Expertentipp von Dr. med. Omid Kermani
Sonnenbrillen sind nicht nur ein modisches Accessoire, sondern ein wichtiger Schutz für das Auge. Denn die UV-Strahlen der Sonne können bei starker Strahlungsintensität einen Sonnenbrand auf der ungeschützten Hornhaut verursachen. Die Folge: die Augen brennen, tränen und röten sich, dazu kommen manchmal Lidschlusskrämpfe und Sehstörungen. Langfristig drohen Schäden wie Bindehautverlederung und Grauer Star. Eine Sonnenbrille kann dies verhindern, da sie den größten Teil der gefährlichen UV-Strahlung filtert. Dabei kommt es nicht unbedingt auf den Preis der Sonnenbrille an, sagt Augenarzt Dr. med. Omid Kermani von der Augenklinik am Neumarkt in Köln. „Auch billige Gläser entfalten wirksamen UV-Schutz für den Alltag. Sogar klares Plexi- oder Fensterglas filtert die gefährlichsten Anteile des UV-Lichtes in ausreichendem Maß. Alles Weitere ist eine Frage der Intensität und Qualität der Filterung“. Allerdings sei die Transparenz und die Qualität des Sehens bei Billiggläsern oft schlechter, schränkt der Experte ein. „Sie haben häufig Einschlüsse im Kunststoff und verkratzen leichter. Durch irreguläre Oberflächen können sie Abbildungsfehler hervorrufen“.
Vorsicht ist vor allem am Meer oder im Schnee geboten, wo die Lichtreflexion an der Oberfläche des Wassers oder des Schnees die UV-Strahlung verstärkt. Auch in den Bergen nimmt die Strahlung mit der Höhe zu. Für diese speziellen Anforderungen empfehlen sich hochwertige Lichtschutzbrillen. Bei Kindern ist ausreichender Lichtschutz besonders wichtig. Neben Sonnencreme sind Sonnenkappe und Kindersonnenbrille gerade am Strand und in den Bergen Pflicht. Denn Kinder können die Sonnenstrahlung zwar akut kompensieren, allerdings addiert sich die toxische Wirkung des UV-Lichtes über die Jahre hinweg. Als Erwachsener droht dann eine frühere Erkrankung am Grauen Star oder einer Makuladegeneration.
Welche Tönung schützt am besten?
Grundsätzlich sind grüne und braune Gläser am besten geeignet, wobei braun die Farbwahrnehmung am wenigsten verfälscht. Blaue Gläser lassen mehr UV-Licht durch, was bei der größeren Pupille hinter den Gläsern nachteilig sein könnte. Orange Gläser erhöhen den Kontrast, was vor allem beim Skifahren oder beim Fahrsport Vorteile bringt.
Schützen dunkle Gläser besser als helle?
Wie gut eine Sonnenbrille schützt, lässt sich nicht daran erkennen, ob das Glas heller oder dunkler getönt ist. Ein dunkles Glas verringert nur die Blendung des Auges. Wie viel UV-Strahlung durchkommt, bestimmt der UV-Filter, der aber nichts mit der Tönung des Glases zu tun hat. Ein dunkles Glas schützt also nicht automatisch besser. Sehr dunkle Gläser können sogar gefährlich werden, wenn sie gleichzeitig zu wenig UV-Schutz bieten, da sich die Pupille hinter den dunklen Gläsern stärker öffnet und so mehr UV-Strahlung ins Auge dringen kann. Wie stark die Filterwirkung einer eine Sonnenbrille tatsächlich ist, können viele Optiker mit einem speziellen Gerät messen.
Was tun, wenn der Verdacht auf Sonnenbrand am Auge besteht?
Sonnenbrand am Auge (Photokeratitis solaris) macht sich durch Augenbrennen, Sandkorngefühl, Schmerzen, Rötung, Sehverschlechterung und starke Lidkrämpfe sowie Tränenträufeln bemerkbar. Treffen die genannten Anzeichen zu, ist es ratsam, weiteres Sonnenlicht zu vermeiden und sich in einen abgedunkelten Raum zurückzuziehen. Die Augen sollten dabei möglichst über einige Stunden geschlossen bleiben. Das Einträufeln von künstlichen Tränenersatztropfen oder das Auftragen von rezeptfreier Augensalbe (z.B. Dexpenthanol) können zudem eine Linderung des Sonnenbrands am entzündeten Auge bewirken. Kommt es jedoch innerhalb von 24 Stunden zu keiner deutlichen Besserung des Gesundheitszustandes, muss ein Augenarzt aufgesucht werden.
Worauf sollte man als Autofahrer achten?
Häufig haben die Windschutzscheiben der Autos eine gewisse Tönung integriert. Trägt der Fahrer dann noch sehr stark getönte Sonnengläser, kann sich dies zu einem kritisch hohen Tönungseffekt addieren, der Fahrer sieht zu wenig. Vorsicht auch bei polarisierenden Gläsern. Mit ihnen kann man viele digitale Displays nicht mehr erkennen, was beim Autofahren gefährlich werden kann. Das gilt auch für blaue Gläser, mit denen man Blaulicht schlecht sehen kann.
Woran erkennt man eine gute Sonnenbrille?
Ideal sind Sonnenbrillen, die über einen Breitband-UV-400-Schutz verfügen, der alle gefährlichen Wellen im ultravioletten Bereich filtert. Brillen, die den in Europa gültigen Qualitäts-Mindestanforderungen entsprechen, tragen das CE-Zeichen. Die Größe der Gläser spielt auch eine Rolle. Große Gläser, die relativ dicht anliegen, bieten besseren Schutz als kleine Sonnenbrillen, bei denen seitlich und von oben Licht eindringen kann. Die Dicke der Gläser hat übrigens kaum Einfluss auf die Schutzwirkung. (www.augenportal.de 05/2010)