Bei der Sekundärprävention des Schlaganfalls mit neuen oralen Antikoagulantien (NOAK) steht die Angst vor intrakraniellen Blutungen häufig im Vordergrund der Therapieüberlegungen. Das führt in der therapeutischen Praxis oft zu einer Unterdosierung. Die Folge ist, dass die Dosis nicht ausreichend ist und damit das Risiko eines erneuten Schlaganfalls steigt. Aber auch eine mangelnde Patienten-Kompliance führt bei der Sekundärprävention des Schlaganfalls zu einer Risikoerhöhung. Zu diesen Folgerungen kommt Prof. Dr. med. Sylvia Haas, München, bei einem Vergleich der Zulassungsstudien neuer oraler Antikoagulantien (NOAK), darunter Rivaroxaban, mit der gängigen systemischen Therapie in der täglichen Klinikpraxis.
Schlaganfallpatienten – wann steigt Risiko schwerer intrakranieller Blutungen?
Prof. Sylvia Haas mahnt, dass schlecht eingestellte Patienten mit erlebtem Schlaganfall ein deutlich erhöhtes Risiko für weitere Schlaganfälle haben. Und wenn es dann zu intrakraniellen Blutungen kommt, sind diese schwerer. Damit einher geht außerdem ein höheres Mortalitätsrisiko, so Prof. Sylvia Haas. Die richtige therapeutische Dosis und eine gute Patientencompliance deuten sich daher oftmals als Schlüssel zum Therapieerfolg bei der Sekundärprävention des Schlaganfalls an.
Rocket-AF-Studie – NOAK bei älteren Schlaganfallpatienten
Bei der Anwendung von NOAK in der Sekundärprävention des Schlaganfalls wird neben Unterdosierung und Compliancemangel auch immer wieder das Alter diskutiert, da ältere Patienten grundsätzlich eine höhere absolute Ereignisrate von Schlaganfällen und systemischen Embolien zeigen. Die Ergebnisse der Rocket-AF-Studie belegen für ältere Schlaganfallpatienten, dass das NOAK “Rivaroxaban eine wirksame und sichere Alternative zu Warfarin bei der Behandlung von älteren Patienten über 75 Jahren mit nicht-valvulärem VHF ist”, so Prof. Sylvia Haas in ihrem Vortrag anläßlich des DGN 2014 in München.
Therapie des akuten Schlaganfalls: Hirnblutungen – was tun?
Prof. Dr. med.Thorsten Steiner, Frankfurt, hat untersucht, was sich bei Hirnblutungen des akuten Schlaganfalls unter der Therapie von NOAC empfiehlt. In seiner 2013 in Clinical Research in Cardiology (2013; 112, 399) veröffentlichten Studie kommt er u.a. zu dem Schluß, dass bei Hirnblutungen des akuten Schlaganfalls unter der Therapie von NOAC die NOAC-Therapie sofort zu stoppen ist. Liegt die letzte NOAC-Gabe weniger als 2 Std. zurückliegt, sollte Aktivkohle verabreicht werden. Auf eine Senkung des Blutdrucks unter 140 mm Hg ist zu achten. Zur Antagonisierung mit Prothrombin Komplex (PCC) sind 30-50 U/kg in Betracht zu ziehen. Als mögliche Alternativen stellen sich aPCC, FFP, rFVIIa dar. Liegt eine Subachnoidalblutung bzw. ein Schädelhirntrauma vor, sind spezifische Behandlungen in Erwägung zu ziehen.
Prof. Dr. med. Thorsten Steiner, Frankfurt
(Foto: MEDIZIN ASPEKTE, J. Wolff)
Schlaganfallprävention bei Vorhofflimmern – orale Antikoagulantien (OAK) effektive Sekundärprävention
Für Prof. Dr. med. Roland Veltkamp, Heidelberg, ist die Schlaganfallprävention bei Vorhofflimmern mit oralen Antikoagulantien (OAK) zur Zeit eine der effektivsten Optionen in der Sekundärprävention. Voraussetzung für die OAK-Therapie zur Schlaganfallprävention bei Vorhofflimmern ist die VHF-Detektion. Bei der Wahl der Detektion ist die 12-Kanal-Detektion das Mittel der Wahl und inzwischen auch Standard.
Länge der VHF-Monitorings – was ist angemessen?
Bei der Frage nach der Länge der VHF-Monitorings ist unzweifelhaft, dass eine längere Detektionsdauer die Diagnosechancen erhöht. Dem stehen aber in der Praxis die mangelnden Möglichkeiten einer fundierten Auswertung langer Aufzeichnungen gegenüber. Für Prof. Roland Veltkamp bleibt daher die Länge des VHF-Monitorings im Zusammenhang mit den Möglichkeiten der fundierten Auswertung in der Klinikpraxis ein noch zu definierender Parameter.
X-VeRT-Studie: Patienten mit Vorhofflimmern und Kardioversion
Ob ein neues orales Antikoagulans bei Patienten mit Vorhofflimmern und Kardioversion eine wirksame und gut verträgliche Alternative zu Vitamin-K-Antagonisten sein kann, wurde in der X-VeRT-Studie untersucht, deren Ergebnisse in einer Hot Line Session auf dem Jahreskongress 2014 der European Society of Cardiology (ESC) 2014 vorgestellt wurden.
X-VeRT – oraler Gerinnungshemmer bei Vorhofflimmern mit geplanter Kardioversion
X-VeRT ist die erste prospektive Studie eines neuen oralen Gerinnungshemmers bei Patienten mit Vorhofflimmern, die sich einer geplanten Kardioversion unterziehen. X-VeRT liefert wichtige Informationen zum klinischen Nutzen und den praktischen Vorteilen von Xarelto im Vergleich zu Vitamin-K-Antagonisten bei der frühen und verzögerten Kardioversion. Die X-VeRT-Studie ist Teil des umfangreichen Entwicklungsprogramms von Rivaroxaban, die mehr als 275.000 Patienten in klinischen Studien und Studien unter Alltagsbedingungen umfasst.
Rivaroxaban als Alternative zu dosisangepassten Vitamin-K-Antagonisten (VKA)
Das Ergebnis: Einmal täglich einzunehmendes Xarelto® (Rivaroxaban) ist eine wirksame und gut verträgliche Alternative zu dosisangepassten Vitamin-K-Antagonisten (VKA) wie Warfarin bei Patienten mit nicht-valvulärem Vorhofflimmern, die sich einer geplanten Kardioversion unterziehen.
Über die X-VeRT-Studie
X-VeRT war eine prospektive, randomisierte, offen durchgeführte Phase-IIIb-Studie mit parallelen Behandlungsgruppen. Insgesamt wurden weltweit 1.504 Patienten aus 16 Ländern in die Studie eingeschlossen. Alle Patienten wiesen ein hämodynamisch stabiles, nicht-valvulären Vorhofflimmern (VHF) auf. Das VHF hatte eine Dauer von mindestens 48 Stunden oder war von unbekannter Dauer. Patienten, die für eine Kardioversion vorgesehen waren erhielten im Verhältnis 2:1 randomisiert entweder 20 mg Rivaroxaban einmal täglich (bzw. 15 mg bei eingeschränkter Nierenfunktion mit einer Kreatinin-Clearance zwischen 30 und 49 ml/min) oder eine INR-angepasste Therapie mit VKA (Ziel-INR 2,0-3,0). Die Entscheidung für eine frühe Kardioversion (angestrebte Therapiedauer zwischen einem und fünf Tagen Rivaroxaban oder VKA vor der Kardioversion) oder eine verzögerte Kardioversion (3-8 Wochen Antikoagulation mit Rivaroxaban oder VKA) wurde vom lokalen Prüfarzt getroffen. Unter Rivaroxaban zeigten Patienten mit VHF ein numerisch vermindertes Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse (0,51 % vs. 1,02 %) im Vergleich zu den Patienten unter VKA, bei gleichzeitig niedrigen Raten an schweren Blutungen (0,61 % unter Rivaroxaban und 0,8% unter VKA). Die durchschnittliche Zeit zwischen Randomisierung und Durchführung der Kardioversion war bei Patienten unter Rivaroxaban insgesamt kürzer (frühe Kardioversion: 1,8 ± 1,6 Tage; verzögerte Kardioversion: 24,6 ± 5,6 Tage) als bei Patienten unter VKA (früh: 2,1 ± 3,0 Tage; verzögert: 33,7 ± 13,1 Tage). Die positiven Ergebnisse für Rivaroxaban konnten sowohl für die frühe als auch für die verzögerte Kardioversion gezeigt werden. Diese Studienergebnisse waren nicht statistisch signifikant, da die Studie nicht entsprechend ausgelegt war.
Quelle
- Symposium: Schlaganfall Aktuell: Vorhofflimmern im Fokus
DGN 2014, 17.09.2014
Veranstalter: Bayer Vital GmbH - Presse-Information Bayer Vital GmbH zur Hot Line Session auf dem Kongress der European Society of Cardiology (ESC) 2014; Newsletter vom 02.09.2014