Digitalisiert wurden überwiegend Werke mit wissenschaftlich relevanten Inhalten, die bisher nicht Ziel großangelegter Digitalisierungskampagnen waren. „Vor allem für Experten der systematischen Botanik sind die jetzt weltweit zugänglichen historischen Zeitschriften bedeutend,“ sagt Dr. Judith Dähne, Projektkoordinatorin an der Universitätsbibliothek Frankfurt. „Für sie erleichtert sich der Zugriff auf die häufig verstreut vorliegenden und schlecht zugänglichen Zeitschriften durch die Digitalisierung erheblich.“ so Dähne weiter.
Das 2011 begonnene zweijährige Projekt wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. Vorrangig wurden die Bestände der beiden Projektpartner Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg (Goethe-Universität Frankfurt a. M.) und Bibliothek des Botanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem (Freie Universität Berlin) digitalisiert. 26 weitere Bibliotheken aus ganz Deutschland trugen dazu bei, die seltenen Zeitschriften möglichst vollständig zu digitalisieren. Das Projekt wurde inhaltlich mit anderen internationalen Digitalisierungsprojekten abgestimmt.
„Die Vergabe von wissenschaftlichen Namen von Pflanzen, Algen und Pilzen wird durch den Internationalen Code für Nomenklatur geregelt“, ergänzt Prof. Dr. H. Walter Lack, Abteilungsleiter Wissenskommunikation am Botanischen Garten und Botanischen Museum Berlin. „Der Code legt verbindlich fest, dass die Erstveröffentlichung eines wissenschaftlichen Namens bei jeder wissenschaftlichen Arbeit taxonomischen Inhalts konsultiert werden muss – und zwar unabhängig davon, wo und wann sie veröffentlicht wurde! Somit ist die Digitalisierung von historischen Zeitschriften wichtig für einen barrierefreien Zugang von Erstveröffentlichungen und älteren wissenschaftlichen Ergebnissen“, betont Lack weiter.
Die nur in wenigen Exemplaren im Original vorhandenen Titel standen bisher meist nur einer regionalen Leserschaft zur Verfügung. Dank des Projektes können jetzt beispielsweise Botaniker in Brasilien oder Venezuela auf wissenschaftlich relevante Veröffentlichungen über südamerikanische Pflanzen schnell und kostenfrei zugreifen. Zwei Beispiele unterstreichen die Bedeutung des Digitalisierungsprojektes:
Erstbeschreibung von Lorbeergewächsen aus Brasilien
Die Zeitschrift ‚Arbeiten aus dem Königl. Botanischen Garten zu Breslau‘ erschien im Jahre 1892 mit nur einer einzigen Ausgabe. In Deutschland sind nur neun Exemplare bekannt. In diesem Heft beschrieb der deutsche Botaniker Carl Mez mehrere Lorbeergewächsarten, die er als neu für die Wissenschaft betrachtete. Eine davon war Hufenlandia taubertiana aus Minas Gerais in Brasilien. Diese Art wird bis heute von Spezialisten als korrekt anerkannt. Experten für Lorbeergewächse müssen damit auch heute die Erstveröffentlichung dieser Art für ihre Forschungen konsultieren. Digitalisiert wurde das in der Bibliothek des Botanischen Gartens und Botanischen Museum Berlin-Dahlem aufbewahrte Exemplar der seltenen Zeitschrift.
Erste Abbildung einer südamerikanischen Kapuzinerkressen-Art
Die heute in Kultur weit verbreitete und beliebte Kapuzinerkressen-Art Tropaeolum moritzianum wurde erstmals gesammelt in der Umgebung von Caracas und ist heute an Wildstandorten von Guatemala bis Kolumbien und Venezuela bekannt. Die erste Abbildung dieser Art erschien als kolorierte Lithographie in dem relativ seltenen Werk ‚Icones plantarum rariorum horti Regii Botanici Berolinensis‘ , das 1840 bis 1844 in Berlin erschien. Die Abbildung dieser Kapuzinerkresse ist für die Interpretation der in Textform verfassten Erstbeschreibung dieser Art noch heute relevant. Digitalisiert wurde das Exemplar der Universitätsbibliothek J.C.Senckenberg, Frankfurt am Main.
Weitere Informationen:
http://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/botanik – zum Digitalisierungsprojekt
www.vifabio.de/digital-collections/botany/ – zum Fachportal vifabio
Pressebilder:
www.bgbm.org/bgbm/pr/archiv/pressimages/press_images.HTM#Zeitschriften
Pressekontakt: Dr. Judith Dähne, Universitätsbibliothek Frankfurt am Main, Koordinatorin Digitalisierungsprojekt Botanische Zeitschriften (Sondersammelgebiet Biologie)
Bockenheimer Landstr. 134-138, 60325 Frankfurt am Main
Tel.: 069 / 798-39217 /42625
E-Mail: j.daehne@ub.uni-frankfurt.de
Prof. Dr. H. Walter Lack, Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin-Dahlem, Freie Universität Berlin, Abteilungsleitung Wissenskommunikation
Königin-Luise-Str. 6-8, 14195 Berlin
Tel.: 030 / 838 50 136
E-Mail: h.w.lack@bgbm.org