Was ist Geist?
Antworten und Konsequenzen für die wissenschaftliche und praktische Medizin
Wurde dem Geist des Menschen in früheren Kulturen stets eine eigenständige Realität zugesprochen, so hat die naturwissenschaftliche Weltanschauung zur Auffassung geführt, der Geist sei letztlich ein Produkt neurobiologischer Gehirnprozesse und damit der Materie. Im Gegensatz dazu hat die Quantenphysik zur Auflösung des klassischen Materieverständnisses geführt und bei namhaften Physikern zur Auffassung, dass die Materie letztlich Geist sei.
Die naturwissenschaftliche Medizin hat zur gesicherten Erkenntnis geführt, dass es im Menschen keine lebendigen, seelischen und geistigen Prozesse gibt, die nicht durch konkrete materielle Korrelate des Organismus bedingt sind. Ob dieses Bedingtsein allerdings identisch ist mit Verursachtsein, und ob damit dem Geistigen ein eigner Seinswert abgesprochen werden kann, bleibt zu klären. Sicher ist, dass viele Patienten trotz den enormen Erfolgen der modernen Medizin zunehmend unzufrieden sind mit einer medizinischen Auffassung und Praxis, die Gesundheit und Krankheit letztlich rein materiell interpretiert.
Die Fragen danach, was Geist eigentlich ist, wie diese Frage auf empirischer Grundlage angegangen werden kann, und welche Konsequenzen entsprechende Antworten oder Hypothesen für die medizinische Forschung und Praxis haben, ist also aktuell und letztlich versorgungsrelevant.
Das zweite Kolloquium Humanismus, Medizin und Philosophie an der Universität Witten/Herdecke setzt sich zum Ziel, diese Fragen in einem interdisziplinären Kreis von akademischen Repräsentanten verschiedener Fachbereiche nach Vorstellung entsprechender Thesen kreativ und ergebnisoffen zu diskutieren.
Das Kolloquium ist offen für Ärzte und Angehörige anderer Gesundheitsberufe, Psychologen, Philosophen und interessierte Fachleute verwandter Gebiete.
Tagungsort am 1. und 2. März 2013:
Universität Witten/Herdecke
Hauptgebäude, Raum E 110
Alfred-Herrhausen-Straße 50
D-58448 Witten
Das Tagungsprogramm:
Freitag, 1. März 2013
11.00-11.15 Begrüßung: Peter Heusser
11.15-11.45 Prof. Dr. rer. nat. Thomas Görnitz,
Fachbereich Physik, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt a. M.
Das Geistige im Blickfeld der Naturwissenschaft – Bewusstsein und Materie als spezielle Formen der Quanteninformation
11.45-12.15 Diskussion
12.15-13.30 Mittagspause
13.30-14.00 Dr. sc. nat. Stephan Baumgartner
Kollegiale Instanz für Komplementärmedizin KIKOM, Universität Bern
Können Substanzen geistartige Wirkungen entfalten? Ergebnisse und Gedanken aus der homöopathischen Grundlagenforschung
14.00-14.30 Diskussion
14.30-14.45 Pause
14.45-15.15 Prof. Dr. phil. Harald Walach
Institut für transkulturelle Gesundheitswissenschaften, Europa-Universität Viadrina, Frankfurt a.d.O.
Geist in der Flasche – vulgärer Materialismus auf dem Tisch: Kategorienfehler, unbequeme Daten und ein bescheidener Beitrag zum Leib-Seele-Problem
15.15- 15.45 Diskussion
15.45-16.00 Pause
16.00-16.30 Prof. Dr. phil. Dieter Wandschneider
Philosophisches Institut der Universität RWTH Aachen
Geist als Höchstform und Überschreitung materiellen Seins
16.30-17.00 Diskussion
17.00-17.15 Pause
17.15-17.45 Prof. Dr. rer. nat. Martina Piefke
Lehrstuhl für Neurobiologie und Genetik des Verhaltens, Universität Witten/Herdecke
Neurobiologische Korrelate mentaler Prozesse und unserer Vorstellungen des Geistigen
17.45-18.15 Diskussion
18.15-19.30 Abendpause
19.30-20.00 Prof. Dr. med. Dr. theol. Mathias Beck
Institut für Systematische Theologie und Theologische Ethik, Universität Wien
Die Geistkonzeption des Thomas von Aquin in ihrer Relevanz für den gegenwärtigen Paradigmenwechsel in der Medizin
20.30-21.00 Diskussion
Samstag, 2. März 2013
08.30-09.00 Prof. Dr. med. Arndt Büssing
Professur für Lebensqualität, Spiritualität und Coping, Universität Witten/Herdecke
Der Geist in der Mind-Body-Medizin – Beispiele aus Ost und West
09.00-09.30 Diskussion
09.30-09.45 Pause
09.45-10.15 Prof. Dr. med. Peter Heusser, MME
Lehrstuhl für Medizintheorie, Integrative und Anthroposophische Medizin, Universität Witten/Herdecke
Empirischer Zugang zum Geist in Anthropologie und Anthroposophie. Folgen für die Medizin
10.15-10.45 Diskussion
10.45-11.00 Pause
11.00-11.30 Prof. Dr. phil. Albert Newen
Philosophie des Geistes, Institut für Philosophie II, Ruhr-Universität Bochum
Was ist Geist? Eine Stellungnahme aus der Sicht der Philosophie des Geistes und der Kognitionswissenschaft
11.30-12.00 Diskussion
12.00-12.30 Kurzes Mittagessen
12.30-13.00 Prof. Dr. phil. Klaus Fischer
Fach Philosophie (Wissenschaftstheorie, Wissenschaftsgeschichte und Naturphilosophie), sowie Forschungsstelle für interkulturelle Philosophie, Universität Trier
Der Geist an der Grenze des Lebens – Interpretation und interkultureller Vergleich von Nahtodeserfahrungen
13.00-13.30 Diskussion
13.30-14.00 Prof. Dr. med. Peter Matthiessen
Forum Pluralismus in der Medizin und Zentrum für Integrative Medizin, Universität Witten/Herdecke
Was ist Geist? Zusammenfassung, Ausblick, Verabschiedung
Weitere Informationen erhalten Sie bei Prof. Dr. med Peter Heusser, 02330 – 62 4761 (Sekr.),peter.heusser@uni-wh.de