. Zu den wesentlichen Risikofaktoren für die Entwicklung von bösartigen Tumoren der Speiseröhre zählen der Alkoholkonsum und das Zigarettenrauchen, insbesondere die Kombination beider. Ernährungsdefizite, vor allem Vitaminmangel, wie sie in Zusammenhang mit starkem Alkoholkonsum nicht selten auftreten, spielen ebenso eine Rolle. Zur Entwicklung von Adenokarzinomen kommt es eher auf der Basis einer Refluxerkrankung. Eine familiäre Häufung von Erkrankungsfällen ist bekannt. Die Therapie des Speiseröhrenkrebses besteht nicht nur in der operativen Entfernung, auch eine kombinierte Radio- / Chemotherapie wird bei lokal begrenztem Tumorwachstum zur Behandlung eingesetzt. Die Entscheidung zur operativen Behandlung wird von der Ausdehnung des Karzinoms, seiner Zugänglichkeit, und dem Allgemeinzustand der Patientin bzw. des Patienten abhängig gemacht. Das operative Vorgehen kann durch eine präoperative kombinierte Radiochemotherapie erleichtert werden. Auch eine alleinige Strahlentherapie kann durchgeführt werden. Ziel ist die Erhaltung oder Wiederherstellung der Durchgängigkeit der Speisewege. Zu diesem Zweck und zur Abdichtung gegenüber der Luftröhre werden unterstützend auch Implantate eingesetzt (Preiß et al. 2008).
Trends von Inzidenz, Mortalität und Überlebensraten
Die altersstandardisierten Erkrankungs- und Sterberaten an Krebs der Speiseröhre waren bei den Männern nach einem Anstieg bis Mitte der 1990er-Jahre zuletzt leicht rückläufig, während sie bei den Frauen bis 2004 kontinuierlich um insgesamt 55 % zugenommen haben, allerdings auf deutlich niedrigerem Niveau. Bei beiden Geschlechtern war der Anstieg vor allem in der Altersgruppe zwischen 45 und 69 Jahren zu beobachten. Die absolute Zahl an jährlichen Neuerkrankungen stieg bei den Männern stärker an als bei den Frauen (um 80 % bzw. 65 %). In Deutschland erkrankten im Jahr 2004 etwa 1.050 Frauen und 3.900 Männer an Speiseröhrenkrebs. Seit 1980 verlief die Entwicklung der Sterberaten ähnlich wie bei den Inzidenzraten, allerdings mit einem etwas geringeren Anstieg bei den Frauen. Etwa 3.500 Männer und 1.100 Frauen verstarben 2004 an dieser Erkrankung. Die Überlebensaussichten bei Speiseröhrenkrebs haben sich, ausgehend von sehr schlechten Werten mit Diagnosestellung in den 1980er-Jahren, spürbar verbessert. Die relativen 5-JahresÜberlebensraten lagen damals noch deutlich unterhalb von 10 %, zwanzig Jahre später wurden Werte um etwa 20 % erreicht.
Prävalenzen
Im Jahr 2004 waren 5.900 Männer und 1.400 Frauen seit bis zu fünf Jahren an Speiseröhrenkrebs erkrankt. Bei 8.200 Männern und 1.900 Frauen war die Erkrankung in den zehn Jahren zuvor aufgetreten. Etwa ein Viertel aller an Speiseröhrenkrebs leidenden Patientinnen und Patienten war jünger als 60 Jahre. Die Zahl der prävalenten Fälle hat sich seit 1990 in etwa verdoppelt, die höheren Altersgruppen waren dabei stärker betroffen. Bis 2010 ist bei unveränderten Erkrankungs- und Überlebensraten von einer weiteren Steigerung der 5-Jahres-Prävalenz auf etwa 6.400 Männer und 1.500 Frauen auszugehen.
Fazit
Trotz der nach wie vor ungünstigen Prognose der Erkrankung haben die merklich verbesserten Überlebensaussichten zusammen mit demografischen Veränderungen (vor allem bei den Männern) und einem Anstieg der Erkrankungsraten bei den Frauen zu einem deutlichen Anstieg der Prävalenzen beim Speiseröhrenkrebs geführt. Für das Jahr 2010 ist von einer 5-Jahres-Prävalenz von etwa 6.400 Männern und 1.500 Frauen auszugehen. (RKI 02/2010)