Innere Medizin / Kardiologie: Forscher der Stanford University School of Medicine haben vorläufige Ergebnisse der Apple Heart Study präsentiert. Mehr als 400.000 Personen wurden in die virtuelle Studie eingeschlossen, die seit 2017 von den Forscherinnen und Forschern durchgeführt wurde. Laut Stanford Medicine bestätigt die Forschungsstudie: tragbare Technologien sind dazu in der Lage, Herzfrequenzunregelmäßigkeiten sicher zu identifizieren.
Allgemein – über die Studie „Apple Heart Study“:
Weltweit zählen Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu den häufigsten Todesursachen; auch bei uns in Deutschland. Hypertonie, Herzrhythmusstörungen, die Koronare Herzkrankheit – all dies sind beispielhafte Diagnosen für das umfassende Feld der Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Um das Risiko des Leidens einzudämmen und die Diagnosestellung in einem frühestmöglichen Stadium zu ermöglichen, starteten Apple und die Stanford University School of Medicine gemeinsam die Apple Heart Study. Die Forschungsstudie hinterfragt:
Können die „Apple Heart Study App“-Daten von der Apple Watch dazu verwendet werden, um unregelmäßige Herzrhythmen zu identifizieren? Diese können auch bei potenziell schweren Herzerkrankungen, wie bei absoluter Arrhythmie (Vorhofflimmern), auftreten. Durch die frühzeitige Erkennung unregelmäßiger Herzrhythmen können schwerwiegendere Gesundheitsprobleme verhindert werden, so auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Wie wurde bei der Studie vorgegangen?
Bei der Apple Heart Study wurden Daten der Apple Watch dazu genutzt, um unregelmäßige Herzrhythmen zu identifizieren. Die verwendete App informierte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, wenn ein unregelmäßiger Herzrhythmus festgestellt wurde. Die in den USA durchgeführte Studie gab den Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Fall von Unregelmäßigkeiten die Möglichkeit, sich mit einem Study Telehealth Provider von American Well zu verbinden. Sie erhielten ein kleines, diskretes Sensorgerät namens „ePatch“, das sie bis zu sieben Tage lang an ihrer Brust trugen. Der Herzrhythmus wurde durch den „ePatch“ zusätzlich überwacht. Nach der Rücksendung des „ePatch“ erhielten die Teilnehmer die Anweisung, sich an den Study Telehealth Provider die Ergebnisse zu besprechen und weitere medizinische Untersuchungen abzustimmen.
In das Studiendesign eingeschlossen wurden:
- Personen mit einem Altern von 22 Jahren oder älter
- Einwohner der Vereinigten Staaten von Amerika
- Personen mit einem iPhone 5s oder höher mit iOS Version 11.0 oder höher
- Mit einer Apple Watch der Serie 1 oder höher mit watchOS Version 4.0 oder höher
- Personen, bei denen bisher kein Vorhofflimmern und Vorhofflattern diagnostiziert wurde und die derzeit keine Antikoagulanzien einnehmen
Zu den Ergebnissen äußert sich Lloyd Minor, MD, Dekan der Stanford School of Medicine: „Die Ergebnisse der Apple Heart Study zeigen, welche potenzielle Rolle innovative digitale Technologie bei der Schaffung einer prädiktiveren und präventiveren Gesundheitsversorgung spielen kann.“
Und geht es nach Lloyd Minor, so ist Vorhofflimmern erst der Anfang: „Die Studie öffnet die Tür zu weiteren Forschungen über tragbare Technologien und wie sie zur Vorbeugung von Krankheiten eingesetzt werden können, bevor sie auftreten – ein Schlüsselziel individueller Therapien.“
“The results of the Apple Heart Study highlight the potential role that innovative digital technology can play in creating more predictive and preventive health care,” said Lloyd Minor, MD, dean of the Stanford School of Medicine. “Atrial fibrillation is just the beginning, as this study opens the door to further research into wearable technologies and how they might be used to prevent disease before it strikes — a key goal of precision health.” Quelle: Stanford Medicine1
Die Ergebnisse im Überblick:
- Teilnehmer gesamt: 419.093 Personen
- Altersdurchschnitt der Probanden: 41 Jahre
- Insgesamt erhielten nur 2.161 Personen (0,52% der Teilnehmer) unregelmäßige Pulsmeldungen. Die Forscher sehen die Werte selbst als ein wichtiges Ergebnis, da es zu Anfang Bedenken hinsichtlich einer möglichen Überbenachrichtigung gab.
- Vergleiche zwischen der unregelmäßigen Pulserfassung auf der Apple Watch und gleichzeitigen elektrokardiografischen Patch-Aufnahmen zeigten, dass der Pulserfassungsalgorithmus (was auf eine positive Tachogrammanzeige hinweist) einen positiven Vorhersagewert von 71% aufweist.
- 84% der Teilnehmer, die unregelmäßige Pulsmeldungen erhielten, befanden sich zum Zeitpunkt der Meldung im Vorhofflimmern (positiver prädiktiver Wert von 0,84). Bei einem Drittel (34%) der Teilnehmer, die unregelmäßige Pulsmeldungen erhielten, konnte das Vorhofflimmern mit Hilfe des EKG-Pflasters über eine Woche bestätigt werden. Da Vorhofflimmern ein intermittierender Zustand ist, ist es nicht verwunderlich, dass es bei der anschließenden EKG-Pflasterüberwachung nicht wiederholt auftritt.
- 57% derjenigen, die unregelmäßige Pulsmeldungen erhielten, suchten weitere medizinische Hilfe.
Weltweit diskutieren medizinische Experten aktuell über den Einsatz von Wearables und Smart Health-Devices: Sind die technischen Geräte dazu in der Lage, verlässliche Aussagen über den Gesundheitszustand von Personen zu treffen? Oder schüren sie Angst und Unsicherheit, sodass Arztpraxen mit einem Ansturm an potentiellen Patienten zu rechnen haben? Und reicht die Zahl der eingeschlossenen Personen mit einem Durchschnittsalter von 41 Jahren für die Erhebung valider Ergebnisse aus?
Die Experten diskutieren weiter. In Deutschland und auf der ganzen Welt. Es bleibt jedoch festzuhalten, dass Apple und die Stanford University School of Medicine eine Forschungsstudie präsentieren, die in dieser Größenordnung bisher unvergleichbar ist; und dass tragbare Technologien dazu in der Lage sind, uns sowohl in Punkto Fitness und Sport, aber ebenso auch in Punkto Gesundheit und Medizin zu unterstützen.
Die Meinung des Autors:
Apple und Stanford Medicine präsentieren beeindruckende Ergebnisse. Insbesondere, da es sich um eine virtuelle Studie handelt, die in dieser Größe bisher einmalig ist. Sicher sind wichtige Fragen nach wie vor offen und es bedarf weiterer wissenschaftlicher Diskussionen. Dabei darf nicht vergessen werden, dass wir bei dem gesundheitlich-medizinischen Einsatz von Health Devices erst ganz am Anfang stehen.
Wichtige Schritte sind getan, die es nun gilt weiter und weiter zu konkretisieren. Tragbare Technologien, die unsere Gesundheit und medizinische Daten monitoren, werden in unserem Alltag Einzug halten. So, wie es auch Smartphones geschafft haben. Mit Vorteilen, die auch Lloyd Minor sieht: „Wir gewinnen mit ihnen eine prädiktivere und präventivere Gesundheitsversorgung.“