Studienstart: Palliativmedizinische Frühversorgung von Glioblastom-Patienten

Eine Frühintegration einer palliativmedizinischen Behandlung bei systemischen Tumorerkrankungen kann sich positiv auf die Lebensqualität und Depressivität der Patienten auswirken sowie aggressive Therapien am Lebensende vermeiden und mitunter die Lebensspanne sogar verlängern. Bislang werden Glioblastom-Patienten im Vergleich zu anderen Tumorerkrankungen weniger häufig palliativmedizinischen Angeboten zugeführt. Ein Grund hierfür könnten die besonderen Herausforderungen der Patienten sein, welchen nicht durch einen einheitlichen palliativmedizinischen Ansatz begegnet werden kann.

Die Lage und Schnelligkeit des Tumorwachstums können schwerwiegende, sich rasch entwickelnde, neuropsychiatrische, das Leben der Patienten tiefgreifend verändernde Symptome bedingen. Auch die Sorge und Last der pflegenden Bezugspersonen, der Angehörigen und Freunde spielt eine große Rolle. „In dieser Studie möchten wir daher die Wirksamkeit einer palliativmedizinischen Frühintegration bei Glioblastom-Patientinnen und Patienten sowie deren Bezugspersonen überprüfen. An dieser Studie können Patientinnen und Patienten sowohl mit einem neu diagnostizierten Glioblastom als auch mit einem Rezidiv teilnehmen“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Roland Goldbrunner, Direktor des Zentrums für Neurochirurgie an der Uniklinik Köln. „Die pflegenden Bezugspersonen sind zwar anders, aber auch sehr stark von der Krankheit betroffen. Dementsprechend ist es uns ein Anliegen, sie auch mit in die Studie einzuschließen“, ergänzt Univ.-Prof. Dr. Raymond Voltz, Direktor des Zentrums für Palliativmedizin der Uniklinik Köln.

Die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit einem Fördervolumen von knapp drei Millionen Euro geförderte multizentrische klinische Studie heißt EPCOG: „Early Palliative Care for Patients with Glioblastoma.“ Ihre Laufzeit beträgt insgesamt fünf Jahre. Sie wurde vom Zentrum für Palliativmedizin und Zentrum für Neurochirurgie der Uniklinik Köln ins Leben gerufen. Beteiligt sind an der Uniklinik Köln zudem das Institut für Medizinische Statistik und Bioinformatik, das Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie und das Zentrum für Klinische Studien Köln. Vier weitere deutsche Studienzentren sind die Unikliniken in Aachen, Bonn, Freiburg und München (LMU).

„Unsere Hypothese ist, dass eine strukturierte palliativmedizinische Intervention eine Verbesserung der Symptomkontrolle, der Behandlungs- und Vorsorgeplanung sowie der Lebensqualität der Patientinnen und Patienten bewirkt, dass durch sie die Belastung der Angehörigen reduziert wird, die Koordination von Gesundheitsleistungen an Effizienz gewinnt und weniger Notfalleinweisungen am Lebensende erfolgen. Die palliativmedizinische Intervention fokussiert sich entsprechend der Bedürfnislage dieser Patientengruppe insbesondere auf palliativmedizinische und sozialarbeiterische Aspekte, die zur Vereinheitlichung in einem eigens erstellten Studienmanual für die Zentren vorgegeben sind“, so Priv.-Doz. Dr. Heidrun Golla, Oberärztin am Zentrum für Palliativmedizin der Uniklinik Köln und Leiterin der klinischen Studie.

Stellt sich der Ansatz als erfolgreich heraus, würde die in der Studie getestete Strategie eine Möglichkeit darstellen, wie Glioblastom-Patienten in Deutschland während ihrer Erkrankung bis hin zum Versterben besser versorgt werden könnten.

Förderkennzeichen (FKZ) des BMBF: 01GY1703; Registrierungsnummer des Deutschen Register Klinischer Studien (DRKS) DRKS00016066.

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