Ein Gläschen in Ehren

(djd). Ein Sekt im Kollegenkreis, ein Glas Wein zum Mittagessen mit dem Geschäftspartner: Alkoholkonsum gilt vielen als selbstverständlich und harmlos. Tatsächlich sind Schätzungen zufolge rund fünf Prozent aller deutschen Arbeitnehmer alkoholkrank und weitere zehn Prozent gefährdet. Solange am Arbeitsplatz nichts passiert, wird das Problem allerdings meist unter den Teppich gekehrt und verdrängt.

Unterschätzte Gefahr

Einer Studie der Universität Hannover zufolge greifen immer öfter auch Frauen zum Glas. Betroffen sind vor allem qualifizierte Arbeitnehmerinnen, die im Job unter besonderem Druck stehen und gelegentlich zur Entspannung einen Drink brauchen. Insgesamt wird die Gefahr unterschätzt, die mit regelmäßigem Alkoholkonsum verbunden ist und in der Sucht enden kann.
Vorgesetzte und Kollegen sind mit dem Problem oft überfordert. Sie müssen erst lernen, erste Anzeichen von Sucht in ihrem Umfeld zu erkennen und den Betreffenden zu helfen. Speziell für Personalverantwortliche haben etwa die Barmer GEK und die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e. V. eine Infobroschüre zum Thema „Alkohol am Arbeitsplatz“ aufgelegt. Sie beschreibt, welche Aufgaben eine Führungskraft in diesem Zusammenhang hat und wie sie sich angemessen und verantwortungsvoll verhält.

Individuelle Behandlung

Hat ein Betroffener die Sucht als Krankheit akzeptiert, kann eine individuelle Therapie festgelegt werden, die mit einem akuten, stationär oder ambulant durchgeführten Entzug beginnt – mehr Infos gibt’s unter http://www.tipps-gegen-sucht.de/alkohol nachzulesen. Heilung von einer Alkoholabhängigkeit gibt es nicht. Ziel einer Therapie ist die vollständige, lebenslange Abstinenz. Prof. Dr. Falk Kiefer, stellv. ärztlicher Direktor der Klinik für abhängiges Verhalten und Suchtmedizin am Zentralinstitut für seelische Gesundheit in Mannheim: „Seitens einer medikamentösen Therapie zur Unterstützung der Abstinenz nach einem Entzug gibt es Möglichkeiten, auf das Belohnungssystem einzuwirken.“ Hier sei, so Kiefer, insbesondere die Substanz Naltrexon zu nennen. Suchtberatungsstellen und Betriebsärzte können hier Auskunft geben.

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