Mit dem Schmerz verhält es sich wie mit Dr. Jekyll und Mr. Hyde: Er vermag unseren Körper vor Schaden zu bewahren, kann aber auch zum unbarmherzigen Tyrannen werden. Diese Janusköpfigkeit ist bis heute ein Rätsel: Wie kann sich eine vitale Schutzfunktion in eine chronische Krankheit verwandeln? Manche Betroffene empfinden chronische Schmerzen als tiefen persönlichen Angriff auf ihr Selbst.
Ein Schwerpunkt der wissenschaftlichen Arbeit von Rohini Kuner liegt in der Erforschung der molekularen Grundlagen von schwer zu behandelnden, aber klinisch bedeutenden Schmerzkrankheiten. In ihrem Vortrag geht sie der Frage nach, wie sich der Schmerz als Gedächtnisspur in das Nervensystem eingräbt und wie das sogenannte „Schmerzgedächtnis“ entsteht; aber auch wie bestehende neuronale Verbindungen wieder gelöscht werden können und an welchen neuen Therapien die Forschung arbeitet.
Zur Person
Prof. Rohini Kuner, Ph.D., ist Direktorin des Pharmakologischen Instituts der Medizinischen Fakultät Heidelberg, wo sie den Lehrstuhl für Pharmakologie und Toxikologie innehat. Nach ihrem Bachelorabschluss in pharmazeutischer Technologie an der Universität Bombay promovierte sie an der University of Iowa (USA) und habilitierte sich an der Universität Heidelberg. Für ihre Forschung wurde sie mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und u. a. als Mitglied der Leopoldina, der Nationalen Akademie der Wissenschaften, berufen.