Weiter sagte Prof. Bernstein, dass bei Mäusen ein Überschuss an ACE dazu führt, dass das Immunsystem deutlich stärker reagiert als gewöhnlich. So konnten im Tierversuch nicht nur bakterielle Infektionen wirksamer bekämpft werden, auch das Wachstum eines besonders aggressiven Hautkrebses (Melanom) bei Mäusen wurde durch die heftigere Reaktion des Immunsystems eingedämmt. Fehlte dagegen ACE, arbeiteten die Immunzellen weniger effektiv.
Auch auf die Blutbildung hat ACE offenbar einen Einfluss. Schon früher ist bei Menschen, die mit ACE-Hemmern behandelt wurden, aufgefallen, dass sich ihre Anzahl an roten Blutkörperchen leicht verringert. Um die genauen Funktionen von ACE aufzuklären, schalteten die Forscher um Prof. Bernstein bei Mäusen die Gene ab, die normalerweise den Bauplan für das Enzym liefern. Diese sogenannten „Knock out“ Mäuse konnten das Enzym dann nicht mehr herstellen. Bei der Untersuchung dieser Mäuse zeigte sich, dass sie tatsächlich deutlich weniger rote Blutkörperchen hatten. Auch die weißen Blutzellen waren weniger funktionsfähig. ACE spielt also offenbar für die Entwicklung der verschiedenen Blutzellen eine Rolle.
Außerdem zeigte Bernsteins Team, dass ACE offenbar eine wichtige Funktion für die Entwicklung der Niere erfüllt. Bei Mäusen, die das Enzym nicht herstellen konnten, waren die kleinen Arterien und das Gewebe der Niere krankhaft verändert und der Urinfluss war gestört.
Auch die männliche Fruchtbarkeit hängt nach diesen Erkenntnissen mit ACE zusammen. So produzierten männliche Mäuse ohne ACE zwar weiterhin Spermien, waren jedoch nicht mehr zeugungsfähig. Wurde bei den Mäusen dagegen nicht das Enzym selbst, sondern nur ein Produkt von ACE, nämlich das Hormon Angiotensin II, unterdrückt, konnten sie sich weiterhin fortpflanzen. Bislang nahmen Wissenschaftler an, dass ACE vorwiegend durch die Produktion von Angiotensin II seine Wirkung entfaltet. Diese Ergebnisse zeigen aber, dass ACE außer Angiotensin II weitere Stoffe produziert und enzymatisch aktiv ist, so zum Beispiel in den Hoden.
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