Nervenschädigungen sind eine häufige Folgeerkrankung des Diabetes und betreffen sowohl Menschen mit Typ-1 als auch mit Typ-2-Diabetes. Nachweislich sind die Betroffenen besonders gefährdet, Fußkomplikationen zu entwickeln oder an Herzversagen zu sterben. Schmerzhafte Neuropathien können zudem die Lebensqualität der Betroffenen bedeutend einschränken. Daher bedürfen diese Menschen einer sorgfältigen und gut abgestimmten Langzeitbetreuung.
Die Nationale VersorgungsLeitlinie (NVL) Neuropathie bei Diabetes im Erwachsenenalter hat zum Ziel, die sektorenübergreifende Versorgung von Menschen mit diabetischer Neuropathie zu verbessern.
In der NVL werden die sensomotorische diabetische Polyneuropathie, die kardiale autonome diabetische Neuropathie sowie die autonome diabetische Neuropathie am Gastrointestinal- und Urogenitaltrakt abgehandelt. Neben der Diagnostik und Therapie einer manifesten Neuropathie liegt ein weiterer Schwerpunkt auf der Darstellung effizienter Früherkennungs- und Präventionsmaßnahmen. Besonders detailliert wird auf die medikamentöse Schmerztherapie und die Therapie autonomer Störungen am Gastro- und Urogenitaltrakt eingegangen, da die Experten in diesem Bereich von einem besonders großen Informationsdefizit in der klinischen Praxis ausgehen. Ziel ist es, die Anwendung überflüssiger und obsoleter Therapien zu verhindern und die Therapie anhand von praxisrelevanten Empfehlungen zu optimieren. Erstmals wird auch zum Off-Label-Use Stellung genommen.
Darüber hinaus sind die Nahtstellen zwischen den hausärztlichen und fachärztlichen Versorgungsbereichen explizit herausgearbeitet und in klinischen Versorgungsalgorithmen zusammengefasst.
Unter <www.versorgungsleitlinien.de/themen/diabetes2/dm2_neuro> kann die NVL bis zum 21. Dezember 2010 kritisch begutachtet werden. Kommentare und Änderungsvorschläge werden online unter <www.versorgungsleitlinien.de/kontakt> oder per email an nvl@azq.de entgegengenommen. Alle interessierten Personen aus Fachkreisen, Betroffenenorganisationen und Betroffene sind eingeladen, von dieser Möglichkeit Gebrauch zu machen. Die eingegangenen Kommentare werden nach Ablauf der Konsultationsfrist gesichtet. Die Autorengruppe entscheidet nach sorgfältiger Prüfung über deren Berücksichtigung.
Das Programm für Nationale VersorgungsLeitlinien steht unter der Trägerschaft von Bundesärztekammer, Kassenärztlicher Bundesvereinigung und der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften. Mit der Durchführung wurde das Ärztliche Zentrum für Qualität in der Medizin beauftragt. Zu ausgewählten Krankheitsbildern arbeiten Experten verschiedener Organisationen zusammen, um im Rahmen der strukturierten Versorgung chronisch kranker Menschen die angemessene und evidenzbasierte Patientenversorgung darzustellen.
(idw, 09/2010)