In Deutschland leiden derzeit etwa 800.000 Menschen an Rheumatoider Arthritis. Statistiken aus dem RABBIT-Register des Deutschen Rheuma-Forschungszentrums in Berlin belegen, dass etwa 30 % aller Biologika-Patienten eine Monotherapie [1] erhalten. Die klassische Basismedikation mit MTX (Methotrexat) / DMARDs (disease-modifying anti-rheumatic drugs = krankheitsmodifizierende Substanzen) kommt aufgrund von Kontraindikationen, Nebenwirkungen oder mangelnder Compliance häufig nicht zum Einsatz. Nach dem aktuellen Zulassungsstatus können behandelnde Ärzte auf vier der acht in der Therapie der Rheumatoiden Arthritis eingesetzten Biologika zurückgreifen, wenn eine Monotherapie angezeigt ist. Zwei davon wurden jetzt erstmals in einem Head-to-Head-Vergleich direkt gegenüber gestellt. „Mit diesem Studiendesign haben wir einen Standard in der Bewertung von Biologika in der Rheumatoiden Arthritis gesetzt“, betont Dr. Markus Harwart, Geschäftsführer der Chugai Pharma Marketing Ltd. „Ein mutiger Schritt“, ergänzt Dr. Michael Schöttler, Roche Pharma AG, „aber das Resultat zeigt, dass es richtig war. Die Studienergebnisse werden zukunftsweisend sein, wenn es um die Behandlung von RA-Patienten geht, die eine Biologika-Monotherapie benötigen.“
ADACTA Studie – Wegweisende Ergebnisse für die Monotherapie bei Rheumatoider Arthritis
Die multizentrische, doppelblinde, placebokontrollierte Phase-IV-Parallelgruppen-Studie ADACTA wurde speziell mit dem Ziel konzipiert, die Überlegenheit von Tocilizumab in der Monotherapie versus Adalimumab in der Monotherapie nach unzureichendem Ansprechen von MTX zu prüfen [2]. Über einen Zeitraum von 24 Wochen wurden 326 erwachsene Patienten mit aktiver Rheumatoider Arthritis im Verhältnis 1:1 randomisiert, die vorher unter MTX unzureichende Wirksamkeit oder Unverträglichkeit gezeigt hatten. Die Studienteilnehmer wurden entweder alle vier Wochen mit Tocilizumab (8 mg/kg i.v.) oder alle zwei Wochen mit Adalimumab (40 mg s.c.) behandelt.
Prof. Dr. Jürgen Braun, Herne, Dr. Hans-Ulrich Jelitto, Grenzach und PD Dr. Eugen Feist, Berlin (v.l.n.r.; Foto: nach Ph. Wente/Roche)
Tocilizumab verbessert DAS28-Remission, ACR-Ansprechraten und HAQ
Gemessen anhand der mittleren Veränderung des DAS28-Scores (primärer Endpunkt) erzielten Patienten, die eine Monotherapie mit dem IL-6-Rezeptorblocker Tocilizumab erhielten, eine signifikant größere Abnahme der Krankheitsaktivität als unter einer alleinigen Behandlung mit Adalimumab (DAS-Reduktion 3,3 bzw. 1,8). Mit 39,9 % der Patienten unter Tocilizumab erreichten fast viermal so viele Patienten eine DAS28-Remission wie unter Adalimumab (10,5 %). Der Unterschied war mit p < 0,0001 statistisch signifikant. Zudem wurden mit dem IL-6-Rezeptorblocker signifikant bessere ACR20/50/70-Ansprechraten erzielt (65,0 %/47,2 %/32,5 % mit Tocilizumab bzw. 49,4 %/27,8 %/17,9 % mit Adalimumab). Darüber hinaus war die Verbesserung des HAQ als Maß zur Beurteilung der Funktionalität und Lebensqualität im Tocilizumab-Arm signifikant höher. „Die Daten zeigen eindrucksvoll, dass Tocilizumab in der Monotherapie wirksamer ist als das Vergleichsbiologikum“, resümierte Prof. Jürgen Braun, Ärztlicher Direktor des Rheumazentrums Ruhrgebiet in Herne nach dem EULAR-Kongresses in Berlin. „In Hinblick auf den Einsatz von Tocilizumab als 1st-Line-Biologikum könnten die Auswertungen dazu führen, dass die aktuellen Leitlinien in dieser Hinsicht neu diskutiert werden müssen.“
ACT-RAY: Tocilizumab-Mono der Kombination mit MTX ebenbürtig
Auf dem EULAR wurden auch die Daten der Studie ACT-RAY nach 52 Wochen thematisiert. Diese untermauern die Erkenntnisse der ersten Analyse nach 24 Wochen [3-6]: „Die Jahresdaten zeigen, dass die Monotherapie mit Tocilizumab in Hinblick auf Wirksamkeit, Sicherheit und radiologischer Progression gegenüber einer Kombinationstherapie von Tocilizumab plus MTX gleichwertig ist“, berichtete Privat-Dozent Dr. Eugen Feist, Berlin. „Tocilizumab erfüllt damit alle Voraussetzungen für den Einsatz bei der dauerhaften Monotherapie.“ 57,2 % der Patienten unter Tocilizumab und 62,5 % der Patienten in Kombinationstherapie mit MTX erzielten eine niedrige Krankheitsaktivität (LDAS < 3,2; nicht signifikant, p = 0,2246). Auch die ACR20/50/70-Ansprechraten in beiden Armen belegen die vergleichbar gute Wirksamkeit.
Dass die radiologische Progression der Hand- und Fußgelenke in beiden Gruppen nicht weiter fortschritt (85,5 % der Monotherapie- bzw. 92,4 % der Kombinationstherapie-Patienten), ließ sich bereits nach 24 Wochen erkennen und wurde jetzt noch einmal bestätigt (von Baseline zu Woche 52 <1,5 ). Das bekannte günstige Sicherheitsprofil von Tocilizumab bestätigen die neuen Ergebnisse ebenfalls: Während des gesamten Untersuchungszeitraumes blieb die Rate an schweren unerwünschten Ereignissen, schwerwiegenden Infektionen sowie kardiovaskulären Ereignissen stabil.
Fazit der Head-to-Head-Studie – ADACTA-Studie zur Monotherapie der Rheumatoiden Arthritis
Einen direkten Vergleich hat es in der Rheumatoiden Arthritis (RA) bisher nicht gegeben: In der ersten Head-to-Head-Studie „ADalimumab ACTemrA“ (ADACTA) werden die in der RA-Monotherapie zugelassenen Biologika Tocilizumab und Adalimumab miteinander verglichen. Die auf dem diesjährigen EULAR-Kongress erstmals vorgelegten Daten zeigen, dass die Tocilizumab-Monotherapie signifikant überlegen wirksam ist. Die neuen Langzeitdaten der Studie ACT-RAY bestätigen ebenfalls den hohen Stellenwert des Interleukin-6(IL6)-Rezeptorblockers in der Monotherapie: Tocilizumab allein ist auch nach 52 Wochen vergleichbar wirksam wie in der Kombinationstherapie mit Methotrexat (MTX).
Quellen:
- Deutsches Rheuma-Forschungszentrum, Berlin 2011
- Gabay C et al., EULAR 2012, oral presentation, Abstract LB0003
- Dougados M et al., EULAR 2011, Arth Rheum 2011, 10 Suppl., S. 1032-1033
- Dougados M et al., ACR 2011, Ann Rheum Dis 2012, online first May 5
- Dougados M et al., EULAR 2012, Abstract 3008
- Dougados M et al., EULAR 2012, poster presentation THU0093
- Highlights vom EULAR 2012: Rituximab – Wegbereiter der Personalisierten Medizin
Berlin, 20.06.2012
Vorträge
- Kompromisslos gut in der Monotherapie: Direkter Vergleich von Tocilizumab mit einem TNF-alpha-Blocker
Prof. Dr. Jürgen Braun
Rheumazentrum Ruhrgebiet, Herne - Manchmal muss es Mono sein: RoACTEMRA erzielt in Monotherapie vergleichbar gute Ergebnisse wie in Kombinationstherapie mit MTX
PD Dr. Eugen Feist
Charite Universitätsmedizin Berlin
- Kompromisslos gut in der Monotherapie: Direkter Vergleich von Tocilizumab mit einem TNF-alpha-Blocker