Die angehenden Zahn- und Humanmediziner an der Universität Witten/Herdecke (UW/H) bekommen nun auch Vorlesungen zum Schlafen. In beiden Studiengängen bietet die UW/H ab dem kommenden Wintersemester 2012/13 Vorlesungen zur Schlafmedizin an. „30 Millionen Menschen in Deutschland schnarchen, zwei bis vier Prozent der Menschen im Alter der Erwerbstätigen leiden an einem so genannten Schlaf-Apnoe-Syndrom, das heißt, bei ihnen setzt die Atmung aus und das Gehirn wird nicht mehr genügend mit Sauerstoff versorgt“, erklärt Prof. Dr. Rolf Hinz, Kieferorthopäde an der UW/H, die Erkrankung. Und PD Dr. Georg Nilius, Chefarzt der Lungenheilkunde an der HELIOS Klinik Hagen – Ambrock, ergänzt: „Für diese Patienten steigt die Wahrscheinlichkeit eines Herzinfarktes um etwa das dreifache.“
Die Ursache für das Schnarchen und die fehlende Sauerstoffversorgung liegt bei vielen Patienten in der schwächer werdenden Muskulatur von Zunge und Gaumen. Doch auch 16 bis 18 Prozent der Kinder schnarchen: „Gerade den Kindern kann der Kieferorthopäde meist gut helfen“, weiß Prof. Hinz aus praktischer und wissenschaftlicher Erfahrung: wenn Kiefer zu schmal sind oder der Unterkiefer zu weit zurück liegt, hat die Zunge keinen ausreichenden Platz und engt den oberen Atemweg ein. Durch eine kieferorthopädische Behandlung kann das Schnarchen sowie eine Schlafapnoe beseitigt und dauerhaft geheilt werden. Bei Erwachsenen ist später nur durch Überdruckbehandlung mit einer Nasenmaske oder durch nächtliches Tragen mit einer „Schnarchschiene“ nur eine symptomatische Behandlung, jedoch keine Heilung möglich.
„Die schlafbezogenen Atmungsstörungen sind erst seit etwa 30 Jahren von der Medizin mehr beachtet worden. Das scheint lang, ist aber kurz, wenn man bedenkt, wie lange es gebraucht hat, bis Rauchen oder Blutdruck in der ärztlichen Praxis angekommen sind“, ergänzt Nilius. „Als Folge einer unbehandelten Schlafapnoe treten meistens weitere chronische Gesundheitsstörungen auf, und zwar Herz-Kreislauferkrankungen wie Bluthochdruck, Herzinfarkte sowie Schlaganfälle. Ein plötzlicher Herztod kann mit erhöhter Wahrscheinlichkeit auftreten. Beschrieben sind auch Depressionen und das gehäufte Auftreten von Stress-Erkrankungen wie Magengeschwür, Tinnitus und Hörsturz.“
Die Universität Witten/Herdecke bietet – neben der Uni Greifswald als erste in Deutschland – ab dem kommenden Semester dazu Vorlesungen an. „Uns geht es darum, dass die Studierenden schon im Studium von diesen Dingen gehört haben. Denn nur so können sie später in Kliniken und Praxis ein Gespür für diese Erkrankungen entwickeln, denn sie haben mit allen Disziplinen der Medizin Berührungspunkte“ begründet Hinz die Entscheidung.
Weitere Informationen bei
PD Dr. Georg Nilius, 02331 974 2000, georg.nilius@helios-kliniken.de
Univ.Prof. Dr. Rolf Hinz, 02323 18434, prof.hinz@praxis-hinz.de
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Die Universität Witten/Herdecke (UW/H) nimmt seit ihrer Gründung 1982 eine Vorreiterrolle in der deutschen Bildungslandschaft ein: Als Modelluniversität mit rund 1.450 Studierenden in den Bereichen Gesundheit, Wirtschaft und Kultur steht die UW/H für eine Reform der klassischen Alma Mater. Wissensvermittlung geht an der UW/H immer Hand in Hand mit Werteorientierung und Persönlichkeitsentwicklung.
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