UDE: Nature-Beitrag über die Funktionsweise des Sehproteins – Was passiert, bevor wir sehen?

Dr. Weingart: „Das Schlüsselmolekül im Sehprozess der meisten Wirbeltiere, uns Menschen eingeschlossen, ist der Sehfarbstoff Retinal. Wird er durch Licht angeregt, verändert er seine Struktur und aktiviert das ihn umgebende Protein.“ Diese Reaktion endet mit der Reizung des Sehnervs, und erst dann kann visuell etwas wahrgenommen werden.

Die Strukturänderung des Retinals erfolgt äußerst schnell, nämlich in ca. zweihundert Billiardstel Sekunden. Der Verlauf dieser Reaktion konnte in Kooperation mit Wissenschaftlern der Technischen Universität Milano mit spektroskopischen Methoden und hoher Zeitauflösung verfolgt werden.

Die Fotoreaktion des Sehproteins wurde zudem an der UDE und der Universität Bologna mit aufwändigen rechnerischen Verfahren simuliert. Die Berechnungen lieferten identische Ergebnisse zum Experiment an der TU Milano, jedoch mit einer nochmals 20-fach höheren Zeitauflösung. Dadurch können die Bewegungen des Moleküls während der Reaktion nun sehr genau nachvollzogen werden. Weingart: „Mit Experiment und Theorie haben wir einen weitaus detaillierteren Einblick in den Mechanismus der Initialreaktion des Sehvorgangs bekommen, als es bislang möglich war.“

Die Erkenntnis, wie das Sehprotein funktioniert, dürfte nicht nur der medizinischen Forschung nutzen. Sie könnte ebenso helfen, künstliche molekulare Fotoschalter zu entwickeln, die zum Beispiel als schnelle optische Datenspeicher die Computertechnik weiter revolutionieren könnten.

Hinweis für die Redaktionen:
Ein Bild, das eine menschliche Iris, Teile des Sehproteins und das Retinal-Molekül zeigt, stellen wir Ihnen unter Nennung des Bildnachweises „Nina Schreiber/aijko GmbH“ unter folgendem Link zur Verfügung:
http://www.uni-due.de/imperia/md/images/samples/2010/bilderpressemitteilungen/sehprotein_retinal-molek__l___nina_schreiber_aijko_gmbh.jpg

Weitere Informationen: Dr. Oliver Weingart, Tel. 0208/306-2171, Weingart@mpi-muelheim.mpg.de

Redaktion: Beate H. Kostka, Tel. 0203/379-2430
(idw, 09/2010)

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