Wir sprachen mit dem Leiter der Arbeitsgruppe Palliativmedizin der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) darüber, warum Altersmediziner endlich in der Kammer vertreten sein sollten, und welche Signalwirkung das auf Bundesebene haben könnte.
Herr Doktor Pfisterer, warum treten Sie bei der Kammerwahl an?
Wenn wir die Interessen der Geriatrie voranbringen wollen, müssen wir uns auch in die Berufspolitik einbringen. Nur dann können wir sicherstellen, dass wir auch bei wichtigen Entscheidungen berücksichtigt werden. Das war in der Vergangenheit häufig nicht so: Ein Beispiel dafür ist, dass eine Entscheidung der Landesärztekammer Hessen zur Einführung der Zusatzweiterbildung „ambulante Geriatrie“ getroffen wurde und die Geriater dabei, insbesondere in der heißen Phase, gar nicht aktiv eingebunden wurden.
Und um endliche eine Stimme zu bekommen, haben Sie die Liste „Ärztinnen und Ärzte pro Alter“ ins Leben gerufen?
Genau, wir wollen der Geriatrie eine Stimme geben! In der Vergangenheit haben wir versucht, über verschiedene bekannte Delegierte aus anderen medizinischen Bereichen unsere Interessen bei der Landesärztekammer einzubringen – aber das ist uns nur mäßig gelungen. Wir wollen das jetzt aktiv selbst angehen mit einer eigenen Liste, wo wir das transparent machen, was unser Auftrag ist: pro Alter im Gesundheitswesen agieren.
Wer ist bei dieser Liste genau vertreten?
Alle sieben Kandidatinnen und Kandidaten sind Geriater aus dem stationären und niedergelassenen Bereich, allerdings mit ganz unterschiedlichen Spezialisierungen: Von der Palliativmedizin über die Neurologie und Pneumologie bis hin zur Rheumatologie ist alles vertreten. Aber wir wollen realistisch sein bei unseren Erfolgschancen, denn leider fehlen uns die großen Werbeapparate, die andere etablierte Fachbereiche haben. Wenn ein oder zwei Kandidaten gewählt werden sollten, wäre das schon ein toller Erfolg.
Wenn dieser Erfolg eintritt – was wäre dann Ihr Ziel in der Delegiertenversammlung?
Unser Hauptziel ist es, Hürden und Probleme in der intersektoralen Zusammenarbeit zwischen niedergelassenen und stationären Kollegen zu beseitigen. Verbesserungspotenzial sehen wir etwa beim Austausch von elektronischen Daten, bei der Kommunikation von Vorerfahrungen über den Patienten oder bei der Weiterversorgung. Dabei gibt es in der Praxis schon einige positive Beispiele, wo man sehen kann, dass diese Zusammenarbeit sehr gut funktionieren kann: Bei den Kursen zur Geriatrische Grundversorgung etwa erfahren die Teilnehmer aus Praxis und Klinik, was die jeweils andere Gruppe da leistet. Insgesamt wollen wir die Interessen der Geriatrie allgemein, aber natürlich auch der älteren Patienten vertreten. Und auch die Demografie in der Ärzteschaft spielt da eine Rolle.
Welche Ideen haben Sie für die Nachwuchsförderung?
Ein notwendiger Beitrag von uns wäre, die Attraktivität der Geriatrie im ambulanten und stationären Bereich zu steigern und jungen Ärztinnen und Ärzten zu vermitteln, wie toll das Fach ist. Es gibt kaum einen medizinischen Bereich, wo das bio-psychosoziale Modell so gut gelebt werden kann wie in der Geriatrie.
Was antworten Sie potenziellen Wählern oder Delegierten auf die Frage, warum die Geriatrie in der Ärztekammer vertreten sein sollte?
Eine Landesärztekammer, die das komplette Spektrum an Patienten berücksichtigen will, muss einen Altersmediziner in der Delegiertenversammlung haben. Einen, der sowohl die Perspektive des Patienten, als auch des Ausbildenden einbringt. Die Wahl in Hessen kann jetzt auch eine Signalwirkung für andere Bundesländer oder auf Bundesebene haben.
Pressekontakt der DGG
Torben Brinkema
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Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG)
Die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG) ist die wissenschaftliche Fachgesellschaft der Ärzte, die sich auf die Medizin der späten Lebensphase spezialisiert haben. Wichtige Schwerpunkte ihrer Arbeit sind neben vielen anderen Bewegungseinschränkungen und Stürze, Demenz, Inkontinenz, Depressionen und Ernährungsfragen im Alter. Häufig befassen Geriater sich auch mit Fragen der Arzneimitteltherapie von alten Menschen und den Wechselwirkungen, die verschiedene Medikamente haben. Bei der Versorgung geht es darum, den alten Menschen ganzheitlich zu betreuen und ihm dabei zu helfen, so lange wie möglich selbstständig und selbstbestimmt zu leben. Die DGG wurde 1985 gegründet und hat heute rund 1700 Mitglieder.