Das Studium Generale-Programm der Eberhard Karls Universität Tübingen für das Wintersemester 2010/2011 ist soeben erschienen und liegt in der Universität und in Tübinger Buchhandlungen aus. Im Internet ist es einzusehen unter: <http://www.uni-tuebingen.de/aktuelles/studium-generale.html>. Das Programm umfasst acht interdisziplinäre Ringvorlesungen, die sich an Studierende aller Fachrichtungen und die interessierte Öffentlichkeit der Region richten. Die erste Veranstaltung findet am 13. Oktober statt.
Unter dem Titel „Wohin entwickelt sich die Innere Medizin?“ begehen die Ärztlichen Direktoren der Medizinischen Universitätsklinik jeweils montags, 18.15 Uhr mit einem Vortrag das 50-jährige Jubiläum des Neubaus der Klinik auf dem Schnarrenberg, wo die Medizinische Klinik inzwischen sieben selbständige Abteilungen vereinigt. Diese stellen sich mit Berichten über ausgewählte aktuelle Entwicklungstrends vor wie beispielsweise zur Onkologie, zum Diabetes mellitus oder zur Malariaforschung. Organisiert wird die Reihe von Prof. Dr. Lothar Kanz, dem Geschäftsführenden Ärztlichen Direktor der Klinik.
Die Historiker Prof. Dr. Georg Schild und Prof. Dr. Anton Schindling organisieren eine Reihe zum Thema „Der politische Mord in der Geschichte“, die jeweils Montag, 20.15 Uhr stattfindet. Neben historischen Beispielen von der Antike bis zur Gegenwart werden grundsätzliche Fragen der Wahrnehmung und Beurteilung gestellt: Welchen Niederschlag haben politische Morde in der Literatur gefunden? Wie bewertet die Moralphilosophie das Töten aus politischen Gründen? Wie sind politische Morde in der Neuzeit juristisch aufgearbeitet worden?
„Banalität des Rassismus“? Europa nach 1989 heißt eine Reihe, die jeweils Dienstag, 18.15 Uhr von den Slavistinnen Dr. Gesine Drews-Sylla und Dr. Renata Makarska in Kooperation mit dem Fritz-Erler-Forum Baden-Württemberg / Landesbüro der Friedrich-Ebert-Stiftung und der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit / Regionalbüro Stuttgart organisiert wird. In der Ringvorlesung werden verschiedene Aspekte des Rassismus in Europa heute beleuchtet, besonders im Zusammenhang mit den politischen und gesellschaftlichen Veränderungen der letzten zwanzig Jahre: dem Zerfall der Sowjetunion und des Ostblocks, der Erweiterung der Europäischen Union und der zunehmenden Migration vom Osten und Süden nach Westen und Norden. Vor diesem Hintergrund werden auch die innerdeutsche Rassismus- und Rechtsextremismusdebatte sowie Fragen der praktischen Rassismusprävention aufgegriffen.
Die Literaturwissenschaftlerin Prof. Dr. Frauke Berndt bietet dienstags, 20.15 Uhr eine Reihe zum Thema „Mythen Denken“ an. Mythen sichern die Grenzen einer Gemeinschaft sowohl nach innen als auch nach außen. In ihrem Bilderreichtum bilden Mythen aber nicht nur die Schatzkammer, sondern auch das ethische Fundament einer Kultur. In der Vorlesungsreihe soll anhand exemplarischer Beispiele von der Antike bis zur Gegenwart gezeigt werden, welchen Anteil Literatur und Film an der Weitergabe von Mythen und bei der Reflexion auf Mythen haben. Dabei werden die Grenzen von Mythos und Wissenschaft ebenso angesteuert wie die Grenzen von Mythos und Populärkultur.
Der katholische Theologe Prof. Dr. Karl-Josef Kuschel bestreitet allein die Reihe „Vordenker des interreligiösen Dialogs im 20. Jahrhundert“ (jeweils Mittwoch, 18.15 Uhr). Die Geschichte interreligiöser Verständigung wird von ihm durch Einzelportraits rekonstruiert. Hinter jeder der präsentierten Figuren steht eine oft dramatische Lebensgeschichte, gezeichnet von Abbrüchen und Aufbrüchen, von Konflikten und Kämpfen. Der Akzent liegt auf den „Kühnen und Mutigen“, die zusammen denken, was früher getrennt war, die Lebenswege aufzeigen, die früher geschieden waren.
Unter dem Titel „Geld-Kultur-Werte“ haben der Ökonom Prof. Dr. Joachim Starbatty und der Literaturwissenschaftler Prof. Dr. Jürgen Wertheimer eine Reihe organisiert, die sich jeweils mittwochs, 20.15 Uhr der aktuellen Weltwirtschaftskrise widmet. Das Vorbild des „ehrbaren Kaufmanns“ ist offenbar altmodisch geworden. Daher geht die Reihe Fragen nach wie: Ist diese Figur im Zuge des kapitalistischen Wettbewerbsprozesses ausgemendelt worden? Was hat sich im kulturellen Umfeld gewandelt, dass Werte wie Verlässlichkeit, Vertrauen, Nachhaltigkeit, Eintreten für das gesellschaftliche Ganze kaum noch zählen? Welche kulturellen und ökonomischen Rahmenbedingungen müssen gesetzt und entwickelt werden, damit in Zukunft Verantwortungsbewusstsein und Nachhaltigkeit im ökonomischen und politischen Handeln in den Vordergrund rücken?
Prorektorin Prof. Dr. Stefanie Gropper hat zusammen mit Dr. Susanne Omran und Judith Halisch von der Stabsstelle Gleichstellung und Integration der Universitätsstadt Tübingen die Reihe „Spannungsfelder von Gender und Diversität“ organisiert (Donnerstag, 18.15 Uhr). Die Ringvorlesung beleuchtet zum einen die unterschiedlichen theoretischen Konzeptionen von Gender und Diversität und deren historische Entwicklungen. Zum anderen werden Akteure aus Politik, Wirtschaft und den Medien die praktische Umsetzung der Theorien erörtern. Von besonderem Interesse ist dabei die Frage, wie sich die sich auf alle Lebensbereiche erstreckende Zielsetzung von Gender mit dem alle Arten von Differenz einschließenden Ansatz von Diversität verknüpfen lässt, um Chancengleichheit zu erreichen.
„Hilft Psychotherapie? Erwartungen, Möglichkeiten, Erfolge, Grenzen“ – mit dieser Frage setzen sich die Professoren Martin Hautzinger, Stephan Zipfel, Stefan Klingberg und Andreas Fallgatter, alle Psychologen und Psychiater an der Universität, jeweils Donnerstag, 20.15 Uhr auseinander. Viele Menschen, die unter somatischen und psychischen Beschwerden leiden, setzen ihre Hoffnung in die Psychotherapie. Dennoch ist Psychotherapie noch immer von einer Aura an Erwartungen, Befürchtungen, Ablehnungen und Vorurteilen umgeben. Die moderne, problemorientierte und störungsspezifische Entwicklung der Psychotherapie wird jedoch nachvollziehbar, objektivierbar und dem Geheimnisvollen entrissen. Insbesondere in Tübingen hat sich in den letzten Jahre ein Zentrum empirischer und experimenteller Psychotherapieforschung entwickelt, deren Erkenntnisse über die evidenzbasierte, differentielle und störungsbezogene Psychotherapie mit allen unverändert bestehenden Grenzen vorgestellt werden sollen.
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(idw, 10/2010)