Patienten mit chronischer Herzmuskelschwäche könnten künftig von einer sogenannten Gentherapie profitieren, die von Kardiologen am Universitätsklinikum Heidelberg entwickelt wurde und in den kommenden Jahren in die klinische Anwendung gebracht werden soll. Voraussetzung für medizinische Forschritte dieser Art ist nicht allein eine innovative Erfindung, sondern vor allem ihre erfolgreiche Umsetzung und Einführung in die Praxis. Gibt es dafür Erfolgsrezepte? Bei einem Informationsabend am 27. November 2014 berichtet Professor Dr. Patrick Most, Kardiologe am Universitätsklinikum Heidelberg, über seinen Weg von der Grundlagenforschung zur Unternehmensgründung und Gentherapie. Veranstalter ist die technology transfer heidelberg GmbH, Tochter des Universitätsklinikums und verantwortlich für den Technologietransfer, d.h. die kommerzielle Begleitung von wissenschaftlichen Erfindungen und Forschungsergebnissen aus der Universitätsmedizin. Seit 2007 hat das das Team des Technologietransfers rund 350 Erfindungen bearbeitet und bisher zehn Ausgründungsprojekte bzw. Startup-Unternehmen begleitet, wie z.B. die Ausgründung von Professor Most. Geschäftsführer Dr. Jörg Rauch stellt die verschiedenen Möglichkeiten, Erfindungen in die Anwendung zu überführen, vor. Anschließend stehen er, Professor Most und die angehende Gründerin Dr. Rongxi Yang, Universitäts-Frauenklinik Heidelberg, für Diskussionen zur Verfügung.
Die Veranstaltung findet am Donnerstag, 27. November 2014, ab 17 Uhr im Hörsaal der Universitäts-Frauen- und Hautklinik, Im Neuenheimer Feld 440, statt. Sie wird durch die Heidelberg Startup Partners, einem Zusammenschluss von Heidelberger Bildungs- und Forschungseinrichtungen, der technology transfer heidelberg GmbH, der IHK Rhein-Neckar sowie des Technologieparks Heidelberg, unterstützt. Alle Interessierten sowie Journalisten sind herzlich eingeladen! Der Eintritt ist frei.
Protein S100A1 macht den Herzmuskel wieder stark
Das neue Therapieverfahren, das Professor Dr. Patrick Most, Leiter der Sektion für Molekulare und Translationale Kardiologie, mit seinem Team und gemeinsam mit Professor Dr. Hugo Katus, Ärztlicher Direktor der Abteilung für Kardiologie, Pneumologie und Angiologie an der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg, sowie Professor Andrew Remppis, Ärztlicher Direktor des Herz- und Gefäßzentrums Bad Bevensen, in jahrzehntelanger Forschung entwickelte, ist ein hervorragendes Beispiel für einen geglückten Transfer von bahnbrechenden Forschungsergebnissen aus dem Labor in die Praxis.
Die Mediziner entdeckten, dass das körpereigene Eiweiß S100A1 die Pumpleistung des Herzens erhöht und für eine ausreichende Energieversorgung sorgt. An diesem „Treibstoff“ mangelt es Patienten mit chronischer Herzmuskelschwäche. Bei der Gentherapie wird der genetische Bauplan für S100A1 mit Hilfe eines „Gentaxis“ – im Labor hergestellten, ungefährlichen Viren – in die Blutbahn des Herzmuskels eingebracht, von den Herzzellen aufgenommen und aktiviert: Der erkrankte Herzmuskel stellt das Eiweiß wieder in ausreichender Menge her. Dies verbessert die Pumpkraft, stabilisiert den Herzrhythmus und lässt sogar krankhafte Veränderungen des Herzmuskels ausheilen. Im Großtiermodell erwies sich die Therapie bereits als sicher und nachhaltig wirksam.
Niederländische Biotechnologiefirma uniQure B.V. übernimmt Ausgründung des Universitätsklinikums Heidelberg
Aufbauend auf diesen Forschungserfolgen gründeten Professor Most und Professor Katus mit Hilfe des Technologietransfers und der Heidelberg Startup Partners im Dezember 2013 die InoCard GmbH. Diese ist nun vom niederländischen Biotechnologie-Unternehmen uniQure B.V. für insgesamt drei Millionen Euro übernommen worden. uniQure B.V. führt derzeit als einziges pharmazeutisches Unternehmen ein in Europa zugelassenes Gentherapeutikum. Mit der Ausstattung zur Herstellung der benötigten Viren im großen Maßstab und Erfahrung im Zulassungsprozess für solche Arzneimittel verfügt uniQure B.V. derzeit über einen weltweit konkurrenzlosen Technik- und Wissensvorsprung. Fortan wird die Firma als uniQure GmbH Deutschland gemeinsam mit Professor Most die Therapie weiterentwickeln. 2016 sollen erste Sicherheitsstudien mit Patienten starten. „Die Gründung der Inocard GmbH war der Schlüssel, um einen geeigneten biotechnologischen Partner für Weiterentwicklung und Herstellung des neuen Medikaments sowie klinische Studien zu finden“, so Most.
Technologietransfer: Forschungsergebnisse schnell zur Anwendung bringen
Von der Laborbank bis zum Patienten ist es mitunter ein weiter Weg. Bis eine Entwicklung zur Anwendung kommt, vergehen oft mehrere Jahre – wertvolle Zeit, in der Innovationen weder dem Patienten zu Gute kommen noch wirtschaftlich genutzt werden können. Um diese Zeitspanne zu verkürzen, wurde die technology transfer heidelberg GmbH (tth) gegründet. Sie soll Forschungsergebnisse aus der Universitätsmedizin als geistiges Eigentum sichern und die daraus resultierenden Patente gemeinsam mit Partnern aus der Industrie zur effizienten Anwendung bringen, z.B. in der Entwicklung eines neuen Medikaments, Therapie- oder Diagnoseverfahrens. Die GmbH bietet Wissenschaftlern dazu ein umfassendes Beratungs- und Servicepaket an.
Ansprechpartner:
Dr. Volker Cleeves und Dr. Jörg Rauch
technology transfer heidelberg GmbH
Im Neuenheimer Feld 672
69120 Heidelberg
Tel.: 06221 56-6426 oder -38392
E-Mail: tt-team@med.uni-heidelberg.de
Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang
Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der bedeutendsten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international renommierten biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung innovativer Diagnostik und Therapien sowie ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 12.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und engagieren sich in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 klinischen Fachabteilungen mit ca. 1.900 Betten werden jährlich rund 66.000 Patienten voll- bzw. teilstationär und mehr als 1.000.000 mal Patienten ambulant behandelt. Das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. Derzeit studieren ca. 3.500 angehende Ärztinnen und Ärzte in Heidelberg.