Gutes Sehen ist ein wesentlicher Faktor unserer Lebensqualität. Die Augen werden in fast jeder Situation gebraucht: Vom morgendlichen Aufstehen bis zum Einschlafen am Ende des Tages sind sie in Aktion. Leider sind erworbene oder angeborene Sehschwächen weit verbreitet: Ein großer Teil der Bevölkerung ist betroffen. In vielen Fällen gelingt es, die Defizite – wie etwa Kurz- oder Weitsichtigkeit – mit Hilfsmitteln auszugleichen. Heilbar sind Augenerkrankungen oft nicht.
Brillenträger werden immer jünger
Eine vom Kuratorium Gutes Sehen e.V. in Auftrag gegebene Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach kam 2012 zu dem Ergebnis, dass mehr als 40 Millionen Deutsche, und damit fast zwei Drittel der Bevölkerung über 16 Jahren (64 Prozent), eine Brille tragen. Mehr als die Hälfte von ihnen sind ständig auf diese Sehhilfe angewiesen. Die anderen nutzen sie nur gelegentlich, beispielsweise als Lesebrille.
Überraschenderweise gibt es große Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Die Studie belegt, dass im Jahr 2011 rund 67 Prozent der Frauen und nur 59 Prozent der Männer eine Brille trugen.
Rückblickend lässt sich feststellen, dass die Zahl der Brillenträger seit zehn Jahren etwa identisch geblieben ist. Schaut man weiter zurück – die Allensbach-Brillenstudie wird seit 1952 alle drei Jahre erhoben – gibt es allerdings eine sehr wesentliche Veränderung: Die Zahl der Brillenträger zwischen 20 und 29 Jahren hat sich in den vergangenen 60 Jahren mehr als verdoppelt. Der Grund ist die Zunahme der Bildschirmarbeit.
Es hat sich auch herausgestellt, dass Betroffene vermehrt zu „unsichtbaren Brillen“, also Kontaktlinsen, greifen. Seit 1993 hat sich diese Gruppe fast verdoppelt. Es sind 3,4 Millionen Menschen, von denen wiederum etwa die Hälfte, 1,8 Millionen, regelmäßig zu den Linsen greift. Die anderen sind „Gelegenheitsträger“ und wechseln je nach Anlass zwischen Brille und Linsen.
Formen der Sehschwäche (Asthenopie)
Die häufigsten Formen einer Asthenopie sind die meist genetisch angelegten optisch bedingten Fehlsichtigkeiten, die sogenannten Ametropien. Dazu gehören Kurz-, Weitsichtigkeit und Astigmatismus. Bei der Kurzsichtigkeit oder Myopie sind meist ein zu langer Augapfel oder – sehr viel seltener – eine zu hohe Brechungskraft der Hornhaut oder der Linse schuld an der Erkrankung. Sie kann mit einer Brille oder auch operativ mittels Laser korrigiert werden. Bei der Weit- oder Übersichtigkeit (Hyperopie, Hypermetropie) ist dagegen der Augapfel zu kurz oder die Brechungskraft zu gering. Auch hier hilft die Brille. Ein Astigmatismus ist eine Hornhautverkrümmung oder Stabsichtigkeit und wird mit einem zylindrisch geschliffenen Brillenglas ausgeglichen.
Außerdem gibt es neben anderen selteneren Erkrankungen des Auges Farbsinnstörungen wie Farbenfehlsichtigkeit oder Farbenblindheit, Nachtblindheit und Alterssichtigkeit (Presbyopie) – eine altersbedingte Form der Weitsichtigkeit, also keine Krankheit im eigentlichen Sinne. Sie entsteht dadurch, dass sich das Auge nicht mehr ausreichend an das Sehen in der Nähe einstellen kann. Die Lesebrille schafft hier Abhilfe.
Augenerkrankungen wie Grüner Star, Grauer Star und Formen der Makuladegeneration sind häufig eine Folge des natürlichen Alterungsprozesses, teilweise auch im Zusammenhang mit einer anderen Erkrankung wie beispielsweise der Diabetes. Der Betroffene ist mit trüben, verschwommenen oder unscharfen Bildern konfrontiert; Augen-, Kopfschmerzen und Übelkeit können hinzukommen. Hier ist der Weg zum Augenarzt unumgänglich, um eine Therapie einzuleiten. Im schlimmsten Fall droht sonst die Erblindung.
Beim Grünen Star oder Glaukom steigt der Augeninnendruck und die Durchblutung des Sehnervs wird gestört. Diese Krankheit tritt meist erst nach dem 40. Lebensjahr auf, mit zunehmendem Alter steigt das Erkrankungsrisiko. Auch Vererbung, Rauchen, Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen oder Kurzsichtigkeit können die Ursache sein. Oft wird zuerst eine Einschränkung des Blickfeldes bemerkt. Der Grüne Star ist mit Tropfen, einer Laserbehandlung oder einer Operation gut behandelbar.
Der Graue Star oder Katarakt hängt mit der Alterung und Eintrübung der Augenlinse zusammen und ist nicht aufzuhalten. Die Erkrankung gehört zum Alterungsprozess dazu und betrifft nahezu jeden. Sie äußert sich in Doppelbildern, starker Blendempfindlichkeit und schlechterer Fernsicht. Es empfiehlt sich, frühzeitig einen Fachmann zu konsultieren. Eine kleine, meist ambulante Operation beseitigt die Beschwerden und der Arzt reguliert mit der eingesetzten Kunststofflinse meist noch andere Fehlsichtigkeiten. Grauer Star kann auch durch Diabetes, intensive Sonne, Mangelernährung oder Augenentzündungen und
-verletzungen hervorgerufen werden.
Bei der Makuladegeneration werden die Zellen im Auge, die für das Scharfsehen zuständig sind, abgebaut. Auch diese Krankheit hängt vor allem mit dem Alter zusammen. Unbehandelt kann es passieren, dass die Umgebung letztlich nur noch in schattenhaften Umrissen wahrgenommen wird. Die Erkrankung kann auch vererbt sein oder Folge von Bluthochdruck, Rauchen oder Diabetes sein. Mit einer ausgewogenen, vitaminreichen Ernährung lässt sich sie sich vorbeugen. Die Behandlung mit Injektionen, eine photodynamische Therapie oder Laserbehandlung können die Makuladegeneration aufhalten und bestenfalls stoppen.
Ursachen von Augenproblemen
Neben den erwähnten Krankheiten und dem natürlichen Alterungsprozess des Auges gibt es auch ungünstige Umweltfaktoren, die der Sehleistung schaden. Grelles Licht sollte vermieden werden, zum Schutz gegen die UV-Strahlen empfiehlt sich eine Sonnenbrille. Auch körperlicher und seelischer Stress, Smog, trockene Raumluft, ausgedehnte Bildschirmarbeit, Nikotin und alle Umweltgifte machen den Augen zu schaffen.
Es klingt banal, aber ausreichend Entspannung und Schlaf und eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse helfen auch den Augen. Wer besonders bei der Arbeit immer für günstige Lichtverhältnisse sorgt, beugt damit einer Überanstrengung vor. Auch der Satz von den Augen-erfreuenden Möhren trifft zu: Das enthaltene Beta-Carotin wird im Darm mittels Enzymen in das für die Augen wichtige Vitamin A, entscheidend für die Signalübertragung beim Sehvorgang, umgewandelt. Fehlt es, drohen trockene Augen und Nachtblindheit.
Sehhilfen
Bei einer Sehschwäche – egal welcher Art – sollte man sich nach dem Augenarzttermin ausführlich von einem Optiker beraten lassen. Zum Glück gibt eine ganze Reihe von segensreichen Erfindungen, die auch einem älteren und geschwächten Auge gutes Sehen ermöglichen. Dazu zählen nicht nur die schon erwähnten Brillen für Weitsichtige und Kurzsichtige. Optiker bieten auch Lesebrillen und immer besser verträgliche Kontaktlinsen. Außerdem existieren Lupen mit und ohne Beleuchtung, spezielle Lesestäbe oder Lupenlineale, Lupen- und Fernrohrbrillen – viele Möglichkeiten, das eingeschränkte Sehvermögen optimal zu nutzen.