Tübinger Uniklinikum richtet „Autoinflammation Reference Center“ ein

Unter dem Sammelbegriff „Autoinflammatorische Syndrome“ wird eine Reihe von seltenen meist genetisch bedingten Erkrankungen zusammengefasst. Es sind häufig stark belastende und mitunter schwer verlaufende Krankheiten. Die betroffenen Patienten leiden – immer wieder oder chronisch – an Entzündungsreaktionen im ganzen Körper (systemische Autoinflammation). Die vielfältigen Beschwerden reichen von leichten Symptomen wie Fieberschüben über Entzündungsreaktionen der Haut (Nesselsucht, Urtikaria), die Augen können betroffen sein, auch Gelenkbeschwerden, Abgeschlagenheit, Kopf- und Bauchschmerzen können auftreten. Schwerwiegende Verläufe mit Folgeschäden wie Taubheit, Blindheit und Niereninsuffizienz sind ebenso bekannt.

Die Ursache der Erkrankungen liegt in den Erbanlagen: Eine Veränderung in einem Gen führt zu einer überschießenden Entzündungsreaktion im ganzen Körper, ausgelöst durch einen Botenstoff des körpereigenen Immunsystems. Da die Ursache für die Entzündungsreaktion im Körper selbst liegt, wird diese Art der Entzündungsreaktion als „Autoinflammation“ bezeichnet (Inflammation = Entzündung).

Ziel der neuen Einrichtung am Tübinger Universitätsklinikum ist die Verbesserung und Beschleunigung der Diagnose und daraus folgend eine frühzeitige adäquate Behandlung und Betreuung der Betroffenen. Autoinflammatorische Erkrankungen sind nach wie vor unzureichend erforscht, wenig bekannt und werden daher oft erst sehr spät diagnostiziert.

Das arcT ist unter dem Dach des Tübinger Schwerpunkts für Interdisziplinäre Klinische Immunologie, Rheumatologie und Autoimmunerkrankungen (INDIRA) angesiedelt, das sich mit Autoimmunerkrankungen wie z.B. der rheumatoiden Arthritis bei Erwachsenen oder der juvenilen idiopathischen Arthritis bei Kindern befasst. In enger Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Gesellschaften und Patientenverbänden arbeiten bei arcT Experten für pädiatrische und internistische Rheumatologie, Augenheilkunde, Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde und Dermatologie an der interdisziplinären Betreuung autoinflammatorischer Patienten. Darüber hinaus steht arcT niedergelassenen Kollegen und anderen Kliniken beratend zur Seite.

In Tübingen werden bereits seit längerem eine große Zahl an Patienten mit autoinflammatorischen Erkrankungen behandelt. Durch die Aufklärung etlicher zugrunde liegender krankheitsauslösender Ursachen und die Verfügbarkeit neuer effektiver Therapieoptionen kann vielen von ihnen erstmals geholfen werden. Hier soll die Erforschung der Erkrankung und die Kooperation mit nationalen und internationalen Zentren einen schnellen Transfer der wissenschaftlichen Ergebnisse in die klinische und ärztliche Praxis ermöglichen. Anlässlich der Gründung von arcT findet in Tübingen am 12.10. 2011 ein entsprechendes Symposium statt:

Auftaktveranstaltung am 12.10.2011
autoinflammation reference center (arcT)
Tübingen, Unikliniken Berg, Hörsaal Kinderklinik, 18 bis 20 Uhr

PROGRAMM

18.00
Begrüßung (Prof. Dr. Michael Bamberg, Vorstandsvorsitzender des UKT)

18.10
Hauterscheinungen bei autoinflammatorischen Syndromen (Krause)

18.30
MWS – eine schwäbische Erkrankung? Die interdisziplinäre Herausforderung. (Deuter, Fierlbeck, Koitschev, Kümmerle-Deschner)

19.00
M.Still – nicht nur eine Erkrankung des Kindesalters (Kötter)

19.20
Der klinische Fall (Moll)

19.30
Was tun bei V.a. autoinflammatorische Erkrankungen. Die Struktur des arcT (Kümmerle-Deschner)

19.50
Diskussionsrunde
(Deuter, Fierlbeck, Kötter, Koitschev, Kümmerle-Deschner, Krause)

anschließend Vorstellung der Patientenselbsthilfegruppe

Die Vertreter der Medien sind zu der Veranstaltung herzlich eingeladen. Gerne vermitteln wir Ihnen im Vorfeld auch einen Ansprechpartner zum Thema.

Ansprechpartnerin für nähere Informationen

Universitätsklinikum Tübingen
Klinik für Kinder- und Jugendmedizin
Oberärztin Dr. med. Jasmin Kümmerle-Deschner
Leiterin arcT
Tel. 07071/29-8 37 81
Jasmin.Kuemmerle-Deschner@med.uni-tuebingen.de

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