Startschuss zum Bau der Protonentherapie ist gefallen

Das Besondere des Projekts: Neben der Krankenversorgung steht die Anlage den Forschern des „Zentrums für Innovationskompetenz für Medizinische Strahlenforschung in der Onkologie – OncoRay“ zur Verfügung. Zu Forschungszwecken entsteht parallel zu dem auf Magnetfeldern beruhenden Teilchenbeschleuniger ein zweiter, der die Protonen mittels Laserstrahlen auf Höchstgeschwindigkeit bringt. Damit wird in Dresden die weltweit erste Anlage dieser Art gebaut. Sie sichert der Dresdner Hochschulmedizin einen Innovationsvorsprung bei der Strahlentherapie von Krebspatienten.

„Wir freuen uns, dass wir für das Projekt den weltweit führenden Hersteller von Protonentherapieanlagen gewinnen konnten“, sagt Prof. Michael Albrecht. Weltweit sind bereits elf Anlagen der IBA in Betrieb, sieben weitere befinden sich in unterschiedlichen Realisierungsphasen. „Diese große Erfahrung der IBA ist eine gute Basis dafür, die Anlage so schnell wie möglich in Betrieb nehmen zu können“, sagt Wilfried Winzer. Die Planungen gehen davon aus, die ersten Krebspatienten Anfang 2014 zu behandeln. Zur Protonentherapie wird eine technische Ausstattung benötigt, die hochkomplex und schwergewichtig zugleich ist: Allein das die Protonen beschleunigende Zyklotron wiegt 200 Tonnen. Um mit diesen Teilchen den Körper optimal bestrahlen zu können, gehört zu der Anlage eine sogenannte Gantry. Die Stahlkonstruktion wird einen Durchmesser von zehn Metern haben und rund 200 Tonnen wiegen. Sie sorgt dafür, dass sich der Protonenstrahl aus jedem Winkel auf den Patienten richten lässt. „Wir sind stolz darauf, den Zuschlag für das Projekt bekommen zu haben – auch deshalb, weil wir mit den Dresdner Wissenschaftlern die Entwicklung eines gemeinsamen Forschungs- und Entwicklungsprogramms planen, um die Technologie der Pro-tonentherapie weiter voranzutreiben,“ sagt Pierre Mottet, CEO der IBA. Die neue Protonentherapieanlage wird den Referenzstrahl für den in Dresden neu entwickelten Laser-Protonenbeschleuniger liefern. Die deutschen und belgischen Experten erwarten sich von der neuen Technologie eine Reduzierung des technischen und damit auch finanziellen Aufwands. Damit könnte die neue Anlage dazu beitragen, dass die Protonentherapie künftig mehr Menschen zur Verfügung steht.

Dresden und Heidelberg bauen nationales Forschungszentrum auf

Die neue Protonentherapieanlage ist zentrales Element des OncoRay-Forschungsvorhabens, das wiederum am „National Center for Radiation Research in Oncology Dresden/Heidelberg“ beteiligt ist. Dieses Nationale Zentrum gehört zu den wenigen Spitzenforschungsprojekten, die das Bundesministerium für Bildung und Forschung ausgewählt hat, um drängende Fragestellungen in der Medizin auf weltweit höchstem wissenschaftlichem Niveau zu klären. „Auf dem Campus der Dresdner Hochschulmedizin werden Wissenschaftler und Ärzte den Einsatz von Protonen in der Krebstherapie patientennah und jenseits kommerzieller Zwänge weiterentwickeln“, erklärt Prof. Albrecht. Vorteil dieser ersten Protonentherapieanlage Ostdeutschlands ist, dass Patienten frühzeitig von weiteren Innovationen dieser noch neuen Therapieform profitieren werden. Das ist ein wesentlicher Grund für das Universitätsklinikum, sich an der Millioneninvestition zu beteiligen. Um innovative Ergebnisse in der onkologischen Strahlenforschung zu erzielen, ist ein hohes Maß an interdisziplinärer Zusammenarbeit zwischen Medizinern, Physikern und Biologen notwendig. Dies gewährleistet der 2005 erfolgte Zusammenschluss von Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Medizinischer Fakultät der TU Dresden sowie dem Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf. Durch die Gründung des Nationalen Zentrums im vergangenen Jahr arbeiten die Dresdner Forscher nun auch eng mit dem Heidelberger Institut für Radioonkologie (HIRO) zusammen, das die Strahlentherapieforschung am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ), dem Universitätsklinikum Heidelberg, dem Heidelberger Ionenstrahltherapiezentrum HIT am Universitätsklinikum Heidelberg, sowie dem Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) vereinigt. Seit Oktober 2010 arbeiten die Forscher beider Standorte ebenfalls im Deutschen Konsortium für translationale Krebsforschung (DKTK) zusammen.

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