Welche Operation ist effektiver?

Eine chronische Entzündung der Bauchspeicheldrüse geht mit starken und lang anhaltenden Schmerzen im Oberbauch einher. Auslöser sind Abflussstörungen des Verdauungssaftes, die dauerhaft nur durch eine Operation beseitigt werden können. Im Mai 2009 ist die europäische "ChroPac"- Studie des Studienzentrums der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie an der Chirurgischen Universitätsklinik Heidelberg gestartet, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG gefördert wird. Dabei werden zwei gleichwertige Operationsverfahren verglichen, um herauszufinden, welche Methode den Patienten langfristig eine bessere Lebensqualität bringt. Professor Dr. Christoph Seiler, Oberarzt an der Chirurgischen Universitätsklinik in Heidelberg, leitet die Studie. Ingesamt nehmen 13 Kliniken im In- und Ausland teil.

Die chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung tritt in den westlichen Industrieländern zunehmend häufiger mit etwa acht Neuerkrankungen pro Jahr und 100.000 Einwohnern auf. Meist wird die Erkrankung durch zu starken Alkoholkonsum verursacht, es spielen aber auch Gallenwegserkrankungen und unbekannte Ursachen eine Rolle. Kleine Steinchen in den Bauchspeicheldrüsengängen führen zu Abflussstörungen und einem Rückstau des aggressiven Verdauungssaftes in das Organ, was die Entzündung weiter fördert. Typische Symptome sind Schmerzen und Gewichtsverlust. Verliert die Bauchspeicheldrüse ihre Funktion, bleibt der Nahrungsbrei unverdaut, und der Patient kann zusätzlich an Diabetes (Zucker) erkranken.

Den Zwölffingerdarm erhalten?

Um die Schmerzen zu behandeln, müssen der Stau im Bauchspeicheldrüsengang und das entzündliche, veränderte Gewebe beseitigt werden, was dauerhaft nur durch eine Operation möglich ist. Es gibt zwei gängige Operationsverfahren: Bei der Whipple Operation werden neben dem entzündeten Kopf der Bauchspeicheldrüse auch Teile des Zwölffingerdarms und des Magens, die Gallenblase und ein Teil des Gallenganges entfernt. In dem zweiten Verfahren bleiben Magen und Zwölffingerdarm erhalten. Der Bauchspeicheldrüsenkopf wird ausgeschält, und die Verengungen am Gallen- und Bauchspeicheldrüsengang werden beseitigt. Beide Verfahren sind etablierte und gleichwertige Operationsmethoden mit vergleichbaren Risiken und Nebenwirkungen. Bisher ist jedoch nicht bekannt, welche Methode bei chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündungen langfristig bessere Ergebnisse zeigt und den Patienten damit eine höhere Lebensqualität bietet.

"Verblindete" Studie – in der Chirurgie eine Seltenheit

Insgesamt sollen 200 Patienten untersucht werden. Das Los entscheidet, welches Operationsverfahren angewendet wird. Nach der Operation wissen weder der weiter behandelnde Arzt, noch der Patient, wie operiert wurde – die Studie erfolgt "doppelblind", damit die Ergebnisse nicht durch bestimmte Meinungen und Erwartungen verfälscht werden können. Alle Patienten werden über zwei Jahre nachuntersucht. Neben der Universitätsklinik Heidelberg nehmen 12 weitere Kliniken im In- und Ausland an der Untersuchung teil. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat nach einer internationalen Begutachtung die "ChroPac"-Studie in ihr Förderprogramm aufgenommen und stellt dafür 1 Million Euro zur Verfügung.

Interessierte, nicht voroperierte Patienten können sich unter 06221-56-37728 über die/das für Sie nächstgelegene Klinik/Studienzentrum informieren.

Weitere Informationen im Internet:
www.chropac-trial.eu
www.klinikum.uni-heidelberg.de/Studienzentrum-der-Deutschen-Gesellschaft-fuer-Chirurgie-SDGC.6107.0.html

Literatur:
Diener MK, Knaebel HP, Heukaufer C, Antes G, Büchler MW, Seiler CM. A systematic review and meta-analysis of pylorus-preserving versus classical pancreaticoduodenectomy for surgical treatment of periampullary and pancreatic carcinoma. Annals of Surgery, 2007 245(2): 187-200.

Ansprechpartnerin:
Dr. Alexandra Moreno Borchart
Studienkoordinatorin
Studienzentrum der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (SDGC)
Chirurgische Universitätsklinik Heidelberg
Im Neuenheimer Feld 110
69120 Heidelberg
Tel.: 06221 / 56 37 728
Fax: 06221 / 56 69 88
E-Mail: Alexandra.MorenoBorchart@med.uni-heidelberg.de

Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang
Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der größten und renommiertesten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international bedeutsamen biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung neuer Therapien und ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 7.600 Mitarbeiter und sind aktiv in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 40 Kliniken und Fachabteilungen mit ca. 2.000 Betten werden jährlich rund 550.000 Patienten ambulant und stationär behandelt. Derzeit studieren ca. 3.400 angehende Ärzte in Heidelberg; das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland.

www.klinikum.uni-heidelberg.de

Bei Rückfragen von Journalisten:
Dr. Annette Tuffs
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Universitätsklinikums Heidelberg
und der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg
Im Neuenheimer Feld 672
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Fax: 06221 / 56 45 44
E-Mail: annette.tuffs(at)med.uni-heidelberg.de

Diese Pressemitteilung ist auch online verfügbar unter
www.klinikum.uni-heidelberg.de/presse

TN
(idw, 02/2010)

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