Wer derzeit die Webseiten der europäischen Klimadienste besucht, stellt fest, dass die Karten zur Trockenheitsbeobachtung in Mittel- und Osteuropa ein erhebliches Defizit an Niederschlag und Bodenfeuchte zeigen. Ein außergewöhnlich trockener Winter hat verhindert, dass die durch den vergangenen Sommer ausgetrockneten Böden wie üblich wieder mit Wasser gesättigt wurden. Während in Österreich und Ungarn genügend Regen fiel, um eine solide Grundlage für die Landwirtschaft zu schaffen, bleibt die Lage in Polen, Belarus und der Ukraine angespannt. „Die aktuell von extrem niedrigen Bodenfeuchtewerten betroffenen Regionen gehören zu den produktivsten Getreidegebieten der Welt. Sie gelten als Europas Kornkammer. Eine schlechte Ernte aufgrund anhaltender Dürre könnte den globalen Getreidemarkt erheblich beeinflussen“, erläutert Prof. Dr. Claas Nendel. Er forscht am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) in Müncheberg, an der Universität Potsdam und am Global Change Research Institute (CzechGlobe) in Brno, Tschechien.
Situation in Deutschland
Der März 2025 war mit lediglich 21 % des durchschnittlichen Niederschlags im Vergleich zur Referenzperiode 1991–2020 der sechsttrockenste März seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1881. Besonders im Norden fielen nur wenige Liter Regen pro Quadratmeter. Dieses extreme Niederschlagsdefizit ließ die Feuchte der oberen Bodenschichten deutlich unter die für diese Jahreszeit üblichen Werte sinken. In einigen Regionen lagen die Bodenfeuchte-Werte sogar unter denen des Dürrejahres 2018. Sollte die Trockenheit anhalten, könnten sich das Keimen der Sommerkulturen verzögern und junge Pflanzen unter Trockenstress leiden. Angesichts der anhaltenden Niederschlagsarmut riefen Bayern und Brandenburg kürzlich die zweithöchste Waldbrandgefahrenstufe aus.
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) erstellt witterungs- und saisonale Klimavorhersagen für die kommenden Wochen und Monate. Bis Mitte April prognostiziert er für fast ganz Deutschland eine hohe Wahrscheinlichkeit für trockene Bodenverhältnisse – einzig im südlichen Bayern könnte es feuchter bleiben. Gegen Ende April und Anfang Mai dürfte sich diese Trockenheit vor allem auf den Norden und Westen konzentrieren, wobei die Vorhersagegenauigkeit in einigen Gebieten abnehmen kann. Laut dem Anfang März gestarteten saisonalen DWD-Modell ist für Juni bis August 2025 mit einer moderaten Wahrscheinlichkeit wärmerer Temperaturen zu rechnen (DWD-Pressekonferenz am 01.04.25). In Schleswig-Holstein und Nordwestdeutschland sind diese Prognosen jedoch weniger sicher. Bezüglich der Bodenfeuchte erwartet der DWD für den Sommer insbesondere im Thüringer Becken, in Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Vorpommern und Nord-Sachsen eine erhöhte Wahrscheinlichkeit trockenerer Bedingungen. Für andere Regionen sind die Vorhersagesignale schwächer oder nicht aussagekräftig genug. Wöchentlich aktualisierte Witterungsvorhersagen und monatliche saisonale Klimaprognosen sind unter www.dwd.de/klimavorhersagen abrufbar.
Herausforderungen für die Landwirtschaft
Landwirtinnen und Landwirte müssen nun aufmerksam den Verlauf der Bodenfeuchte beobachten (www.dwd.de/bodenfeuchteviewer), um den optimalen Zeitpunkt für die Aussaat der Sommerfrüchte nicht zu verpassen. Sollte der dringend benötigte Regen weiter ausbleiben, könnte sich das negativ auf das Wachstum der Kulturpflanzen auswirken.
Projektpartner
- Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung
- Global Change Research Institute (CzechGlobe)
- Deutscher Wetterdienst (DWD)
Förderhinweis
Clim4Cast wird durch die Europäische Union im Rahmen des Interreg-Programms Central Europe gefördert.
Weitere Informationen
Wissenschaftliche Ansprechpartner
Prof. Claas Nendel
Programmbereich 4
„Simulations- und Datenwissenschaften“
T +49 (0)33432 82-355
E-Mail: claas.nendel@zalf.de
https://medizin-aspekte.de/lungenentzuendungen-neuer-wirkstoff-ist-hoffnungstraeger-155211/