Das Haarwachstum ebenso wie Haarausfall können durch verschiedene Faktoren bedingt, wobei häufig hormonelle Störungen eine Rolle spielen. Insbesondere männliche und weibliche Geschlechtshormone sowie Schilddrüsenhormone nehmen Einfluss auf die Wachstumsphasen des Haars. Dabei können akute Symptome durch Hormonschwankungen, wie auch chronische Beschwerden aufgrund einer genetischen Hormonstörung, diagnostiziert werden.
Männliche Geschlechtshormone beeinflussen beide Geschlechter
Testosteron ist ein Sexualhormon, das bei beiden Geschlechtern nachgewiesen werden kann, sich aber in der Wirkungsweise bei Mann und Frau stark unterscheidet. Grundsätzlich regt Testosteron das Haarwachstum an, was sich in der charakteristisch stärkeren Körperbehaarung bei Männern zeigt. Ein Überschuss des Hormons bzw. eine genetische Veranlagung, die dessen Wirkung unterstützt, kann wiederum zu Haarausfall führen. Testosteron wird durch spezielle Enzyme in Dihydrotestosteron (DHT) umgewandelt, welches an den Haarfollikeln wirkt. Bei einer genetischen Störung reagieren diese besonders stark auf DHT. Infolge dessen wird das Haarwachstum beschleunigt, indem die Haarwachstumsphase gekürzt wird. Es können nur kurze und dünne Haare ausgebildet werden, die schneller ausfallen. Als Therapie-Ansatz gilt eine Unterdrückung des DHT durch Enzym-Hemmer. [1]
Während ein erhöhter Testosteronspiegel bei Männern Haarausfall begünstigt, kann er bei Frauen das Haarwachstum stärken. So zeigte eine Untersuchung an 285 Frauen in und nach der Menopause, dass eine Androgen-Ersatztherapie für 63 Prozent der Frauen das Wachstum anregte. Diese Frauen bekamen subkutane Testosteronimplantate für die Dauer von zwölf bis 56 Monaten. Als bemerkenswert stellten die Forscher hervor, dass Frauen mit einem erhöhten BMI keinen vermehrten Haarwuchs aufwiesen. Der Testosteronspiegel muss allerdings genau auf den weiblichen Hormonspiegel abgestimmt werden. Ist das Verhältnis von männlichen zu weiblichen Geschlechtshormonen zu groß, kann dies neben dem Kopfhaar auch das Wachstum der Haare am Körper anregen, sodass sich ein männliches Haarwachstums-Muster ergibt. Es können vermehrt Haare an den Beinen oder im Gesicht festgestellt werden. [2]
Östrogenmangel führt zu Haarausfall
Das Hormon Östrogen ist ein weibliches Follikelhormon, das die Reifung einer weiblichen Eizelle fördert und im weiblichen Körper Einfluss auf das Haarwachstum nimmt. Ein Abfall bzw. starke Schwankungen im Östrogenspiegel können akut zu diffusem Haarausfall führen. Dies macht sich insbesondere in der Menstruationsphase, der Schwangerschaft oder der Menopause bemerkbar. [3]
So steigt während der Schwangerschaft der Wert des Hormons im Blut stark an, während er einige Wochen nach der Entbindung stark abfällt, worauf einige Frauen mit einem diffusen Haarausfall reagieren. Die Symptomatik beginnt circa in der achten Woche nach der Geburt und kann sechs Monate anhalten, bevor sich die Werte normalisiert haben.
Allerdings kann auch die Stillzeit mit einem diffusen Haarausfall einhergehen. In den meisten Fällen endet dieser Haarausfall aber mit dem Abstillen und der Haarwuchs normalisiert sich danach wieder. Diese natürlichen Hormonschwankungen bedürfen in der Regel keiner Therapie, da sie zeitlich begrenzt sind.
Anders verhält es sich bei Haarausfall durch einen Hormonabfall im Klimakterium (Menopause). Hier kann im Einzelfall eine Hormontherapie mithilfe von Hormonimplantaten oder Phytohormonen angezeigt sein, da sich die Hormonschwankungen über mehrere Jahre ziehen und der Hormonspiegel auch nach der Menopause auf einem niedrigen Niveau verbleibt.
Progesteron verbessert das Haarbild
Das Steroidhormon Progesteron gehört zu den Gestagenen und bereitet die Gebärmutter auf die Einlagerung einer Eizelle vor. Ein hoher Progesteronspiegel stärkt die Haare – die Haare werden voller, glänzender und erscheinen generell gesünder. Ein natürlicher Anstieg des Hormons findet kurz vor Einsetzen der Menstruation sowie auch in der Schwangerschaft statt – Frauen berichten in dieser Zeit entsprechend von schönerem, gestärktem Haar. [4]
Ein Abfall des Progesteronspiegels führt wiederum zu vermehrtem Haarausfall. So sinkt dieser nach der Entbindung stark, sodass Frauen in diesem Zeitraum häufiger Haarausfall beobachten. Das gleiche Phänomen kann nach dem Absetzen hormoneller Verhütungsmittel auftreten, da hier zunächst Hormonschwankungen zu verzeichnen sind. Der gleiche Effekt zeigt sich in der Menopause, wie auch beim Östrogen findet nach anfänglichen Hormonschwankungen ein Abfall des Progesteronspiegels statt.
Eine Schilddrüsenunterfunktion kann Alopezie verursachen
Bei einer Puteriose, der Unterfunktion des Schilddrüsenhormons, kann es zu einem diffusen Haarausfall kommen, wobei in diesem Fall nicht nur das Kopfhaar, sondern auch die Schambehaarung wie auch die Augenbrauen davon betroffen sind. Zudem sprechen Patienten von stumpfem, mattem Haar. Die Hormonstörung wird jedoch nicht über eine Blutuntersuchung diagnostiziert, sondern kann nur in der Haarwurzel oder der Haut selbst nachgewiesen werden.
Schilddrüsenhormone sind maßgeblich am Zellwachstum beteiligt. Bei einer Unterfunktion kann das Haarwachstum beeinträchtigt werden. Gleichzeitig kann eine Überfunktion das Haarwachstum zu sehr anregen und die Anagenphase verkürzen. Bei einer Schilddrüsenstörung werden lokal die fehlenden Hormone zugeführt, um die Werte zu normalisieren. [5]
[1] Healthexpress
[2] DocCheck
[4] DrHuber.at
[5] Onmeda