Übergewicht und Adipositas haben bereits bei Kindern und Jugendlichen starke Auswirkungen auf die Herz-Kreislauf-Risikofaktoren. Eine neue deutsche Studie zeigt, dass im Durchschnitt die Übergewichtigen neben dem Übergewicht noch zwei weitere und die Adipösen noch drei weitere Risikofaktoren aufweisen. Über 80 Prozent aller untersuchten Normalgewichtigen hingegen hatten keinen einzigen Risikofaktor (Prof. Dr. Thomas Bertsch, Klinikum Nürnberg). Diese Daten wurden anlässlich des Europäischen Kardiologenkongresses 2012 vorgestellt.
Übergewicht ist aber bei Kindern und Jugendlichen nicht bloß ein Risikofaktor für spätere Herz-Kreislauf-Krankheiten. Eine Studie des Herzzentrums Leipzig (Dr. Norman Mangner) zeigt, dass Übergewicht bereits im Kindesalter mit einer verschlechterten systolischen und diastolischen Funktion der linken Herzkammer einhergehen kann. Die Forscher untersuchten mittels Ultraschall adipöse und normalgewichtige Kinder auf das Vorliegen von Veränderungen des Herzmuskels.
DGK-Präsident Prof. Ertl: bei der Prävention möglichst früh ansetzen
„Die zunehmende Verbreitung von Übergewicht und Fettleibigkeit bei Kindern ist eine kardiologische Zeitbombe“, so Prof. Dr. Georg Ertl, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (Würzburg). „In der EU gibt es bereits 15 Millionen adipöse Kinder. Unter Deutschlands Elfjährigen sind zehn Prozent der Mädchen und 13 Prozent der Jungen übergewichtig bis fettleibig. Deshalb ist es besonders wichtig, bei der Prävention möglichst früh anzusetzen: mit Information, Erziehung und geeigneten Bewegungs- und Ernährungs-Programmen.“
Übergewicht im Kindesalter ist stark assoziiert mit Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, orthopädischen Problemen, psychologischen Störungen, sozialem Stigma, niedrigem Selbstwertgefühl, Depression, schlechter Lebensqualität und Ausbildungs-Nachteilen. Übergewichtige Kinder haben ein höheres Risiko, übergewichtige Erwachsene zu werden. Übergewicht im Kindesalter ist ein Prädiktor für Herz-Kreislauf-Krankheiten im Erwachsenenalter und höhere Sterblichkeitsrate.
Prof. Ertl: „Heute geht es in der Kardiologie – neben der weiteren Optimierung der Versorgung und der Förderung der Forschung – in hohem Maße auch um Prävention. Zwei wichtige Präventions-Themen werden auf dem ESC-Kongress prominent behandelt: das Rauchen und das Problem übergewichtiger Kinder und Jugendlicher.“