Strategien im Kampf gegen neurodegenerative Erkrankungen: die Rolle der Proteinfaltung

Proteine übernehmen vielfältige essenzielle Aufgaben in allen Zellen unseres Körpers. Doch um ihre biologische Funktion ausüben zu können, müssen sich die kettenartigen Moleküle erst zu komplexen, dreidimensionalen Strukturen falten. Zunächst wurde angenommen, dass dieser Prozess spontan abläuft. Erst die Arbeiten von Prof. Dr. Franz-Ulrich Hartl, Direktor der Abteilung Zelluläre Biochemie am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried, machten klar, dass die Proteinfaltung in der Zelle durch Helfermoleküle vermittelt wird. Diese Helfermoleküle werden Chaperone genannt. Der Name ist abgeleitet aus dem französischen Wort für „Anstandsdame“, denn diese Moleküle sorgen dafür, dass sich Proteine richtig verhalten, also richtig falten. Falsch gefaltete Proteine können sich zu Klumpen zusammenlagern, die für die Zelle und den Organismus gefährlich werden. Bei verschiedenen neurodegenerativen Krankheiten wie Alzheimerdemenz und Chorea Huntington sammeln sich solche Aggregate an. Die Erkenntnis, dass altersbedingten Krankheiten eine falsche Proteinfaltung zu Grunde liegt, bietet die Chance auf neuartige Therapieansätze. In seiner aktuellen Forschung widmet sich Professor Hartl im besonderen Maße diesen Therapieansätzen.

Der mit 50.000 Euro dotierte Ernst Schering Preis ist einer der renommiertesten deutschen Wissenschaftspreise. Er wurde 1991 von der Schering Forschungsgesellschaft ins Leben gerufen und wird seit 2003 von der Schering Stiftung verliehen. Ausgezeichnet werden auf internationaler Ebene herausragende Leistungen im Bereich medizinischer, biologischer oder chemischer Grundlagenforschung. Professor Hartl wurde für den Ernst Schering Preis 2016 von Prof. Dr. Helmut Sies (Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf), Prof. Dr. Wolfgang Baumeister (MPI für Biochemie in Martinsried) und Prof. Dr. Nikolaus Pfanner (Albert-Ludwigs-Universität Freiburg) nominiert. Professor Sies, der auf der Preisverleihung die Laudatio halten wird, sagt über Hartls Arbeit: „Franz-Ulrich Hartls herausragende Forschungsleistung verdient höchste Anerkennung. Sie verbindet grundlegende neue Erkenntnisse über die Homöostase korrekt gefalteter Proteine mit neuen Perspektiven zu Entstehung und Verlauf neurodegenerativer Erkrankungen, die zu innovativen Therapieansätzen führen können.“

PREISVERLEIHUNG
26. September 2016, 18:30 Uhr
Meistersaal am Potsdamer Platz (Köthener Straße 38 | 10963 Berlin)

Anmeldung bis 15.09.2016 unter: anmeldung@scheringstiftung.de

VORTRÄGE DES PREISTRÄGERS
23. September 2016, vormittags (nicht öffentlich)
Schülervortrag von Prof. Dr. Franz-Ulrich Hartl auf der Schulfarm Insel Scharfenberg, Berlin-Tegel

23. September 2016, 14 Uhr
Öffentliche Vorlesung mit Prof. Dr. Franz-Ulrich Hartl
Molecular Chaperones: Their Role in Protein Folding and Neurodegenerative Disease
Freie Universität Berlin | Vorlesungssaal Anorganische Chemie (H101) | Fabeckstr. 34-36 | 14195 Berlin Die Vorlesung richtet sich an Wissenschaftler und Studenten und findet auf Englisch statt. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

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