Bund und Länder haben im „Masterplan Medizinstudium 2020“ beschlossen, die Auswahlverfahren für das Medizinstudium neu zu gestalten, und auch das Bundesverfassungsgericht fordert neue Regeln für die Studierendenauswahl. Das BMBF unterstützt daher ein Forschungsverbund-Projekt, in dem die Qualität der bestehenden Auswahlverfahren für Studienplatzbewerber im Fach Humanmedizin untersucht wird, mit drei Millionen Euro. Die beteiligten Forschergruppen wollen zudem neue Tests zur Messung kognitiver, sozialer und kommunikativer Fähigkeiten der zukünftigen Medizinstudentinnen und -studenten entwickeln. Der Studierendenauswahlverbund (stav) wird vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) geleitet; am Projekt beteiligt sind die Universität des Saarlandes, die Charité Universitätsmedizin Berlin sowie die Universitäten Göttingen, Heidelberg und Münster.
In der Arbeitseinheit für Differentielle Psychologie und psychologische Diagnostik der Saar-Uni werden unter der Leitung von Dr. Nicolas Becker und Prof. Frank M. Spinath seit 2009 innovative Testverfahren zur Erfassung kognitiver Fähigkeiten entwickelt. Der Schwerpunkt der Saarbrücker Forscher liegt hierbei auf so genannten konstruktionsbasierten Aufgabenformaten. Dabei wählen die Testpersonen die Antworten nicht aus vordefinierten Antwortoptionen aus, sondern müssen sie aktiv produzieren. Dadurch sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass die Probanden Antworten erraten können oder Strategien anwenden, mit denen sich Antworten ausschließen lassen. Außerdem können Aufgaben mit hohem Schwierigkeitsgrad entwickelt werden, wie sie für die Auswahl im hohen Fähigkeitsspektrum benötigt werden.
Überprüfung der Studienerfolgsprognose
Die Erfassung der kognitiven Leistungsfähigkeit gilt als beste Möglichkeit, akademische Leistung vorauszusagen; daher gehen die Forscher davon aus, dass konstruktionsbasierte Leistungsaufgaben eine gute Vorhersage von Studienerfolg ermöglichen. Diese Annahme soll im Rahmen des Forschungsverbund-Projekts untersucht werden. Da etliche Standorte zusammenarbeiten, kann die Studienerfolgsprognose in einer breiten und damit aussagekräftigen Datenbasis überprüft werden.
Ziel: Deutschlandweit einheitliche Tests für die Auswahl von Medizinstudenten
Bestätigt sich die Vorhersagekraft der konstruktionsbasierten Aufgaben, sollen sie zusammen mit allen von den Verbundpartnern entwickelten Verfahren zu einem einheitlichen Studienauswahltest zusammengesetzt werden, der deutschlandweit eingesetzt werden könnte. Ziel ist es, die Medizinischen Fakultäten in Deutschland durch einheitliche Tests und die Bereitstellung einer Servicestruktur bei der Auswahl ihrer künftigen Medizinstudentinnen und -studenten zu unterstützen.
Kontakt:
Dr. Nicolas Becker
Universität des Saarlandes
Differentielle Psychologie und psychologische Diagnostik
Tel.: 0681 302-3565
E-Mail: nicolas.becker@mx.uni-saarland.de
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