Würzburger Universitätsfrauenklinik als Endometriosezentrum zertifiziert

Etwa jede zehnte Frau in Deutschland ist von Endometriose betroffen. Die gutartige Erkrankung liegt damit nach dem Brustkrebs auf Platz zwei der häufigsten weiblichen Krankheiten. „Trotz der weiten Verbreitung wird dieses ‚Chamäleon der Gynäkologie‘ wegen seiner individuell stark unterschiedlichen Symptomatik oft erst spät richtig diagnostiziert und behandelt“, schildert Prof. Achim Wöckel, der Direktor der Würzburger Universitätsfrauenklinik. Um hier die Versorgungssituation in der Region zu verbessern, rückte er die Endometriose in den letzten eineinhalb Jahren verstärkt in den Fokus seiner Klinik. Diese Bemühungen mündeten im Februar dieses Jahres in der Zertifizierung der Frauenklinik des Universitätsklinikums Würzburg (UKW) zum ersten Endometriosezentrum in Unterfranken. Vergeben wurde das Zertifikat durch die Stiftung Endometriose-Forschung, die Europäische Endometriose Liga und die Endometriose-Vereinigung-Deutschland. Damit werden die weitreichenden Kompetenzen der Klinik bei der Diagnostik, Behandlung und Erforschung der chronischen Krankheit objektiviert und anerkannt.

Das Chamäleon der Gynäkologie

Bei der Endometriose wächst Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutterhöhle, also zum Beispiel im Scheidenbereich, im Bauchfell, in den Eierstöcken oder in der Darmwand. „Je nach Lokalisation und Einzelfall kann dies zu sehr unterschiedlichen Beschwerden führen“, beschreibt Privat-Dozent Dr. Sebastian Häusler, der das Würzburger Endometriosezentrum leitet. Nach seinen Erfahrungen reicht das Spektrum von völlig beschwerdefreien bis zu Patientinnen mit starken Schmerzen, hinter denen häufig zunächst andere Ursachen vermutet werden.

Hilfreiche Querverbindung zur Reproduktionsmedizin

Oft wird die Endometriose erst entdeckt, wenn die Frauen schwanger werden möchten und daran scheitern. „Hier zahlt es sich für die Patientinnen aus, dass wir an der Frauenklinik in Würzburg auch über ein Zentrum für gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin verfügen. So ist eine unmittelbare Interaktion der jeweiligen Spezialisten leicht möglich“, unterstreicht Klinikdirektor Wöckel.

Technisch und personell aufgerüstet

Zur Behandlung der Endometriose stehen medikamentöse und operative Therapien sowie Kombinationsverfahren aus beiden Ansätzen zur Verfügung. „In Punkto operative Verfahren haben wir in den vergangenen Monaten sowohl technisch, wie auch personell ‚aufgerüstet‘“, sagt Prof. Wöckel. „Hardware-seitig“ verfügt seine Klinik zum Beispiel seit Sommer letzten Jahres über ein 3D-Laparaskopie-System der neuesten Generation, mit dem noch exaktere und sicherere Schlüssellochoperationen durchgeführt werden können. Und personell wurde das Ärzteteam, das sich schwerpunktmäßig um die meist minimalinvasiven Endometriose-Eingriffe kümmert, um einen neuen Kollegen aus Süddeutschland erweitert.

Enge Zusammenarbeit mit anderen UKW-Kliniken

„Da bei den diversen Ausprägungen der Endometriose häufig auch Darm, Blase und Harnleiter involviert sind, war die enge Kooperation der Frauenklinik mit weiteren UKW-Klinken bei der Zentrumsbildung von zentraler Bedeutung“, betont Prof. Wöckel. Im Speziellen betreffe dies die von Prof. Christoph-Thomas Germer geleitete Chirurgische Klinik I und die Klinik und Poliklinik für Urologie unter Prof. Hubertus Riedmiller.

Verbindungen zu Krebserkrankungen erforschen

Bei der für das Zertifikat ebenfalls erforderlichen Forschungsleistung fügt sich mit dem onkologischen Schwerpunkt der UKW-Frauenklinik ein weiteres Puzzlestück in das positive Gesamtbild. „Wir planen, verstärkt der Frage nachzugehen, ob Endometriose auch als Auslöser von bösartigen Erkrankungen wie Eierstockkrebs oder Bauchfellkrebs fungieren kann“, kündigt der Klinikdirektor an.

Netzwerk mit den Niedergelassenen aufgebaut

Last but not least fordert die Stiftung Endometriose-Forschung für eine erfolgreiche Zertifizierung auch den Nachweis von Kooperationen mit niedergelassenen Gynäkologen, die zum Beispiel die Nachsorge übernehmen. „Vor diesem Hintergrund wuchs speziell innerhalb des letzten Jahres ein sehr effizientes Netzwerk mit vielen Praxen in der Region“, freut sich Prof. Wöckel.

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