Yoga als Medizin – was kann Yoga (und was nicht)

Yoga

Dank zahlreicher Studien ist die positive Wirkung von Yoga auf unseren Körper und auf unsere Psyche unumstritten. Aber ist Yoga eine Medizin? Immer mehr Ärzte beantworten diese Frage mit ja! Denn auch zu den medizinischen Erfolgen von Yoga gibt es immer mehr positive Ergebnisse und es wird in diesem Bereich nicht ohne Grund immer weiter geforscht.

 

Therapeutisches Yoga

Zwar gibt es in Deutschland noch keine Yogastunden auf Rezept, aber bei vielen Krankenkassen gehören Yogakurse zum Präventionsangebot. Begründet wird dies damit, dass Yoga effektiv Stress abbaut und stressbedingten Krankheiten vorbeugen kann. Dazu gehören unter anderem Depressionen, Bluthochdruck, Migräne und Verspannungen und damit einhergehende Schmerzen.

Yoga verbindet körperliche Übungen, die sogenannten Asanas, mit Atemtechniken (Pranayama) und Meditation. Beim therapeutischen Yoga werden diese Techniken und Übungen im Einzelunterricht an die Bedürfnisse und Beschwerden des Einzelnen angepasst.

Aber wie heilt Yoga? Es wird bei Schmerzen nicht nur die betroffene Stelle betrachtet und behandelt, wie es in der Schulmedizin häufig der Fall ist, sondern es geht um den ganzen Körper. Die Kombination aus körperlicher Betätigung und Entspannung durch Meditation wirkt ganzheitlich, schult unsere Achtsamkeit und verbessert unser Körpergefühl.

Laut neuer Forschungsergebnisse ist Yoga im Bereich der Gesellschaftskrankheiten besonders erfolgsversprechend. Den weit verbreiteten Beschwerden wie psychischen Leiden, Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Stoffwechselkrankheiten kann mit Yoga langfristig entgegengewirkt werden. Und bei akuten Beschwerden hilft Yoga auf sanfte Weise ohne Medikamente dabei, die Schmerzen und Leiden zu lindern.

Yoga bei psychischen Leiden

Dass Yoga gegen Stress hilft sowie bei psychischen Störungen, wurde mittlerweile nachgewiesen. Wenn Yoga in den Alltag integriert und regelmäßig geübt wird, wird dabei Stress abgebaut. Dazu tragen sowohl die Bewegung durch die Asanas bei als auch die Meditation, bei der von Sorgen, negativen Gedanken und stressigen Momenten des Arbeitstages abgeschaltet werdenkann.

Stress bedingt unglaublich viele Krankheiten, deswegen ist die Entspannung eine der wichtigsten Wirkungen des Yoga. Wer weniger Stress hat und entspannter ist, geht auch positiver durchs Leben und arbeitet gelassener und effektiver. Auch der Schlaf verbessert sich, wenn man besser mit Stress umgehen und schneller entspannen kann. Einschlafprobleme werden seltener, wodurch wir uns am nächsten Tag erholter und glücklicher fühlen.

Die Wirkung von Yoga als Entspannungsmethode kann unglaublich schnell eintreten. Laut einer aktuellen Studie aus Deutschland ist die positive entspannende Wirkung schon nach wenigen Wochen zu spüren. Die Teilnehmenden verspürten schon nach 4 Wochen mehr Gelassenheit und Selbstvertrauen.

Yoga wirkt sich auch positiv auf die Stimmung aus. Eine Studie der Universität Dresden zum Thema Burnout belegte, dass die starke Dehnung während der einzelnen Asanas beim Yoga die Stimmung aufhellt und uns beruhigt.

Auch Wissenschaftler in den USA haben herausgefunden, dass Yoga gegen Depressionen wirkt. Schon nach einem mehrwöchigen Yogakurs fühlten sich die Teilnehmenden besser und hatten weniger Angstzustände.

Eine indische Studie zeigte, „dass 8 Wochen Yoga-Praxis zusätzlich zur medikamentösen Behandlung bei Patienten mit klinischer Depression zu einer mehr als 60%igen Reduktion der depressiven Symptomatik führte.“

Yoga gegen Schmerzen

Durch das lange Sitzen im Arbeitsalltag leiden immer mehr Menschen an Nackenschmerzen und Rückenproblemen. Diese Verspannungen können Kopfschmerzen nach sich ziehen und sich negativ auf den gesamten Bewegungsapparat auswirken.

Yogaübungen, die korrekt ausgeführt werden, gleichen Fehlhaltungen aus dem Alltag wieder aus. Die Beweglichkeit der Wirbelsäule wird gefördert und Verspannungen und Blockaden werden gelöst. Die Gelenke, Bänder und Muskeln werden durch die regelmäßige Dehnung stärker und flexibler.

In einer Studie der Charité Berlin zu Nackenschmerzen wurde die Wirkung von Yoga mit anderen Rückenschulprogrammen verglichen. Nach den 10 Wochen, in denen 2x die Woche 90 Minuten Yoga praktiziert wurde, berichteten die Probanden von weniger Schmerzen als diejenigen, die an anderen Rückenschulprogrammen teilnahmen.

„Durch dieses Training der Aufmerksamkeit soll Yoga auch im Alltag helfen, habituelle Muster von Körperhaltung und Muskelspannung zu erkennen und zu beeinflussen. Dadurch kann ebenfalls Schmerzen vorgebeugt werden.“ Yoga sorgt also langfristig für eine gesündere Körperhaltung, für weniger Verspannungen und führt dadurch zu weniger Schmerzen.

Pranayama gegen Bluthochdruck und Asthma

Hypertonie, auch Bluthochdruck genannt, ist eine der verbreitetsten Krankheiten in Deutschland. In einer Studie von Martina Bley wurde die positive Wirkung von Hatha Yoga bei Bluthochdruck nachgewiesen. Bereits nach einer 4-wöchigen Yogapraxis wurde ein bedeutender Rückgang des Blutdrucks festgestelltund auch die Variabilität des Herzrhythmus war geringer.

Besonders wirksam gegen Bluthochdruck haben sich laut einem Artikel von H.Cramer in der Deutschen Medizinischen Wochenschrift die Yoga-Übungen erwiesen, die sich auf die Atmung konzentrieren.

Pranayama, die Atemtechniken des Yoga, wirken auch gegen Asthma. In Großbritannien haben Ärzte herausgefunden, dass diese speziellen Atemübungen die Symptome bei Asthma lindern.
 

Meditation bei Kopfschmerzen

Chronische Kopfschmerzen sind ein weiterer Anwendungsbereich, in dem die Wirkung von Yoga bereits nachgewiesen wurde. Besonders die Ruhe- und Meditationsphasen und die Tiefenentspannung, die Körper und Geist dabei erfahren, helfen gegen Migräne.

In Kombination mit den Asanas wird die Wirkung positiv verstärkt, weil Kopfschmerzen in vielen Fällen auch von Verspannungen im Nacken oder von Fehlhaltungen ausgelöst werden, die mit Yoga korrigiert und verringert werden können.

Yoga zur Unterstützung bei Brustkrebs und Multipler Sklerose

Bei einer so schweren Krankheit wie Brustkrebs kann Yoga nicht zur Heilung selbst beitragen, aber eine regelmäßige Yogapraxis kann die Patientinnen während der Behandlung unterstützen.

„So konnten indische Studien zeigen, dass das Praktizieren von Yoga während der Bestrahlung Erschöpfung, Schlafstörungen, Angst und Depressivität lindern kann“, sagt H. Cramer in Yoga in Prävention und Therapie.

Und er weist darauf hin, dass auch eine US-amerikanische Studie zeigen konnte, „dass die Praxis von Yoga während der Bestrahlung das Allgemeinbefinden und vor allem die körperlicher Verfassung der Teilnehmerinnen  deutlich verbessern und die typischen Erschöpfungssymptome lindern kann.“

Multiple Sklerose gehört zu den Krankheiten, die noch nicht heilbar sind, weswegen es umso wichtiger ist, dass die Betroffenen die Diagnose erfolgreich bewältigen. Hatha-Yogaübungen können Menschen hier körperlich und geistig unterstützen.

Was muss man beachten

Trotz der nachgewiesenen positiven Wirkungen handelt es sich beim Yoga um kein Wundermittel. Es ist wichtig, auf den eigenen Körper und dessen Grenzen zu hören und diese zu akzeptieren. Da es aber viele verschiedene Yogastile und außerdem eine große Anzahl diverser Hilfsmittel gibt, wird es für fast alle Beschwerden eine Lösung geben, um Yoga ausüben zu können.

Bei akuten Erkrankungen wie einem Bandscheibenvorfall sollte erstmal kein Sport gemacht werden. Dazu gehört in diesem Fall auch Yoga. Gönnen Sie sich zunächst etwas Ruhe und beginnen Sie dann vorsichtig und langsam mit verschiedenen Übungen.

Wenn Sie Beschwerden haben, versuchen Sie nicht, diese im Selbststudium mit Yoga zu heilen! Suchen Sie sich kompetente LehrerInnen, die Sie bei der korrekten Ausführung der Übungen unterstützen. Nur so können Sie die richtige Wirkung spüren. Außerdem erfahren Sie dort, welche Übungen Ihnen wirklich gut tun und gegen die Beschwerden helfen.

 

Fazit

Die aufgeführten Beschwerden sind nicht einmal alle Anwendungsbereiche von Yoga als Therapie. Auch Menstruationsbeschwerden, hormonelle Schwankungen in der Schwangerschaft, Diabetes und Übergewicht sind Gebiete, auf denen Yoga eingesetzt wird und auf denen weiterhin viel geforscht wird bezüglich der Wirkung.

Yoga wirkt zwar nicht wie ein Antibiotikum oder eine Aspirin, aber langfristig kann Yoga dabei helfen, auf Medikamente zu verzichten. Schmerzen werden verringert dank der Stärkung der Muskeln und des gesamten Bewegungsapparats. Der Stressabbau und die Entspannung mildern psychische Leiden und führen zu mehr Lebenskraft und Lebensfreude.

Mit Yoga wird das innere Gleichgewicht wieder hergestellt, wodurch sich das Körpergefühl verbessert und der Umgang mit dem Körper wieder bewusster und gesünder wird.

Quellen

  1. Cramer: Wo und wie wirkt Yoga? – Eine wissenschaftliche Bestandsaufnahme.DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift. Nr. 142 (25). Stuttgart: Georg Thieme Verlag, 2017. S. 1925-1929.
  2. Cramer: Yoga in Prävention und Therpapie. Eine wissenschaftliche Bestandsaufnahme.Hrsg. v. BDY Berufsverband der Yogalehrenden in Deutschland e.V. Göttingen. Stand 2015.

 

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