Wissenschaftlicher Kongress zum Zahnärztetag 2015: Spannung pur durch kollegiales Disputie

Düsseldorf/Frankfurt/Hamburg. Spannung pur durch kollegiales Disputieren in einem hochkarätigen Programm, dazu das Siegel des ganz Besonderen dank fächerübergreifender Präsenz: Der wissenschaftliche Kongress zum Deutschen Zahnärztetag 2015 in Frankfurt (6. bis 7. November 2015) lockt mit echten Superlativen. Als dritter Gemeinschaftskongress der Zahnmedizinischen Fachgesellschaften unter dem Titel „Update 2015“ bietet er nicht nur einen umfassenden Überblick über die einzelnen Fachgebiete moderner Zahnheilkunde, er wird in einem neuen Format auch von der interdisziplinären Auseinandersetzung belebt, wie es der Untertitel verspricht: „Klinisch relevant, kritisch betrachtet, kontrovers diskutiert.“ – „Wir sind froh und stolz, dass wir eine solche Gemeinschaftstagung wieder auf die Beine stellen konnten“, blickt die Präsidentin der DGZMK (Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde), Prof. Dr. Bärbel Kahl-Nieke, voraus. „Das an sich ist schon eine reife Leistung und zeigt, dass die Zahnmedizin definitiv an einem Strang zieht, wenn es darum geht, unseren Patienten die beste zahnmedizinische Versorgung auf Basis neuster wissenschaftlicher Erkenntnisse angedeihen zu lassen.“ Dank hochkarätiger Moderatoren werde gewährleistet, dass die Vorträge keine einseitigen „One-Person-Shows“ werden, die Referenten dürften also durchaus auch mit Widersprüchen rechnen. Die medizinischen Topics greifen dabei hochaktuelle Themenstellungen auf, wie etwa die Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH), Lachgas oder auch computergestützte Verfahren. Auf alle Vortragsblöcke folgt eine moderierte Diskussion der Referenten.

Diese im Fünf-Jahres-Rhythmus veranstalteten Gemeinschaftstagungen bieten inhaltlich nicht nur höchstes Format, sie fordern den beteiligten Fachgesellschaften auch einen besonderen Organisationsaufwand ab, weil eigene Tagumgstermine entsprechend angeglichen werden müssen. „Deshalb bin ich besonders dankbar, dass wir es wieder – zum jetzt dritten Mal – geschafft haben, einen solch umfassenden Streifzug durch alle Themenbereiche und Fächer der Oralen Medizin anbieten zu können“, erklärt Prof. Kahl-Nieke. „In diesen zwei Tagen wird also ein wirkliches ‚Update‘ geboten. Das ist in dieser Bandbreite auf anderen Kongressen kaum leistbar.“

Eröffnet wird das Programm am Freitag, den 06. November 2015 (ab 9 Uhr, Saal Harmonie), mit einem für jede Praxis wichtigen Thema, das sich der Haltbarkeit von behandelten Zähnen widmet: „Wie ist der Langzeiterfolg von Implantaten, von konventionellem Zahnersatz, von parodontal kompromittierten aber therapierten Zähnen?“ Unter der Moderation von Prof. Dr. Dr. Wilfried Wagner referieren Prof. Dr. German Gomez-Roman („Langzeiterfolg von Implantaten“), Prof. Dr. Guido Heydecke („Haltbarkeit von konventionellem modernem Zahnersatz“) und Dr. Bernadette Pretzl („Haltbarkeit parodontal geschädigter Zähne“).

Computergestützte Verfahren
Parallel dazu geht es unter der Moderation des früheren DGZMK-Präsidenten Prof. Dr. Dr. h.c. Georg Meyer um eine Bestandsaufnahme ( ab 9 Uhr, Saal Illusion): „Aktueller Stand computergestützter Verfahren – Mit modernen Technologien neue Materialien zur Restauration des Zahnes und zum Wohle des Patienten verfügbar machen“. Diese erste Session geht auf „Digitale Verfahren in Diagnostik, Planung und Therapie“ (Prof. Dr. Dr. Albert Mehl), „Elektronische Registrierungssysteme und virtuelle Artikulation“ (Prof. Dr. Bernd Kordaß sowie „Wieviel funktionelle Okklusion muss sein – ob digital oder analog?“ (PD Dr. Ingrid Peroz) ein.

In einer zweiten Session (ab 11 Uhr) folgen unter der Moderation von Dr. Gerd Körner die Themen „CAD CAM: Was brauchen wir an Technik? Welche Materialien bringen uns weiter?“ (Prof. Dr. Florian Breuer), „Digitale Konzepte in der Implantologie“ (Prof. Dr. Sven Reich) sowie „Digitale Paraxisstrukturen im Umfeld neuer Materialien und Verfahren“ (Dr. Klaus Wiehahn).

Zahnerhaltung 2015
Der Vortragsblock „Zahnerhaltung 2015“ steht unter der Moderation von DGZMK-Vorstandsmitglied Dr. Karl-Ludwig Ackermann ab 13.30 Uhr auf dem Programm (Saal Illusion). Hier geht es konkret um „Restaurative Aspekte bei Molarenversorgung“ (Prof. Dr. Reinhard Hickel), die „Prognose furkationsbeteiligter Molaren“ (PD Dr. Bettina Dannewitz) und die „Erfolgsaussichten endodontischer Behandlungen bei Molaren“ (Prof. Dr. Christian Ralf Gernhardt).

In der zweiten Session zum gleichen Thema geht es unter Moderation von Prof. Dr. Andreas Jäger (ab 15.30 Uhr) um ein „Restaurationskonzept für die Zukunft“ (Prof. Dr. Roland Frankenberger), die „Molekulare Diagnostik von Parodontalerkrankungen“ (PD Dr. Moritz Kebschull) und „Die Regeneration der Pulpa – ein Zukunftsszenario?“ (Dr. Martin Brüsehaber M.Sc.)

Ebenfalls um 13.30 Uhr (Saal Harmonie) steht unter der Moderation des APW-Vorsitzenden Dr. Norbert Grosse die „Funktionelle und okklusale Rehabilitation im Abrasionsgebiss“ im Mittelpunkt. In dieser ersten Session werden folgende Themen präsentiert: „Indikation aus ästhetischer und phonetischer Sicht“ (Dr. Diether Reusch), „Indikation aus funktioneller Sicht“ (Dr. Olaf Bernhardt) sowie „Zahnhartsubstanzersatz zur Prävention vor weiterer Destruktion im Abrasionsgebiss“ (Prof. Dr. Daniel H.-J. Edelhoff).

In der zweiten Session (ab 15.30 Uhr) werden unter Moderation von Dr. Uwe Blunck verschiedene Therapieansätze aufgezeigt. Prof. Dr. Marc Schmitter stellt „Zahnhartsubstanz zur Verbesserung der Kauleistung“ vor, Prof. Dr. Matthias Kern spricht über „Risiko – Materialauswahl“ und Dr. Bernd Reiss widmet sich den „Möglichkeiten digitaler Herstellungstechnologie zur funktionellen Gestaltung der Okklusion“.

Zahnunterzahl / Zahnverlust
Ein noch breiteres Angebot bietet dann der Samstag, an dem mehrere Themenbereiche parallel laufen werden. Die erste Session zum Thema „Zahnunterzahl / Zahnverlust – interdisziplinäre Therapieansätze“ wird von Prof. Dr. Bernd Klaiber (ab 9 Uhr, Saal Harmonie) moderiert. Es referieren Prof. Dr. Christian Lux („Kieferorthopädisch-interdisziplinäres Management bei Nichtanlagen bleibender Zähne“), Prof. Dr. Dr. Friedrich-Wilhelm Neukam („Hypodontie bei Heranwachsenden: Auswirkungen auf Wachstum und Funktion sowie entsprechende Versorgungskonzepte“) und Prof. Dr. Stefan Wolfart („Frontzahnlücke – Kleben oder Implantieren?“).

Ab 11 Uhr werden unter der Moderation des DGZMK-Vizepräsidenten PD Dr. Dietmar Weng folgende Themen aufgegriffen: „Interdisziplinäre Maßnahmen nach frühzeitigem Frontzahnverlust durch Trauma beim heranwachsenden Patienten“ (PD Dr. Yango Pohl, Dr. Michael Wolf), „Zahnverlust durch Trauma: aktuelle Versorgungskonzepte von MKG-chirurgischer Seite“ (Prof. Dr. Dr. Hans-Peter Howaldt) und „Management von Einzelzahnlücken im Seitenzahnbereich – was kann die Zahnerhaltung dazu beitragen?“ (Prof. Dr. Dr. Hans Jörg Staehle).

Intraligamentäre Anästhesie
Beim Thema „Intraligamentäre Anästhesie – modern oder ein alter Hut?“ (ab 9 Uhr, Saal Illusion) geht es unter Moderation von Dr. Michael Frank, Präsident der gastgebenden LZKH, in folgende Detailaspekte: „Intraligamentäre Anästhesie, Infiltration oder Leitungsanästhesie: Techniken und Aufklärungen – was sagen die Gerichte?“ (Prof. Dr. Dr. Monika Daubländer), „Indikation zur Intraligamentären Anästhesie aufgrund des Risikos möglicher Nervverletzungen bei Leitungsanästhesien“ (Dr. Dr. Wolfgang Jakobs) sowie „Intraligamentäre Anästhesie in der Kinderzahnheilkunde“ (Prof. Dr. Anahita Jablonski-Momeni).

Zahnmedizin und Nationalsozialismus
Historisch interessant und gleichzeitig hochaktuell ist der Schwerpunkt „Zahnmedizin und Nationalsozialismus“, der von Dr. Giesbert Schulz-Freywald moderiert wird (Saal Conclusio 1 + 2, ab 9 Uhr). Hier sprechen Dr. Matthias Krischel („Zahnmedizin im Dritten Reich – Zum Stand der Aufarbeitung“), Prof. Dr. Dr. Dominik Groß („Zwischen Realität und Legendenbildung: Hermann Euler – Leben und Werk“), Dr. Florian Bruns („Walter Artelt und die Rolle von Geschichte und Ethik in der NS-Medizin“) sowie Dr. Gisela Tascher („Die Gründungsgeschichte des Saarländischen Zahnärztesyndikats von 1948 im politischen Kontext“).

Zahnmedizin und Medizin
Auf die Rolle der Zahnmedizin als integraler Bestandteil der Medizin (Saal Harmonie, ab 11 Uhr) fokussiert Prof. Dr. Dr. Hendrik Terheyden , als Moderator der Filmpremiere „Oral Health and Systemic Health – The Interlink between Periodontitis and Diabetes“. Die daran anschließenden Vorträge von Prof. Dr. Dr. Diethelm Tschöpe zu „Parodontitis und Diabetes aus ärztlicher Sicht“ und Prof. Dr. Thomas Kocher über „Parodontitis und Diabetes aus zahnärztlicher Sicht“ werden von Prof. Dr. Dr. Sören Jepsen in den Spannungsbogen gelenkt.

MIH-Molaren: Extraktion?
„MIH-Molaren: Extraktion ja oder nein?“ ist die zur Zeit viel diskutierte Fragestellung, der unter Moderation von Prof. Ralf J. Radlanski (Saal Harmonie, ab 14 Uhr) folgende Referenten nachgehen: Dr. Stefan Feierabend („Pathologie und mögliche Ätiologie der MIH“), Dr. Marina Agathi-Petrou („Epidemiologie der MIH“), Prof. Dr. Dr. Peter Proff („Können MIH-Molaren extrahiert werden?“).

Lachgas in der Zahnmedizin
Das ebenfalls in der Diskussion stehende Thema „Lachgas in der Zahnmedizin“ (13.30 Uhr, Saal Illusion) wird von Prof. Dr. Dr. Monika Daubländer moderiert. Es wird beleuchtet von Prof Dr. Jörg Weimann („Lachgas aus Sicht der Anästhesie“), Dr. Dr. Wolfgang Jakobs („Lachgas aus Sicht der Oralchirurgie“) sowie Prof. Dr. Christian Splieth („Lachgas aus Sicht der Kinderzahnheilkunde“).

Unklare Beschwerden bei Senioren, Lückenhalter und Ethik
Die wachsende Zahl älterer Patienten macht den Block „Unklare Beschwerden bei Senioren“ besonders interessant (Saal Conclusio 1 + 2, 13.30 Uhr). Unter Moderation von Dr. Elmar Ludwig geht es um drei Bereiche: „Alles unangenehm? Mundschleimhautbrennen und Prothesenunverträglichkeit“ (PD Dr. Anne Wolowski), „Alles vergessen? – Umgang mit unklaren Beschwerden bei Menschen mit Demenz“ (Dr. Julia Kunze, Dr. Angela Stillhart, Prof. Dr. Ina Nitschke, ZÄ Claudia Ramm) und „Alles zu trocken? – Mundtrockenheit und Geschmacksveränderungen“ (PD Dr. Sebastian Hahnel).

Prof. Dr. Jörg Lisson moderiert die Vorträge zur Fragestellung „Lückenhalter: wann und wie?“ (Saal Harmonie, 16 Uhr). Dabei referieren Prof. Dr. Franka Stahl de Castrillon zu „Lückenhalter? Wie gehen Milchmolaren verloren. Epidemiologie des sekundären Endstandes“, Prof. Dr. Karl-Friedrich Krey über „Pathologie der Lückeneinengung und Lückenhalter aus Sicht der KFO“ und Prof. Dr. Katrin Bekes zu „Frühzeitiger Milchzahnverlust und Lückenhalter in der Kinderzahnheilkunde“.

Um die ärztliche Ethik dreht sich der Schwerpunkt „Des Patienten Behandlungswille und -wunsch“ (15.30 Uhr, Saal Illusion). Moderiert wird dieser wichtige Themenblock von Prof. Dr. Reiner Biffar. Beiträge dazu liefern PD Dr. Anne Wolowski („Ja, aber… Patientenfall und Problematik bei somatoformer Störung“), Prof. Dr. Dr. Ludwig Figgener („Der ‚an‘-klagende Patient – Juristische Aspekte zu folgenden Kernfragen: Welche Wünsche sollten wie und unter welchen Bedingungen erfüllt werden? Wo sind klar definierte Grenzen?“), Prof. Dr. Dr. Dominik Groß („Gut gemeint – gut gemacht? Rollenkonflikte des Zahnarztes und ihre ethischen Implikationen“) sowie Prof. Dr. Ralf Vollmuth („Ein Dreiecksverhältnis. Konsens und Widerspruch im Verhältnis Patient-Zahnarzt-Kostenträger“).

Zukunftssymposium und Studententag
An junge Zahnärztinnen und Zahnärzte wendet sich das Zukunftssymposium am Freitag (von 10 bis 15 Uhr, Conclusio 1 + 2), das DGZMK und BZÄK gemeinsam veranstalten. Dabei werden die DGZMK-Präsidentin Prof. Dr. Bärbel Kahl-Nieke und BZÄK-Vizepräsident Prof. Dr. Dietmar Oesterreich die Gäste begrüßen, moderieren wird ZÄ und Kieferorthopädin Sabine Steding ein abwechslungsreiches Programm, das sich mit verschiedenen Aspekten der Berufsperspektiven, -ausübung und der Work-Life-Balance auseinandersetzt. Traditionell am Samstag findet wieder der Studententag statt. Ein eigenes Vortragsprogramm (Spektrum 1 + 2, von 10 bis 13.30 Uhr) dazu wird vom DGZMK-Generalsekretär Dr. Ulrich Gaa moderiert, der sich innerhalb des geschäftsführenden Vorstandes auch um den Nachwuchs „kümmert“.

Mit diesem Blick in die nahe Kongresszukunft der DGZMK grüßt die Präsidentin Prof. Kahl-Nieke und empfiehlt allen Interessenten auf jeden Fall „save the date“ und „früh buchen“, denn es lohne sich. Es ist ihr auch ein besonderes Anliegen an dieser Stelle zu betonen, dass der eine Woche vor dem Kongress stattfindende Standespolitische Part des Deutschen Zahnärztetages (am Donnerstag, den 29. Oktober 2015, Hotel Atlantik in Hamburg) mit feierlicher Eröffnung (für alle!), mit der Bundesversammlung der Bundeszahnärztekammer und Vertreterversammlung der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung das gewohnte Gesamtprogramm des Deutschen Zahnärztetages vervollständigt. Lediglich logistische Gründe und diverse Kofaktoren innerhalb der einzelnen Körperschaften haben zu der „dualen“ Variante des Deutschen Zahnärztetages in 2015 und in 2016 geführt.

Hinweis an die Redaktionen: Die wissenschaftliche Pressekonferenz zum Deutschen Zahnärztetag findet am Freitag, 06. November, um 14 Uhr, im Raum Agenda statt. Weitere Informationen zum Kongress unter www.dtzt.de.

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