Vom Labor ans Krankenbett – ONCOMIRS untersucht die Entstehung von Krebs

Die Entschlüsselung des menschlichen Genoms hat gezeigt, dass nur ein sehr kleiner Bruchteil des Genoms für den Aufbau von Proteinen, den Grundbausteinen von Zellen, verantwortlich ist bzw. für Proteine kodiert. Zunächst ging man in diesem Zusammenhang davon aus, dass es sich beim "Rest" des Genoms um unnütze DNA handelt, die sich im Verlauf der Evolution angesammelt hat. Es wurde allerdings schnell klar, dass sich in der "Müll-DNA" wichtige Gene verbergen. Die jeweilige Funktion dieser RNAs (Ribonukleinsäuren) ist allerdings bislang nur in wenigen Fällen bekannt.

Eine sehr wichtige Klasse solcher RNAs sind sogenannte kleine nicht-kodierende RNAs, die durch ihre charakteristische Länge von ca. 20-30 Nukleotiden gekennzeichnet ist. Solche RNAs werden microRNAs, siRNAs oder piRNAs genannt. Ihre Erforschung steht noch am Anfang. Allerdings scheinen sie eine wichtige Funktion für eine Vielzahl von zellulären Prozessen zu haben. Man geht sogar davon aus, dass nicht-kodierende RNAs eine wichtige Rolle bei der Ausprägung von verschiedenen Krankheiten – insbesondere von Krebs – spielen.

Die Bedeutung dieser RNAs für die Entstehung von Krebs soll in dem europäischen Forschungsverbund "ONCOMIRS" untersucht werden, an dem neben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Belgien, Israel, Dänemark und Frankreich auch Forscher der Universität Regensburg maßgeblich beteiligt sind. Leiter der Regensburger Arbeitsgruppe ist Prof. Dr. Gunter Meister vom Institut für Biochemie, Genetik und Mikrobiologie der Universität Regensburg.

Für ihre Arbeit werden die Forscher sowohl auf Mäuse als Modellorganismen als auch auf primäre Patientendaten zurückgreifen. Im Rahmen des Konsortiums arbeiten dabei in einer einzigartigen Konstellation ausgewiesene Grundlagenforscher und anwendungsorientierte Wissenschaftler zusammen, um den schnellstmöglichen Wissenstransfer vom Forschungslabor direkt zum Krankenbett des Patienten zu gewährleisten. Neben den Forschungseinrichtungen aus fünf verschiedenen Ländern ist deshalb auch die Firma Exiqon an dem Verbund beteiligt. Sie ist führend auf dem Gebiet der miRNA-Hemmung und soll die Forschungsergebnissen zügig zur Marktreife führen.

Der Forschungsverbund wird von der Europäischen Union bis zum Jahr 2013 mit rund 3 Millionen Euro gefördert. Das Budget der Regensburger Arbeitsgruppe um Prof. Meister beträgt etwa 300.000 Euro. Koordiniert wird die Arbeit des internationalen Konsortiums vom Flanders Interuniversity Institute for Biotechnology.

Ansprechpartner für Medienvertreter:
Prof. Dr. Gunter Meister
Universität Regensburg
Institut für Biochemie, Genetik und Mikrobiologie
Tel.: 0941 943-2847
Gunter.Meister@vkl.uni-regensburg.de
(idw, 03/2010)

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