Die Versprechen klingen unglaublich: Ein neues Herz aus dem 3D-Drucker, in Schweinen wachsen humanverträgliche Nieren, künstliche Haut reift in Zellkulturen heran und kann auf Menschen transplantiert werden. Hat die regenerative Medizin einen neuen Jungbrunnen entdeckt und liefert in Zukunft beliebige Ersatzteile für den biologischen Baukasten Mensch? „Der Treiber hinter solchen Entwicklungen ist die Stammzellforschung“, erläutert Anthony Ho. „Doch inwieweit solche oft hochtrabende Versprechungen in der Praxis ankommen, das ist eine ganz andere Frage“.
Trotz aller Vorschusslorbeeren sind Therapien, die sich Stammzellen zur Linderung menschlicher Leiden zunutze machen die Ausnahme. Über zwanzig Jahre hat es von der Entdeckung der Blutstammzellen 1963 bis zu deren Anwendung in der Krebstherapie gedauert, weiter zehn Jahre vergingen bis dieses Verfahren zur Standardtherapie wurde. In seinem Vortrag erläutert Ho, wo die moderne regenerative Medizin heute steht und welche Entwicklungen für die Zukunft zu erwarten sind.
Prof. Dr. Anthony D. Ho ist Ärztlicher Direktor der Medizinischen Klinik V der Universität Heidelberg, mit den Schwerpunkten Hämatologie, Onkologie und Rheumatologie. 1992 wurde er an die Universität von Ottawa berufen, im Anschluss lehrte und forschte er an der California Universität in San Diego. Seit 2002 ist er Mitglied der Zentralen Ethik-Kommission für Stammzellforschung des Bundestags sowie Mitglied des wissenschaftlichen Beirates des Paul-Ehrlich-Instituts.