Jena(19.10.10). Kittel, Handschuhe, Skalpell – die 14-jährige Jenny Hantke sieht aus wie im Operationssaal, und tief konzentriert versucht sie, die Aorta vom vor ihr liegenden Herz abzutrennen. Doch die Schülerin des Saalfelder Heinrich-Böll-Gymnasiums ist keine Herzchirurgin, sie nimmt am Schülerlabor des Uniklinikums teil. Insgesamt zwölf Teenager aus Jena und der Region sitzen im Kurssaal des Lobedaer Forschungszentrums und sezieren vorsichtig Gefäße und Gewebe von Schweineherzen aus dem Schlachthof.
„Wir wollen die Schüler mit Einblicken in die Anatomie und Physiologie, in die Möglichkeiten der modernen Medizin und mit interessanten Experimenten an die Medizinforschung heranführen“, beschreibt Dr. Katrin Hoffmann das Anliegen des einwöchigen Ferienkurses, der zum ersten Mal angeboten wird. Die Koordinatorin des Forschungszentrums Lobeda hat 13 Arbeitsgruppen des Universitätsklinikums für die Mitgestaltung gewinnen können, und so erwartet die 14- bis 16-jährigen Jungforscher an jedem Tag ein anderes Thema.
Nach dem Herz und der Reaktion von Herzmuskelzellen auf Medikamente lernen die Teilnehmer die Niere und deren Veränderungen bei Diabetes kennen, sie fahnden auf ihrer Haut nach Bakterien, lassen mit Nanopartikeln Eiweiß stocken und sehen, warum Blut gerinnt. Wie im Krimi können die Schüler DNA-Spuren sichern und analysieren. Dabei arbeiten sie mit modernsten Mikroskopie- und Untersuchungstechniken, beobachten Zellvorgänge und lernen kranke Zellen von gesunden zu unterscheiden.
Die Nachwuchsforscher empfinden das Lernen in den Ferien nicht als Belastung, sondern als Spaß und Herausforderung. Bei den wissenschaftlichen Betreuern ist das ähnlich. Der Mikrobiologe Professor Wolfgang Pfister, der den Schülern die Welt der Bakterien zeigt, freut sich über die kaum zu stillende Neugier der Teilnehmer: „Sie fragen so hartnäckig nach, dass wir auch versuchen, grundlegendste biochemische Zusammenhänge zu erklären“.
Möglich wird das Schülerlabor durch das Engagement der Wissenschaftler im Forschungszentrum. „Besonderes freuen wir uns über die Unterstützung regionaler Unternehmen und des Klinikums-Fördervereins, die Geld und Verbrauchsmittel zur Verfügung gestellt haben“, so Katrin Hoffmann.
Biologie und Chemie sind die Lieblingsfächer von Jenny und ihrer Nachbarin Lena Herrschuh aus Hermsdorf. Beide wollen das Schülerlabor zur beruflichen Orientierung nutzen – es muss ja nicht unbedingt Herzchirurgie sein. Erst trauten sie sich nicht so recht an das vor ihnen liegende Organ heran, jetzt finden sie die Experimente „echt spannend“.
Kontakt:
Dr. Katrin Hoffmann
Forschungszentrum Lobeda, Universitätsklinikum Jena
Tel. 03641/9325800
E-Mail: katrin.hoffmannmed.uni-jena.de