Schmerzfrei leben: Die richtige Therapie bei Morbus Bechterew

HWS und Physiotherapie, Physiotherapie, Physiotherapeut, Morbus Bechterew:Ergonomie - Rückengesundheit

Bis zu eine Million Menschen in Deutschland leiden neuen Schätzungen zufolge an Morbus Bechterew. Die rheumatisch-entzündliche Krankheit betrifft die Wirbelsäule sowie Kreuzdarmbeingelenke und geht unbehandelt mit starken Schmerzen einher. Dr. Reinhard Schneiderhan, Facharzt für spezielle Schmerzmedizin und Leiter des Wirbelsäulenzentrums München/Taufkirchen, weiß: Eine rechtzeitig eingeleitete Therapie verbessert die Lebensqualität der Betroffenen stark.

Die Symptome erkennen und handeln

„Typisch für Morbus Bechterew ist ein tief sitzender Kreuzschmerz  im Bereich der Lendenwirbelsäule“, erklärt Wirbelsäulenspezialist Dr. Schneiderhan die Symptome der Krankheit, die in Schüben verläuft. Insbesondere direkt nach dem Aufstehen verspüren Patienten starke Schmerzen, die bis ins Gesäß ausstrahlen. Die Beweglichkeit des Rückens ist eingeschränkt. Im Laufe des Tages bessern sich die Beschwerden meist.

Wer unter derartigen Symptomen leidet, sollte umgehend einen Rheumatologen oder Wirbelsäulenspezialisten aufsuchen. Je früher ein Arzt die Diagnose Morbus Bechterew stellt, desto größer die Chance auf einen schmerzfreien Alltag. Ohne Behandlung kann es zu einer kompletten Versteifung der Wirbelsäule kommen.

„Deshalb ist eine gut durchdachte Schmerztherapie bei den Patienten auch so wichtig“, beschreibt Dr. Schneiderhan das Vorgehen bei der chronischen Erkrankung. „Die wichtigsten Therapieziele sind das Bekämpfen der Entzündung und der Schmerzen sowie der Erhalt der Beweglichkeit.“

Mit Bewegungstherapie und Medikamenten zu Schmerzfreiheit

Die Therapie von Morbus Bechterew fußt auf zwei Säulen: Regelmäßige Krankengymnastik steht an erster Stelle, ergänzend erhalten Patienten zumeist Medikamente.

Studien zeigen, dass Bewegungstherapie die Krankheitsschübe aufhalten und die Schmerzen deutlich lindern kann. Wichtig: Die Physiotherapie muss regelmäßig stattfinden und auch zu Hause fortgeführt werden.

Als Ergänzung kommen nicht-steroidale Antirheumatika (NSA), Kortisonpräparate oder Biologika zum Einsatz. NSA wirken dank Wirkstoffen wie Diclofenac und Indometacin schmerzstillend und entzündungshemmend. Biologika sind biotechnologisch hergestellte Eiweißstoffe, die gezielt in den Krankheitsverlauf eingreifen. Die Antikörper neutralisieren den Eiweißstoff im Körper, der die Schübe auslöst, und halten dadurch das Fortschreiten der Erkrankung auf. Biologika beispielsweise mit dem Wirkstoff Secukinumab werden circa alle vier Wochen injiziert. Sie sind sehr gut verträglich und bewirken schon nach kurzer Zeit bei der Hälfte der Patienten Schmerzfreiheit.

Individuelle Behandlungsoptionen für jeden Patienten

Die Auswahl der Therapieoptionen hängt vom Schweregrad der Krankheit und von den persönlichen Bedürfnissen ab: „Wir müssen dabei das individuelle Wirk- und Nebenwirkungsprofil der Patienten genau beobachten“, betont Dr. Reinhard Schneiderhan.

Die gute Nachricht: Bei umfassender medizinischer Betreuung lässt sich eine völlige Versteifung der Wirbelsäule verhindern. 90 Prozent aller Patienten sind selbst 40 Jahre nach Diagnosestellung nicht auf fremde Hilfe angewiesen.

Scroll to Top
Scroll to Top