Bakterien, Pilze, Viren oder auch Zelllinien sind essentielle mikrobielle Ressourcen für die Forschung. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Suche nach dringend notwendigen innovativen Lösungen für globale Probleme, etwa als Wirkstoffproduzenten gegen Infektionskrankheiten oder in der Biotechnologie. Die neue Forschungsinfrastruktur für Mikrobielle Ressourcen „Microbial Resource Research Infrastructure” – kurz MIRRI – hat das Ziel, Forschern einen einfacheren und effizienteren Zugang zu den besten mikrobiellen Ressourcen, Services und Daten in Europa zu ermöglichen. Die Anwendungen reichen von der Erforschung von Pflanzenpathogenen im Hinblick auf Hygiene und Tiergesundheit bis zu Forschungsarbeiten zu Humanpathogenen oder Biosicherheit. Das Leibniz-Institut DSMZ hat seit dem 1. November die zentrale Koordination des Projektes übernommen. Vom 27.-30. November 2012 findet im Braunschweiger Hotel Mercure Atrium die Auftaktveranstaltung mit 90 Teilnehmern aus 14 europäischen und sechs außereuropäischen Ländern statt.
„Die neue EU-finanzierte Infrastruktur MIRRI wurde auf Empfehlung des Strategieforums ESFRI (European Strategy Forum on Research Infrastructures) initiiert“, erklärt die Mikrobiologin Dr. Dagmar Fritze, Koordinatorin des Projektes am Leibniz-Institut DSMZ. „MIRRI führt die mikrobiologischen Sammlungen mit ihren Nutzern, politischen Entscheidungsträgern und der Vielfalt an mikrobiologischen Forschungsinitiativen zusammen. Ein angemessenes rechtliches Rahmenwerk wird zukünftig den schnellen und unkomplizierten Zugang zu hochwertigem mikrobiologischen Material erleichtern. Dies hat zur Folge, dass die europäische Spitzenforschung in den Bereichen Landwirtschaft, Lebensmittel, Gesundheit und Biotechnologie optimal weiter ausgebaut werden kann.“
Die DSMZ ist in den nächsten drei Jahren verantwortlich für das Projektmanagement und die strategische Entwicklung. „In der derzeitigen Vorbereitungsphase stehen wir vor der Aufgabe, einen Detailplan zu erarbeiten für ein dezentrales aber verbindliches Netzwerk über Ländergrenzen hinweg. Das Netzwerk besteht aus 16 EU-Partnern aus 11 Ländern und weiteren interessierten Einrichtungen“, sagt Dagmar Fritze. Dazu treffen sich die Experten vom 27. bis 30. November 2012 in Braunschweig zum Erfahrungsaustausch.
Langfristig ist die Entwicklung der europäischen Infrastruktur MIRRI Ausgangspunkt für den Aufbau eines zukünftigen globales Dachverbands von Bioressourcenzentren („Global Biological Resource Centre Network” – GBRCN). Bei einem Erfolg von MIRRI in Europa könnte dieses als regionales Modell auch für andere Regionen empfohlen werden.
ESFRI:
ESFRI (European Strategy Forum on Research Infrastructures) ist ein im April 2002 gegründetes Strategieforum für Infrastrukturen, das sich aus Vertretern der EU-Mitgliedsstaaten, der Assoziierten Staaten sowie einem Vertreter der Europäischen Kommission zusammensetzt. ESFRI hat die Aufgabe, neue Forschungsinfrastukturmaßnahmen für den Zeitraum der nächsten 10-20 Jahre (den Bau neuer sowie den Ausbau bereits vorhandener FI) für Europa zu identifizieren und zu begleiten. Ziel ist es, die europäischen Forschungskapazitäten weiter auszubauen und dauerhaft an der Weltspitze zu etablieren.
Wissenschaftliche Ansprechpartnerin und Koordinatorin MIRRI:
Dr. Dagmar Fritze
Leibniz Institut DSMZ
Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH
Inhoffenstraße 7B
38124 Braunschweig
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Über das Leibniz-Institut DSMZ
Das Leibniz-Institut DSMZ–Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH ist eine Einrichtung der Leibniz-Gemeinschaft und mit seinen umfangreichen wissenschaftlichen Services und einem breiten Spektrum an biologischen Materialien seit Jahrzehnten weltweiter Partner für Forschung und Industrie. Als einem der größten biologischen Ressourcenzentren seiner Art wurde der DSMZ die Übereinstimmung mit dem weltweit gültigen Qualitätsstandard ISO 9001:2008 bestätigt. Als Patenthinterlegungsstelle bietet die DSMZ die bundesweit einzigartige Möglichkeit, biologisches Material nach den Anforderungen des Budapester Vertrags aufzunehmen. Neben dem wissenschaftlichen Service bildet die sammlungsbezogene Forschung das zweite Standbein der DSMZ. Die Sammlung mit Sitz in Braunschweig existiert seit 42 Jahren und beherbergt mehr als 32.000 Kulturen und Biomaterialien. Die DSMZ ist die vielfältigste Sammlung weltweit: neben Pilzen, Hefen, Bakterien und Archaea werden dort auch menschliche und tierische Zellkulturen sowie Pflanzenviren und pflanzliche Zellkulturen erforscht und archiviert. www.dsmz.de
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