Blut lässt sich kaum künstlich herstellen, kann aber innerhalb einer Spezies transferiert werden. Gründe für eine Bluttransfusion bei Hunden und Katzen sind meist schwere Unfälle, große Operationen, bei bestimmten Krebserkrankungen, bei Vergiftungen mit Rattengift, schweren Infektionskrankheiten wie etwa die durch Zecken übertragene Babesiose aber auch Erkrankungen des Blutes wie etwa Gerinnungsstörungen oder die genetisch bedingte Bluterkrankheit (Hämophilie).
An der Vetmeduni Vienna können HundebesitzerInnen mit ihren Tieren regelmäßig oder nach Bedarf Blut spenden. Pro Spendertier wird maximal zwei bis vier Mal im Jahr eine Blutspende entnommen. Die Entnahme dauert etwa 15 Minuten. Ein Mindestgewicht von 25 Kilogramm ist für Hunde Voraussetzung und in der Regel werden Hunden etwa 450 Milliliter Blut abgenommen, bei Katzen sind es je nach Körpergröße etwa 50 Milliliter. Katzen werden für die Blutentnahme grundsätzlich sediert. Für die meisten Hunde hingegen bedeutet eine Blutspende keinen großen Stress. Sollte eine Blutentnahme aber zu viel Angst und Stress bei einem Tier auslösen, kommt es für als Spender nicht in Frage.
Blut ist nicht gleich Blut
Wie beim Menschen gibt es auch bei Tieren verschiedene Blutgruppen. Blut wird aufgrund unterschiedlicher Oberflächenproteine an den roten Blutkörperchen in verschiedene Blutgruppen eingeteilt. Beim Hund sind mehr als 12 verschiedene Blutgruppensysteme beschrieben, wobei in der Praxis vor allem auf die Blutgruppen DEA 1.1 positiv oder DEA 1.1 negativ getestet wird. Bei Katzen werden drei verschiedene Blutgruppen unterschieden, bei Pferden acht und bei Rindern sogar elf. Die Transfusion einer unpassenden Blutgruppe kann für Tiere tödliche Folgen haben, beispielsweise dann, wenn eine Katze mit Blutgruppe B das Blut der Blutgruppe A erhält. Bei Pferden und Wiederkäuern ist die erste Übertragung von Spenderblut noch unproblematisch. Bei jeder weiteren Transfusion muss genau auf die Blutgruppe geachtet werden, da sich in diesen Fällen bereits Antikörper gegen das fremde Blut im Organismus der Tiere befinden.
Blutspende als Gesundenuntersuchung
An der Klinischen Abteilung für Interne Medizin Kleintiere der Vetmeduni Vienna können Hunde und Katzen als Spendertiere registriert werden. Die Tiere bekommen einen Blutspendeausweis und werden im Rahmen jeder Spende genau untersucht, erhalten eine Blutbildanalyse, eine Untersuchung auf Blutparasiten, sowie auf virale Infektionserkrankungen.
„Blut zu spenden, schadet den Tieren nicht. Die gespendete Blutmenge kann vom Organismus schnell wieder ausgeglichen werden“, so die Spezialistin für interne Medizin bei Kleintieren und Blutbank-Koordinatorin, Nicole Luckschander-Zeller. „Wir achten besonders darauf, dass sich die Spendertiere bei uns wohlfühlen. Im Anschluss an jede Blutspende gibt es deshalb auch eine kleine Stärkung.“
Hunde- und Katzenblut finden an der Vetmeduni Vienna nicht nur als Vollblut Verwendung. Die Einzelbestandteile, wie Plasma oder Erythrozytenkonzentrate, werden ebenso gelagert und bei Bedarf eingesetzt.
Pferde als Blutspender und Empfänger
In der Pferdemedizin gibt es verschiedene Gründe für eine Blutspende. Das sind einerseits Gerinnungsstörung des Blutes, Anämien (Blutarmut), Vergiftungen oder schwere Infektionskrankheiten. Bei Operationen im sehr gut durchbluteten Nasen- und Kieferbereich werden sicherheitshalber ebenfalls Blutkonserven vorbereitet. Eine Bluttransfusion kann helfen, den Kreislauf des Tieres während der Operation aufrecht zu erhalten.
Gelegentlich bringen Besitzerinnen und Besitzer kranker Pferde die passenden Spendertiere bereits mit zu uns“, so René van den Hoven, Leiter der Klinischen Abteilung für Interne Medizin Pferde. Aber auch klinikeigene Pferde sind im Blutspenderegister der Universität eingetragen. Die entnommene Blutmenge und die Zeitpunkte der vorangegangenen Blutspenden werden hier vermerkt. Blutspenden können so entsprechend geplant werden.
Einem Pferd werden maximal fünf bis sieben Liter Blut während einer Spende abgenommen, danach wird das Blut innerhalb weniger Stunden einem Patienten verabreicht. In einigen Fällen wird auch das Plasma vom Vollblut getrennt und für bestimmte Anwendungen, wie zum Beispiel zur Wundheilung, bei Augenoperationen oder bei Patienten mit massivem Eiweißverlust genutzt. Ein Eiweißverlust entsteht bei schweren Verbrennungen, hochgradigen Durchfällen, Tumor- oder chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, Rippenfellentzündungen oder Bauchfellentzündung.
Wiederkäuer mit Blutarmut benötigen Blutkonserven
Vor allem Schafe, Ziegen, Lamas und Alpakas sind auf der Weide blutsaugenden Parasiten ausgesetzt. Über das Maul aufgenommen, besiedeln die Würmer den Magen-Darmtrakt. Eine hohe Belastung mit diesen Parasiten führt zu schweren Anämien, die lebensbedrohlich für die Tiere sein können. „Diese Akutpatienten benötigen dann rasch eine Blutspende. Auch bei stark blutenden Wunden wird Wiederkäuern Blut zugeführt, zum Glück ist dies aber nicht häufig der Fall“, erklärt der Spezialist für Wiederkäuermedizin, Lorenz Khol.
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