Geistige Retardierung entsteht durch spontane Mutationen

In Kooperation mit Partnern aus dem German Mental Retardation Network haben Wissenschaftler des Helmholtz Zentrums München 51 Patienten untersucht, die von Geburt an unter einer Minderung der Intelligenz leiden. Schwere geistige Behinderung scheint demnach häufig auf Grund von spontanen Mutationen aufzutreten, also nicht geerbt zu sein (The Lancet).

Schwere geistiger Behinderung ab Geburt wird vermutlich häufig nicht von den Eltern vererbt, sondern durch Neumutationen ausgelöst. Dies beschreiben Wissenschaftler des Helmholtz Zentrums München gemeinsam mit Kollegen an den Universitäten Erlangen, Essen und Zürich in der aktuellen Ausgabe des Fachjournals The Lancet. Dies bedeutet für die Eltern, dass bei weiteren Schwangerschaften nur ein geringes Wiederholungsrisiko besteht.
Tim Strom und Thomas Meitinger vom Institut für Humangenetik des Helmholtz Zentrums München haben für die Mutationsuntersuchungen eine Exom-Sequenzierung durchgeführt, also diejenige Erbsubstanz analysiert, aus der Proteine oder andere funktionelle Produkte gebildet werden. Auffällig sei, dass keine der Mutationen mehrfach aufgetreten sei: „Schwere geistige Behinderung kann wahrscheinlich durch Veränderungen in vielen verschiedenen Genen ausgelöst werden“, so Tim Strom, Letztautor der Studie. „Mit Hilfe der Exom-Sequenzierung kann geistige Retardierung in Zukunft deutlich früher diagnostiziert werden, und zwar mit überschaubarem Aufwand. Wir gehen davon aus, dass die Methode zum Standard wird.“

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