Typ-2-Diabetes: Präventionsprogramme bei Frauen und Männern gleich gut wirksam

Etwa 340 Millionen Menschen weltweit leiden an Typ-2-Diabetes. Bereits im Vorstadium dieser Erkrankung, dem sogenannten Prädiabetes, ist bei Betroffenen der Zuckerstoffwechsel gestört. In zahlreichen Studien konnte nachgewiesen werden, dass sich durch Lebensstiländerungen oder blutzuckersenkende Medikamente das Auftreten von Typ-2-Diabetes bei Personen mit Prädiabetes verzögern oder verhindern lässt. Nun wurden erstmals in einer systematischen Übersichtsarbeit speziell mögliche Geschlechtsunterschiede in Bezug auf Präventionsmaßnahmen analysiert. Insgesamt berücksichtigte die Untersuchung Daten von mehr als 5.500 Männern und 7.400 Frauen aus zwölf Studien der Jahre 1980 bis 2013.

Verglichen mit einer üblichen Behandlung führten Lebensstilinterventionen mit Ernährungsumstellung und regelmäßiger Bewegung bei Männern und Frauen zu einem um 40 Prozent verringerten Risiko nach einem Jahr an Typ-2-Diabetes zu erkranken; nach drei Jahren war das Risiko um 37 Prozent geringer. Auch Gewichtsverluste und Reduktionen der Nüchternblutzuckerwerte waren in dieser Gruppe stärker. Dabei gab es keinen statistisch signifikanten Unterschied zwischen Männern und Frauen. Ebenso zeigte sich unter blutzuckersenkenden Medikamenten ein verringertes Auftreten von Typ-2-Diabetes und auch hier konnte in Bezug auf den präventiven Effekt keine Geschlechterdifferenz festgestellt werden.

„Trotz der Unterschiede zwischen Männern und Frauen, was das Alter zu Beginn der Erkrankung, die Diagnose oder die Krankheitslast betrifft, wird der Erfolg von Präventionsmaßnahmen bei Menschen mit Prädiabetes nicht durch ihr Geschlecht beeinflusst. Diese Ergebnisse sind bedeutsam für die klinische Praxis“, sagen die beiden ErstautorInnen Dr. Anna Glechner vom Department für Evidenzbasierte Medizin und Klinische Epidemiologie der Donau-Universität Krems und Dr. Jürgen Harreiter, MSc von der Medizinischen Universität Wien. Folglich könnten sich KlinikerInnen und ExpertInnen im Präventionsbereich, so meinen die AutorInnen, auf bereits bekannte Faktoren konzentrieren, die den Erfolg von Präventionsmaßnahmen erhöhen – etwa die langfristige Einhaltung der empfohlenen Lebensstilinterventionen. „Auch andere geschlechtsspezifische Aspekte, wie zum Beispiel die höhere Inzidenz von Typ-2-Diabetes bei Männern mittleren Alters oder Unterschiede in der Qualität der Versorgung zwischen diabetischen Männern und Frauen sollten noch näher untersucht werden“, betont Glechner.

Nicht zuletzt hätte erfolgreiche Diabetesprävention laut der AutorInnen auch eine ökonomische Bedeutung: Bei Personen mit Prädiabetes seien Lebensstilinterventionen mit Bewegung und Ernährungsumstellung kosteneffektive Maßnahmen um die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes zu aufzuhalten. Ist es nicht möglich, Lebensstiländerungen einzuhalten, wäre eine medikamentöse Prävention die nächstbeste Option. Bisher gibt es jedoch keine Studien darüber, wie effektiv eine medikamentöse Prävention bei Personen ist, die auf Lebensstilinterventionen nicht angesprochen haben.

Von der Donau-Universität Krems ist an der Publikation neben Mitarbeiterinnen des Departments für Evidenzbasierte Medizin und Klinische Epidemiologie auch Prof. Jaakko Tuomilehto MD, MPolSc, PhD vom Department für Klinische Neurowissenschaften und Präventionsmedizin beteiligt. Tuomilehto war 2001 einer der ersten, der aufzeigte, wie Gewichtsabnahme und Bewegung die Häufigkeit von Diabetes reduzieren können.

Glechner et Harreiter et al.: Sex-specific differences in diabetes prevention: A systematic review and meta-analysis; Diabetologia 2014 (article in press)

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