Der 81-jährige Patient war nach einem Schlaganfall mit Sprachstörungen und einseitiger Beinlähmung als Notfall in die Klinik auf den Marburger Lahnbergen gekommen. Ursache waren starke Einengungen beider Halsschlagadern durch Kalkablagerungen.
Bei der Untersuchung stellten die Mediziner fest, dass der Mann zusätzlich zu der eingeschränkten Durchblutung des Gehirns an einem schweren Herzfehler litt. Somit waren gleich zwei Eingriffe überlebensnotwendig: Die Operation der verengten Halsschlagadern und der Einsatz einer künstlichen Herzklappe.
Da alle üblichen Verfahren für die Herzklappen-Operation durch die zahlreichen Vorerkrankungen des Patienten nicht möglich waren, entschlossen sich die Mediziner zu einem bislang nicht dagewesenen gemeinschaftlichen Eingriff: Die Gefäßspezialisten lösten zunächst die schwersten Verkalkungen aus beiden Halsschlagadern und stellten so die Durchblutung des Gehirns wieder sicher. Anschließend führten die Herzchirurgen über eine Halsschlagader eine künstliche Herzklappe an Stelle der erkrankten eigenen Herzklappe ein. „Ein solcher Zugang über die Halsschlagader ist nach unserer Kenntnis so in Deutschland noch nicht durchgeführt worden. In der Kombination mit der Wiedereröffnung zweier Halsschlagadern dürfte der Eingriff auch weltweit bislang einmalig sein“, sagte Prof. Rainer Moosdorf, Direktor der Klinik für Herz- und thorakale Gefäßchirurgie am UKGM in Marburg.
Gemeinsam mit seinem Kollegen Dr. Josef Geks hatte er den Eingriff geplant und durchgeführt. Der Patient hat diesen besonderen bisher einzigartigen interdisziplinären Eingriff gut überstanden. Es gab keine Komplikationen und er konnte bereits in eine spezielle Rehaklinik entlassen werden.
Weitere Informationen:
Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Standort Marburg
Klinik für Herz – und thorakale Gefäßchirurgie
Direktor: Prof. Dr. Rainer Moosdorf
Baldingerstraße
35043 Marburg
Telefon: 06421/58-66222
URL: http://www.ukgm.de/ugm_2/deu/umr_kvc/index.html