Studie: LSD beeinflusst die Verarbeitung von Sprache

Der Konsum der Substanz LSD, kurz für Lysergsäurediethylamid, geht mit Halluzinationen einher. Sie führt dazu, dass man sich selbst nicht mehr als getrennt von der eigenen Umwelt wahrnimmt. Auch bei einigen psychischen Erkrankungen tritt diese Bewusstseinserweiterung auf. Wie solche psychedelischen Substanzen Prozesse im Gehirn genau beeinflussen, untersuchen britische Forscher um den Neuro-Psychopharmakologen Professor David Nutt.

In einer aktuellen Studie, an der die Kaiserslauterer Psycholinguistin Dr. Neiloufar Family als Erstautorin beteiligt war, sind die Wissenschaftler nun der Frage nachgegangen, wie sich die Substanz auf die Verarbeitung von Sprache auswirkt. Dazu haben sie zehn gesunden Probanden jeweils im Abstand von einer Woche eine niedrige LSD-Dosis sowie ein Placebo verabreicht. Im Anschluss haben sie den Teilnehmern verschiedene Bilder vorgelegt. Die Probanden sollten angeben, was sie auf den Bildern sehen.

„Die Ergebnisse zeigen, dass LSD sich auf die Sprache auswirkt“, sagt Neiloufar Family. „Die Probanden hatten nach der Einnahme von LSD Probleme, das Gezeigte auf den Bildern richtig zuzuordnen.“ Wenn die Forscher ihnen zum Beispiel ein Bild eines Autos gezeigt haben, benannten die Teilnehmer es mit „Bus“ oder „Zug“. Die Substanz scheint das sogenannte semantische Netzwerk im Gehirn zu beeinflussen. Unter dem Begriff fasst die Psycholinguistik Prozesse der Wissensorganisation im Hirn zusammen. Dazu zählt beispielsweise auch, wie Menschen Wörter miteinander verknüpfen und abspeichern. „Durch LSD wird dieses Netzwerk sehr stark aktiviert, sodass den Probanden ähnliche Wörter einer Wortfamilie in den Sinn kommen“, so die Psycholinguistin.

Die Ergebnisse der Studie helfen den Forschern besser zu verstehen, wie Sprache und abgespeichertes Wissen im Gehirn verknüpft sind. „Außerdem helfen sie uns, neue neurobiologische Mechanismen zu finden, die das semantische Netzwerk aktivieren“, sagt Family. So könnten die Ergebnisse dazu beitragen, zu erklären, wie neue Therapieformen für psychische Krankheiten wie Depressionen und Angstzustände funktionieren. Der Einsatz von solchen Substanzen wird in der Wissenschaft derzeit stark diskutiert. „Psychedelische Substanzen wie LSD fördern die Kreativität. Dadurch könnten auch weitere Bereiche, die mit dem Sprachbereich im Gehirn in Verbindungen stehen, aktiviert werden“, so die Forscherin. „Verborgene Gedanken oder Assoziationen könnten so schneller zum Vorschein treten.“

Die Studie wurde in der renommierten Fachzeitschrift Language, Cognition and Neuroscience“
veröffentlicht: „Semantic activation in LSD: evidence from picture naming“
DOI: 10.1080/23273798.2016.1217030

Fragen beantwortet:
Dr. Neiloufar Family
E-mail: family(at)rhrk.uni-kl.de
Skype: niloufarfamily
Phone: +49(0)631-205-4138

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