Über Gehirndoping, Essstörungen und moralisches Handeln in der Medizin

Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) lädt in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jungendpsychiatrie (DGJKP) Berliner Schüler am Mittwoch, den 24. November 2010 von 14 bis 15.30 Uhr, zum Schülerkongress ins ICC Berlin ein. Die DGPPN reagiert mit dem Informationsangebot auf das gestiegene Interesse von Schülerinnen und Schülern, die mehr über psychische Erkrankungen, deren Diagnostik und Therapie sowie psychiatrische Themen in ihren gesellschaftlichen Zusammenhängen erfahren möchten. Die Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung unterstützt das Engagement der Fachgesellschaft. Die Heranwachsenden diskutieren mit Experten über folgende Themen:

Wenn Ärzte zu Tätern werden: Eugenik im Nationalsozialismus

Eugenisches Denken fand seinen grausamen Höhepunkt im
Nationalsozialismus. Erbkrankheiten, die angeblich der „Volksgesundheit“
schadeten, sollten ausgelöscht werden. In der Folge des Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses vom 14. Juli 1933 wurden mehr als 360.000 vor allem psychisch kranke Menschen zwangssterilisiert. Auch deutsche Psychiater waren an Zwangssterilisierungen maßgeblich beteiligt. Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) möchte aufklären und arbeitet aktiv gegen das Vergessen. Seit Anfang 2010 untersucht ein Forschungsprojekt, inwieweit die Vorläuferorganisationen der Fachgesellschaft und ihre Mitglieder an den NS-Verbrechen, wie der Vertreibung jüdischer und missliebiger Psychiater, an Patientenmorden und Zwangssterilisierungen, beteiligt waren. Eine unabhängige Kommission aus renommierten und internationalen Medizin- und Wissenschaftshistorikern begleitet die wissenschaftliche Aufarbeitung. Professor Michael von Cranach bietet interessierten Schülern im Anschluss an die Veranstaltung eine Führung durch die Ausstellung „In Memoriam“ an, die an das Leiden der Opfer erinnern soll. Diese Ausstellung wurde bereits 1999 auf dem Weltkongress für Psychiatrie in Hamburg gezeigt und für den diesjährigen DGPPN Kongress aktualisiert und weiterentwickelt.

Durch dick und dünn: Was tun bei Essstörungen?

Wenn das Essen bzw. Hungern zum Problemlöser wird: In Deutschland haben mehr als ein Fünftel der Heranwachsenden im Alter von 11 bis 17 Jahren eine Essstörung. Das ergab der aktuelle Kinder- und Jugendgesundheitssurvey des Robert-Koch-Instituts. Eine Essstörung kann verschiedene Ausprägungen annehmen. Im Wesentlichen unterscheidet man die Anorexie (Magersucht), die Bulimie (Ess-Brech-Sucht) sowie die Binge-Eating-Störung (Heißhungerattacken ohne anschließendes Erbrechen). Einseitige Erklärungsversuche, wie der Hinweis auf gängige Schönheitsideale unserer Gesellschaft greifen zu kurz. Neben soziokulturellen Faktoren – vermittelt über Gleichaltrige, Schule und Familie – sollten auch biologische und persönliche Faktoren in Betracht gezogen werden.

Neuroenhancement: Doping für das Gehirn?

Schneller, höher, weiter: Schon seit Jahrhunderten werden Alkohol, Tabak, Cannabis, Kaffee oder Koka von gesunden Menschen eingesetzt, um ihre physische und psychische Leistungs- und Erlebnisfähigkeit zu steigern. Das sogenannte Neuroenhancement ist also keine Erfindung der Neuzeit. Eine moderne Spielart stellt die Einnahme von Psychopharmaka oder psychoaktiven Substanzen dar. Diese sollen sich positiv auf Mut, Konzentration, Ausdauer, Kontakt- und Wahrnehmungsvermögen auswirken. Obwohl die chronische Einnahme solcher Substanzen zu gesundheitlichen Schäden führt und manchmal auch Abhängigkeiten die Folge sind, steigt die Bereitschaft bei vielen Menschen – auch bei Schülern und Studenten – Pillen einzunehmen, die ihre Hirnfunktionen verbessern sollen.

Der Schülerkongress findet im Rahmen des jährlichen DGPPN Kongresses vom 24. bis zum 27. November 2010 statt. Mit etwa 9.000 erwarteten Teilnehmern zählt die Jahrestagung inzwischen zu der größten Fachtagung für Psychiatrie, Psychotherapie und Neurowissenschaften in Europa. Die über 500 Einzelveranstaltungen stehen unter dem Motto „Psychiatrie interdisziplinär“. Ausgewählte Informationsangebote richten sich darüber hinaus exklusiv an interessierte Bürgerinnen und Bürger sowie an Vertreter der Medien. Eine Lehrerveranstaltung am Donnerstag, den 25. November 2010 von 15 bis 17 Uhr, macht den richtigen Umgang mit verhaltensauffälligen Kindern und Jugendlichen zum Thema. Interessierte Berliner finden am Samstag, den 27. November 2010 von 10.15 bis 12.15 Uhr, Antworten auf die Frage: Macht Schule krank? Psychische Erkrankungen bei Lehrern und Schülern. Die Teilnahme an den öffentlichen Veranstaltungen ist kostenfrei.

Kontakt:
Prof. Dr. Dr. Frank Schneider
Präsident DGPPN
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Universitätsklinikum Aachen
Pauwelsstraße 30
52074 Aachen
Tel.: 0241-80 89633
Fax: 0241-80 82401
E-Mail: fschneider@ukaachen.de

Weiterführende Informationen

* Schülerkongress:
* DGPPN-Kongress:

Bitte beachten Sie:
Presseakkreditierung zum DGPPN Kongress bis spätestens Freitag, den 19.11.2010, unter

Übersicht zu Angeboten für Presse und Medien beim DGPPN Kongress unter:

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