Werden wir künftig noch länger leben?

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Verglichen mit früher ist die Lebenserwartung deutlich gestiegen. Für neugeborene Mädchen gilt aktuell ein durchschnittliches Sterbealter von 83 Jahren, Jungen leben knapp fünf Jahre kürzer. Verglichen mit früheren Zeiten, in denen zuerst fünfzig, dann sechzig und schließlich siebzig Jahre schon als alt galten, sind diese Zahlen erstaunlich. Die Gründe hierfür sind vielseitig. Aber wie wird das in Zukunft aussehen? Die Suche nach dem sprichwörtlichen »Baum des Lebens«, dem Gral und der Wunsch nach dem ewigen Leben geht natürlich immer noch weiter. Aber ist irgendwann Schluss? Oder kann es das Szenario des »Mr. Nobody« geben, dem einzigen, noch immer alternden Menschen in einer Welt der Junggebliebenen? Dieser Beitrag schaut sich die Angelegenheit einmal genauer an.

 

Statistiken im Überblick – Leben

Forscher geben es vor: In Zukunft kann es möglich sein, dass Menschen durchschnittlich 140 Jahre alt werden. Verglichen mit der bisherigen Alterssteigerung in der Geschichte der Menschheit sieht diese Zahl gar nicht so unwahrscheinlich aus. Ein Überblick:

  • Um 1700– in der vorindustriellen Zeit galt es, das kurze Leben zu genießen. Neugeborene wurden – sofern sie die Kindheit überstanden – durchschnittlich gerade einmal dreißig Jahre alt. Die Lebenserwartung in dieser Zeit hing massiv von den äußeren Bedingungen ab. Während hervorragender Erntejahre wurden die »Greise« auch mal 35 Jahre als, in schlechten Jahren sank der Altersdurchschnitt deutlich ab.
  • 1875– die Bedingungen und das Leben hatten sich gebessert. Die Menschen wurden durchschnittlich 35 Jahre alt.
  • Jahrhundert– bereits gegen Ende des vorherigen Jahrhunderts sank die Kindersterblichkeit, sodass sich die Bevölkerung insgesamt verjüngte.
  • Weltkrieg – vor dem 1. Weltkrieg lag die Alterssterblichkeit bei 45 Jahren bei den Männern, Frauen wurden drei Jahre älter.
  • Weltkrieg– vor dem 2. Weltkrieg wurde ein besonders großer Sprung erreicht. Die Lebenserwartung lag erstmals bei um die 60 Jahre.
  • Nachkriegszeit– Neugeborene, die ein Jahrzehnt nach dem Ende des Krieges geboren wurden, durften bereits auf ein Alter zwischen 68 und 73 Jahren hoffen.

Durch Kriege, aber vormals auch durch Hungersnöte oder Plagen wurde die Lebenserwartung zum Teil aufgehalten oder statistisch nach unten gesetzt. Da statistisch immer der Durchschnitt genommen wird, dürften viele ältere Menschen wegfallen, die während der Kriege zu Tode gekommen sind, obwohl sie körperlich noch gesund waren. Aber warum wurden die Menschen überhaupt älter? Ein Überblick:

  • Ernährung– sobald es mehr Handel gab, verbesserte sich die Ernährung. Menschen waren weniger von dem eigenen Ernteerfolg im Dorf abhängig, sondern konnten Lebensmittel aus anderen Regionen erhalten.
  • Medizin– die Medizin machte deutliche Fortschritte und half dabei massiv, die Menschen vor einem frühen Tod zu bewahren. Die wichtigsten Errungenschaften sind hierbei übrigens schlichtweg das bessere Verständnis von Wundbehandlungen und einfachsten Krankheiten. Nach dem Zweiten Weltkrieg veränderte und verbesserte sich die Medizin gemeinsam mit der Wissenschaft und war nun auch in der Lage Krankheiten zu erkennen und zu heilen, die vormals zum Tod führten.

 

Der medizinische Fortschritt

Der medizinische Fortschritt in der Vergangenheit ist bis heute die Grundlage dafür, dass sich die Menschen hierzulande oder weltweit überhaupt über das hohe Renteneinstiegsalter beklagen können. Es ist schwer zu sagen, ob die heutigen Fortschritte so bedeutend sind, wie beispielsweise damals das bessere Verständnis von Wundinfektionen oder gar die Errungenschaft von Penicillin und Antibiotika. Dennoch schreitet die Forschung immer weiter voran, sodass schon heute Erkrankungen behandelt oder gar geheilt werden können, die noch vor dreißig Jahren den sicheren Tod bedeuteten:

  • Krebs– viele Krebsarten können heute zumindest behandelt, wenn nicht gar geheilt werden. Wer hätte vor vierzig Jahren geglaubt, dass ein Tumor so aus dem Hirn entfernt werden könnte, dass der Patient wieder ein normales Leben führen kann? Auch die Bestrahlungsmöglichkeiten und die Chemotherapie wurden so weiterentwickelt, dass viele Patienten geheilt werden können. Viel wichtiger auf diesem Gebiet ist aber, dass Krebs immer früher erkannt und somit wesentlich besser geheilt wird.
  • Herzkrankheiten– Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems sind immer noch eine häufige Todesursache. Dennoch können wir viele Erkrankungen heute schon behandeln, bevor ernste Schäden auftreten. Beispiele sind Herz-Rhythmus-Störungen oder auch verengte Gefäße, die mit Schrittmachern oder Stents behoben werden können.

Es gibt noch viele weitere Beispiele. Hier lässt sich eine Übersicht über Gesundheitsthemen finden. Mit HIV infizierte Patienten können heute mit den richtigen Medikamenten ein recht gutes Leben führen und die Forschung arbeitet daran, AIDS direkt behandeln und heilen zu können.

 

Hürden

So gut wie die Forschung und Medizin ist, so bleibt bei allem Wissen immer noch eine große Hürde zu bewältigen: die Zellstruktur des Körpers. Ohne den Alterungsprozess der einzelnen Zellen aufhalten zu können, ist es schwer, allzu alt zu werden. Denn was nutzt ein eigentlich gesunder Organismus, wenn die Hülle diese Gesundheit nicht ertragen kann? Zudem gibt es freilich äußere Hürden, die es zu bewältigen gilt:

  • Schadstoffe– Schadstoffe altern die Haut, doch wirken sie auch tief im menschlichen Körper. Wer sich die Regionen anschaut, in denen die meisten wirklich alten Menschen leben, kommt schnell zu der Erkenntnis, dass das oft kleine Bergdörfer oder abgelegene Siedlungen sind, in denen die städtischen Schadstoffe kaum existieren.
  • Ressourcen– wird die Menschheit immer älter, werden die Ressourcen nicht mehr ausreichen. Üblicherweise bildet sich hier ein Gleichgewicht und die Sterblichkeitsrate steigt, sobald nicht genügend Ressourcen vorhanden sind. Greift aber die Medizin in den Sterblichkeitsprozess ein, kommt es zur Überbevölkerung.
  • Gehirn– spezielle, nicht heilbare Hirnkrankheiten sind heute schon im Alter ein Problem. Wie verhält sich die Alzheimer- oder Demenzquote, wenn die Menschheit immer älter wird? Ist es dem Hirn gar möglich, Informationen auf 140 oder mehr Jahre zu verarbeiten? Und was ist mit den technischen Errungenschaften? Heute haben etliche Senioren schon Probleme, mit neuen Technologien zurechtzukommen. Wie sieht das aus, wenn ein Mensch im Alter von 130 Jahren einen selbstfahrenden oder gar fliegenden Bus besteigen muss? Oder keine Türknäufe mehr findet, sondern alles mit biometrischen Daten gesteuert wird?

 

Fazit – viel zu klären

Jeder Fortschritt in der Medizin bedeutet, dass ein höheres Alter möglich wird. Auf der anderen Seite müssen jedoch viele Punkte beachtet werden, damit das Leben im extrem hohen Alter auch psychisch möglich bleibt. So unfreundlich und wenig barrierefrei die Gesellschaft heute schon auf Senioren reagiert, so sehr muss sie sich wandeln, wenn extrem hohe Altersklassen erreicht werden können.

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