Was ist Tinnitus und welche Hilfen gibt es?

Tinnitus

Tinnitus – oder Ohrensausen – ist ein häufiges Phänomen, das Menschen in den unterschiedlichsten Lebensphasen betreffen kann. Vielfältig sind auch die Ursachen: von kurzfristiger Überlastung des Gehörsystems bis zur chronischen Erkrankung. Und auch die Auswirkungen variieren von leichter bis enormer Einschränkung der Lebensqualität.

Tinnitus – Was ist das?

Die Bezeichnung Tinnitus stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „Klingeln“. Laut Definition ist Tinnitus die Wahrnehmung von Geräuschen in einem oder in beiden Ohren beziehungsweise im Kopf. Ein Tinnitus wird üblicherweise nur von der Person selbst gehört. Für eine Diagnose führt der Weg zunächst zum Hals-Nasen-Ohrenarzt.[1]

Wer starkem Lärm ausgesetzt war, wie beispielsweise bei einem Rockkonzert oder am Arbeitsplatz, kennt dieses Phänomen. Lärm kann die sensiblen Haarzellen im Innenohr schädigen beziehungsweise (über)reizen und das Ohrensausen auslösen.[2] 15 bis 20 Prozent der Menschen machen Erfahrungen mit Tinnitus – ältere Personen öfter als jüngere.[3]

Die Ohrgeräusche können aber auch ohne äußere Einflüsse auftreten. Sie können nach einer Minute verschwunden sein oder sich im Ohr „einnisten“ und für längere Zeit bestehen bleiben.[4]

Auch die Geräusche können sich auf vielfältige Weise zeigen: von einem leisen Zischen, Klicken oder Summen bis hin zu einem lauten Sirren, Pfeifen oder Brummen. Ein landläufiger Ausdruck für Tinnitus ist neben Ohrensausen auch Ohrenrauschen.

Um bei Tinnitus Hilfe zu erhalten, ist die möglichst genaue Beschreibung wichtig. Der Arzt erkundigt sich nach der Krankengeschichte (Anamnese), was eine erste Einschätzung des Schweregrades ermöglicht. Danach erfolgen entsprechende Untersuchungen wie zum Beispiel eine Ohrmikroskopie oder das Abhören der Durchblutung in der Halsschlagader.

Handelt es sich um einen subjektiven Tinnitus, kommen weitere Test- und Untersuchungsmethoden zum Einsatz – zum Beispiel:

  • Hörtests
  • Messung des Ohrendrucks
  • Reflex-Messung (Schwingungsverhalten des Trommelfells)
  • Hör-Nerv-Messung

Manchmal ist es erforderlich, Spezialisten aus anderen Fachgebieten hinzuzuziehen, wenn der Tinnitus beispielsweise von der Halswirbelsäule oder von Herz-Kreislauf- Erkrankungen herrührt. Ebenso kann es sein, dass psychologische Themen ursächlich sind.

Ziel ist, den Tinnitus genauer zu bestimmen, um eine zielführende Behandlung einleiten zu können.

Oft – in über 90 Prozent der Fälle – tritt Tinnitus in Kombination mit einer Schwerhörigkeit auf.[5] Dann leitet das Ohr weniger Töne als gewohnt zum Hörzentrum. Das Gehirn versucht dies auszugleichen, indem es die Geräuschwahrnehmung hoch reguliert und damit eine Fehlregulation produziert. Deshalb ist der Einsatz von Hörgeräten dienlich.[6]

Welchen Einfluss hat ein Tinnitus auf das Leben?

Tinnitus beeinflusst das Leben ganz unterschiedlich. Manche Menschen stört er wenig, für Andere bedeutet er eine massive Verschlechterung der Lebensqualität. Zum einen liegt dies am Ausprägungsgrad der Ohrgeräusche, zum anderen an den Bewältigungsstrategien, das heißt, wie die Betroffenen lernen, damit umzugehen.

Eine maßgebliche Rolle spielt, ob die Ursache festgestellt und damit gezielt angegangen werden kann. Ein Tinnitus geht in manchen Fällen mit Erkrankungen wie Diabetes (und daraus resultierenden Durchblutungsstörungen) einher; er kann aber auch als Nebenwirkung von Medikamenten auftreten. Wer Tinnitus hat, kann auch folgende Probleme bekommen:[7]

  • Schlafprobleme
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • Ängste
  • Reizbarkeit
  • Kopfschmerzen
  • Gedächtnisstörungen

Diese in den Griff zu bekommen, kuriert zwar nicht den Tinnitus selbst, kann jedoch das Wohlbefinden verbessern und das Selbstwertgefühl stabilisieren.

Tinnitus wirkt sich unter Umständen negativ auf soziale Aspekte des Lebens aus. Im Einzelfall stellen sich depressive Zustände ein bis hin zum sozialen Rückzug, weil gemeinsame Aktivitäten vermieden werden. Dann kann das Aufsuchen einer Selbsthilfegruppe einen Weg zurück ins soziale Leben ermöglichen.

Viele Betroffene finden ihre ganz persönliche Art und Weise, mit dem Tinnitus umzugehen. Sie erlernen Entspannungsmethoden, absolvieren eine gezielte Therapie oder erfahren Erleichterung durch das Nutzen von Hörgeräten oder anderen Hilfsmitteln. So vielfältig Ohrgeräusche sind, so individuell sind auch die Wege zur Heilung oder zum zufriedenen Leben mit dem Tinnitus. Hilfe und Anregungen dafür liefern zum Beispiel die Deutsche Tinnitus-Liga e.V., für Fachleute existieren entsprechende Leitlinien. Informationen zu Schäden und Beeinträchtigungen durch Lärm bieten verschiedene Institutionen des Arbeitsschutzes, zum Beispiel die Bundeanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin sowie das Umweltbundesamt.


[1] „Untersuchungen & Diagnose » Tinnitus » Krankheiten » HNO-Ärzte-im-Netz »“. Hno-aerzte-im-netz.de, https://www.hno-aerzte-im-netz.de/krankheiten/tinnitus/untersuchungen-diagnose.html. Zugegriffen 3. Mai 2024.

[2] „Tinnitus – das Pfeifen und Klingeln im Ohr“. Die Techniker, https://www.tk.de/techniker/gesundheit-und-medizin/behandlungen-und-medizin/tinnitus/tinnitus-2022696. Zugegriffen 13. Mai 2024.

[3] „Tinnitus“. Mayo Clinic, https://www.mayoclinic.org/diseases-conditions/tinnitus/symptoms-causes/syc-20350156. Zugegriffen 3. Mai 2024.

[4] „Ohrgeräusche (Tinnitus)“. Bund.de, https://gesund.bund.de/tinnitus. Zugegriffen 13. Mai 2024.

[5] „Tinnitus: Ursachen, Symptome und Behandlung“. AOK – Die Gesundheitskasse, https://www.aok.de/pk/magazin/koerper-psyche/organe/chronischer-tinnitus-ursachen-symptome-und-behandlung/. Zugegriffen am 13. Mai 2024.

[6] „Was bei Tinnitus wirklich hilft – und was nicht“. Pharmazeutische Zeitung online, https://www.pharmazeutische-zeitung.de/was-bei-tinnitus-wirklich-hilft-und-was-nicht-145755/. Zugegriffen am 13. Mai 2024.

[7] „Tinnitus“. gesundheitsinformation.de, https://www.gesundheitsinformation.de/ohrgeraeusche-tinnitus.html. Zugegriffen 13. Mai 2024.


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