Sarah Liebherz (Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf) und Sven Rabung (Institut für Psychologie, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt) haben 59 Studien aus den Jahren 1977 bis 2009 untersucht, um herauszufinden, inwiefern die in Deutschland weit verbreitete stationäre Psychotherapie wirksam in Bezug auf die Verminderung von psychiatrischen Symptomen und Störungen im zwischenmenschlichen Bereich sein kann.
Das Angebot in psychotherapeutisch ausgerichteten Krankenhäusern und Fachabteilungen besteht primär aus Einzel- und Gruppenpsychotherapie, wird aber allerorts durch komplementäre therapeutische Maßnahmen ergänzt. „Deutschland unterscheidet sich hier von fast allen anderen Ländern, in denen die stationäre Behandlung psychisch Erkrankter meist nur in psychiatrischen Krankenhäusern üblich ist. Dort liegt der Fokus stärker auf der medizinisch-pharmakologischen Arbeit mit den Patientinnen und Patienten“, erklärt Sven Rabung. In Deutschland werden jährlich mehr als eine Million PatientInnen in diesen Krankenhäusern behandelt.
Liebherz und Rabung haben ihre Ergebnisse kürzlich in der Zeitschrift PLOS ONE vorgestellt. Sie konnten belegen, dass die Behandlung in psychotherapeutischen Krankenhäusern positive Effekte hinsichtlich der Schwere der Symptome und hinsichtlich interpersoneller Schwierigkeiten bei schwer erkrankten PatientInnen zeigt. „In einem nächsten Schritt wäre es nun interessant, die Relationen zwischen der Schwere der Symptome und der interpersonellen Probleme, der Behandlungsdauer und dem Behandlungsergebnis zu untersuchen. Dafür ist weitere Forschung notwendig“, so Rabung.