Studie zum Einfluss von Antibiotika auf GvHD ausgezeichnet

Die Spender-gegen-Empfänger-Erkrankung (Graft-versus-Host-Disease, GvHD) ist immer noch Hauptursache für die transplantationsassoziierte Mortalität und Morbidität bei Patienten, die wegen einer malignen Knochenmarkserkrankung oder eines Knochenmarksversagens mit einer allogenen Stammzelltransplantation (SZT) behandelt werden müssen. Immunmediziner wissen mittlerweile, dass ein Zusammenhang zwischen Auftreten und Schwere der GvHD und Störungen der Darmflora (intestinale Mikrobiota) besteht. So ist ein vielfältiges intestinales Mikrobiom mit einem hohen Anteil kommensaler Bakterien im Darm für die Aufrechterhaltung der Homöostase des Epithels und für die immunologische Toleranz von zentraler Bedeutung. Allerdings führen prophylaktische und therapeutische Breitspektrumantibiotika sowie die GvHD selbst bei allogener SZT zur schweren Dysbiose.

Neuer Ansatz zur GvHD-Prophylaxe und -Therapie

Dr. Daniela Weber von der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin III des UKR hat in einer großen retrospektiven Studie gemeinsam mit Wissenschaftlern des Universitätsklinikums Regensburg und des Memorial Sloan Kettering Cancer Centers (New York, USA) herausgefunden, dass bei 621 Patienten, die allogen stammzelltransplantiert wurden, der Zeitpunkt der Gabe von Breitspektrumantibiotika einen erheblichen Einfluss auf das Überleben hatte. Patienten, die vor der Stammzelltransplantation mit einer antibiotischen Therapie begannen, hatten das schlechteste Überleben (35 Prozent Mortalität nach 18 Monaten). Eine Antibiotikagabe nach der Transplantation resultierte in einer intermediären Mortalität von 17 Prozent, während Patienten, die keine Antibiotikatherapie benötigten, zu 93 Prozent überlebten. Die Mehrzahl der Patienten verstarb an GvHD. Der Zeitpunkt der antibiotischen Therapie war der stärkste unabhängige Risikofaktor. Die Untersuchung der intestinalen Mikrobiota zeigte einen massiven Verlust protektiver kommensaler Bakterien bei früher Antibiotikagabe als mögliche Ursache. Die Mikrobiommodulation mit dem Ziel der Wiederherstellung protektiver kommensaler Mikrobiota stellt wahrscheinlich einen neuen Ansatz zur GvHD-Prophylaxe und -Therapie dar.

Preisverleihung ist eine große Anerkennung für UKR-Forscher

Das wissenschaftliche Fachjournal „Biology of Blood and Marrow Transplantation“ publizierte die Studienergebnisse im Mai 2017. Die Redakteure des Journals haben die Arbeit von Dr. Weber und ihren Co-Autoren nun mit dem „George Santos Clinical Award for New Investigators 2017“ prämiert. „Diese Auszeichnung ist eine riesige Anerkennung für Dr. Weber und die gemeinsame Arbeitsgruppe zur Mikrobiomforschung mit Professor Dr. Dr. André Gessner und Dr. Andreas Hiergeist. Es war eine große Ehre für mich, den Preis stellvertretend in Salt Lake City entgegenzunehmen und hier unsere Ergebnisse zu präsentieren“, freut sich Professor Dr. Ernst Holler, Leitender Oberarzt der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin III, Leiter des allogenen Stammzelltransplantationsprogramms am UKR und Letztautor der prämierten Publikation.

Übereicht wurde der Award am 23. Februar 2018 im Rahmen des BMT Tandem Meetings, der jährlichen Konferenz des Zentrums für Internationale Forschung zur Blut- und Knochenmarkstransplantation (CIBMTR) und der Amerikanischen Gesellschaft für Blut- und Knochenmarkstransplantation (ASBMT). Der Preis wird jährlich von der ASBMT für den besten klinischen Artikel eines Nachwuchsforschers in „Biology of Blood and Marrow Transplantation“ verliehen.

Publikation:

Weber D, Jenq RR, Peled JU, Taur Y, Hiergeist A, Koestler J, Dettmer K,
Weber M, Wolff D, Hahn J, Pamer EG, Herr W, Gessner A, Oefner PJ, van den Brink MR, Holler E, Microbiota Disruption Induced by Early Use of Broad-Spectrum Antibiotics Is an Independent Risk Factor of Outcome after Allogeneic Stem Cell Transplantation. Biol Blood Marrow Transplant 2017 May; 23(5):845–852 ; DOI 10.1016/j.bbmt.2017.02.006

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