Neben einem hohen Maß an Empathie, muss Sterbe – und Trauerbegleitung auch praktische Hilfen zur klientenzentrierten Selbsthilfe anbieten können. Und zwar mit dem Ziel, Trauerverarbeitung rechtzeitig zu unterstützen und im Falle von Trauerblockaden hilfreiche Werkzeuge für individuelle Trauerverarbeitung anbieten zu können. Die meisten Ausbildungen und Ratgeber fokussieren auf eine empathische Anteilnahme und Öffnung des Schmerzes und der mit dem Verlust zusammenhängenden Gefühle. Anteilnahme, Reden und Lösen von Gefühlen ist ein zentraler und auch oft hilfreicher Ansatz. Weinen befreit – ohne Frage, aber als einziges Hilfsangebot bleibt es zu wenig. Betroffene und Helfer brauchen wirksamere und leicht anwendbare Interventionen zur Auflösung von Trauerblockaden und zur Trauerüberwindung.
Im Projekt „Dying & Death in Europe“ haben EU-Partner aus Frankreich, Polen, Spanien und Deutschland, erfolgreiche Trauerprozesse beobachtet, Zusammenhänge und Probleme diskutiert und daraus erste Formate für die Trauerbegleitung und Auflösung von Trauerblockaden abgeleitet.
Der Umgang mit Sterben und Tod zeigt, dass Trauer immer auch ein „Auftrag“ an Hinterbliebene ist, das eigene Umfeld neu zu sortieren. Im Modell des Trauerpanoramas gehen wir von der Hypothese aus, dass die meisten Menschen ihre Beziehungen zu anderen in Form einer inneren geistigen Vorstellung der Personen wahrnehmen. Die Summe der internen Repräsentation einer Person ist entscheidend daran beteiligt, wie wir unsere Beziehungen gestalten und gilt als Ausgangspunkt für unser soziales Handeln. Ein erfolgreicher Trauerprozess, kann somit als gelungene Neusortierung der inneren Abbildung der sozialen Beziehungen angesehen werden. Eine verstorbene Person verschwindet ja nicht gänzlich, sondern lediglich körperlich. Schließlich trauern wir, weil wir die verstorbene Person vermissen, d.h. sie im Geiste fokussieren und einen Verlust wahrnehmen.
Das besondere am Trauerpanorama ist, dass man diesen Prozess nicht mehr dem Zufall überlassen muss. Mittels der Herausarbeitung seines eigenen „Trauerpanoramas“ wird dem Trauernden deutlich, an welchem Platz der Verstorbene in seiner Vorstellungswelt bisher gestanden hat, und er kann entscheiden, wie er ihn künftig wahrnehmen möchte. Dann werden unterschiedliche mentale Techniken angeboten, mit deren Hilfe der Trauernde das für ihn passende Panorama erarbeiten kann. So kann er konkrete Veränderungsimpulse setzen und eigenverantwortlich selbst etwas zur Trauerbearbeitung beitragen.
Trauer ist ein aktiver Prozess, den man sich zwar nicht selbst aussucht, aber zumindest selbst gestalten kann. Das Trauerpanorama ist dabei ein sehr hilfreiches und für Jedermann leicht zu erlernendes Unterstützungsformat. Gerade ehrenamtlich tätige Sterbe- und Trauerbegleiter können damit gemeinsam mit dem Trauernden, die erforderliche Umordnung gestalten helfen. Hospizmitarbeiter, Lehrer, Pastoren, Pflegepersonal und Anbieter von Trauerhilfen und Sterbebegleitung sind herzlich eingeladen sich an der Weiterentwicklung und Evaluation dieser im EU-Partnerschaftsprojekt entwickelten Methode zu beteiligen.
In der ECP-Akademie bieten wir am 25.-26. Februar 2011 eine Fortbildung zum Trauerpanorama an. Sie lernen die liebvolle Neuordnung der Beziehungen durch Veränderung der Repräsentation des Verstorbenen im Denken und Fühlen der Trauernden aktiv zu unterstützen. Den ersten 7 Anmeldungen bieten wir das Seminar zu Frühbucherpreis von € 125,00 an.
Zudem haben wir zwei Entspannungsmeditationen mit dem Titel: „JA zum Leben“ als Möglichkeit zur Schulung und Auseinandersetzung mit der eigenen Vergänglichkeit als Doppel-CD und MP3 veröffentlicht (Psymed-Verlag: ISBN 978-3-941903-00-5 / www.psymed-verlag.de).
Am 14. – 15. Mai 2011 findet im Gästehaus der Universitätsgesellschaft Hamburg der EU-AbschlussWorkshop zur Vertiefung und internationalen Diskussion unserer Ergebnisse und Erfahrungen statt. Es wird eine Fortbildungen zum Trauerpanorama und zu Erstellung von Entspannungsmeditationen, Vorträge, Workshops und Zeit zum internationalen Austausch geben. Informationen finden Sie unter www.ecp-akademie.de/partnership. Der ausführliche Artikel kann dort ebenfalls als pdf auf deutsch und englisch heruntergeladen werden.
(09/2010 ECP-Akademie)