Rückenprobleme bei Kindern früh entgegenwirken

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Zwei Ordner, fünf Bücher, ein Mäppchen, ein Block, sechs Hefte sowie Vesper und Getränk – Kinder denken zumeist nicht lange über den Inhalt ihres Schulranzens nach und füllen diesen bis oben hin. Demnach ist es nicht weiter verwunderlich, dass junge Schüler oftmals zu schwere Rucksäcke tragen und dabei Rückenprobleme riskieren. Dies ist das Ergebnis zahlreicher Studien, welche die Auswirkungen zu schwerer Schulranzen auf die Rückengesundheit der Teenager analysiert haben. Mitunter drohen Haltungsschäden, welche die Heranwachsenden noch im hohen Alter begleiten können. Nur diejenigen Eltern, die sich mit dem Packen und Tragen des Schulranzens näher beschäftigen, können ihren Kindern die zu hohe Last von den Schultern nehmen und Rückenproblemen präventiv vorbeugen.

Welche Folgen mit einer großen Rückenlast einhergehen können

Das Ergebnis einer Forschungsgruppe der University of California lässt kein Interpretationsspielraum zu: Ein schwerer Schulranzen kann die Wirbelsäule von Kindern sehr stark belasten. Mittels spezieller Tomographien konnten die Wissenschaftler nachweisen, dass bereits ein Wert von etwa 20 Prozent des eigenen Körpergewichts die Bandscheiben signifikant zusammenschiebt und teilweise sogar zu Seit-Krümmungen der Wirbelsäule führt. Mit steigender Belastung ging die Pufferfunktion der Bandscheiben immer mehr zurück, insbesondere im Bereich der Lendenwirbelsäule. Nach Ansicht des Forschungsteams können die durch einen schweren Schulranzen bedingten Belastungen und Fehlstellungen zu erheblichen Rückenschmerzen im Erwachsenenalter führen. Auch weitere Studien sehen die Ursachen des dramatischen Anstiegs der Prävalenz von Rückenschmerzen bei Kindern in einem zu schweren Schulranzen begründet. Dies sei neben stundenlangem Sitzen und dem Bewegungsmangel ein wesentlicher Risikofaktor für das Auftreten von Rückenschmerzen und Haltungsschwächen bei Teenagern. Hellhörig sollten Eltern dann werden, wenn das Kind regelmäßig unter Nackenschmerzen und Rückenverspannungen klagt. Diese sollten die Warnsignale ernst nehmen und die Meinung eines Kinderorthopäden einholen. Zu den häufigsten Problemen gehören neben Kontrakturen, also dauerhafte oder unwillkürliche Verspannungen der Muskulatur, auch Skoliosen oder andersartige Verkrümmungen der Wirbelsäule.

Mehrzahl der Schulranzen ist zu schwer

Experten sind sich einig: Überladene Schulranzen verändern die Körperhaltung sowie das Gangbild und können mit Rückenschmerzen einhergehen. Doch wie schwer fällt ein Rucksack in der Regel aus und welches Gewicht kann dem Rücken eines Kindes noch zugemutet werden? Ein spanisches Ärzteteam ging dieser Frage nach und untersuchte die Rückengesundheit von 1.403 Schülern im Alter zwischen 12 und 17 Jahren. Dabei wurden die Kinder einmal mit ihrem Rucksack, welcher wie gewöhnlich befüllt war, und einmal ohne das schwere Gepäck gewogen. Anschließend wurde die Rückenpartie genauestens untersucht, wobei die Forscher auch die Bewegungsgewohnheiten der Teilnehmer in ihre Bewertung einfließen ließen. Im Ergebnis trugen die Kinder Schulranzen mit sich, welche durchschnittlich fast sieben Kilogramm wogen. Hierbei überstieg das Gewicht des Schulranzens das eigene Körpergewicht bei 61,5 Prozent der Kinder. Bei fast jedem Fünften war der Rucksack sogar schwerer als 15 Prozent des Körpergewichts. Viel zu viel laut der bisherigen deutschen DIN-Norm 58124, welche Folgendes besagt: „Als Faustregel gilt für normalwüchsige, gesunde Kinder, dass das Gewicht des zu tragenden, gefüllten Schulranzens zehn Prozent des Körpergewichts des Kindes nicht übersteigen sollte.“ Organisationen von Krankenkassen bis TÜV wiesen die Eltern in der Vergangenheit immer wieder auf diese 10 Prozent-Grenze hin.

Kinder stoßen an ihre anatomischen Grenzen

Die Gründe für die schnell ansetzenden Rückenschmerzen liegen vor allem darin, dass die Knochen von Kindern angesichts des Wachstumsprozesses elastischer und flexibler als die von Erwachsenen sind. Bei entsprechender Krafteinwirkung sind sie demzufolge anfälliger für Überlastungen. Problematisch sind ferner auch der Trainingszustand und die Konstitution der Kinder, welche in unserer Gesellschaft zunehmend unter Übergewicht und Bewegungsmangel leiden. Schwer wiegt hierbei etwa die Tatsache, dass lediglich ein Drittel der Kinder im Alter zwischen 4 bis 17 Jahren der offiziellen Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Folge leisten und sich täglich mindestens 60 Minuten moderat bis intensiv bewegen. Schließlich animiert genügend körperliche Aktivität nicht nur Sehnen und Muskeln, sondern auch das Wachstum der Knochen. Dies beugt wiederum einer mangelhaften Koordination sowie einer Schwäche der Rumpfmuskulatur vor. Obwohl die Belastbarkeit individuell unterschiedlich ausfällt, kann für ein Kind mit schlechter Koordination, mangelnden motorischen Fähigkeiten oder schwacher Muskulatur bereits ein Ranzengewicht von 10 Prozent des Körpergewichts bedenklich sein. Die spanischen Wissenschaftler unterstreichen derweil im Rahmen ihrer Studie, dass die Kinder mit den schwersten Rucksäcken ein um 50 Prozent erhöhtes Risiko für Rückenschmerzen aufwiesen, verglichen mit den Kindern, welche die leichtesten Rucksäcke trugen.

Welche Eigenschaften ein Schulranzen besitzen sollte

Diesem Risiko können Kinder mit Hilfe ihrer Eltern nachhaltig begegnen. Von Bedeutung ist hierbei neben dem Gewicht auch die korrekte Mitnahme des Schulranzens. So sollte der Rucksack keinesfalls lediglich an einem Schultergurt oder in einer Hand getragen werden. Denn durch die einseitige Belastung nimmt der Körper automatisch eine ausgleichende Haltung ein und Fehlbelastungen sind vorprogrammiert. Schließlich belastet diese Rotation im Oberkörper auf Dauer die Wirbelsäule. Sind die Tragegurte hingegen zu lang eingestellt, fördere dies ein Hohlkreuz, sind sie stattdessen zu kurz, tendiere die Haltung zu einem Rundrücken. Folgendes sollte beachtet werden:

  •  Ideal sind stufenlos verstellbare, gepolsterte, breite Gurte, weil diese das Gewicht gut verteilen;
  • Der Schulranzen sollte höchstens 10 Prozent des Eigengewichts des Kindes haben. In diesem Zusammenhang gehören nur die Gegenstände hinein, die an dem entsprechenden Tag tatsächlich benötigt werden;
  • Gegenstände sollten im Schulranzen gleichmäßig verstaut werden. Hierbei haben Schulranzen gegenüber Rucksäcke Vorteile;
  • Sachen in körpernahen Fächern sollten nicht gegen die Rückenpartie drücken. Schwere Gegenstände sind nahe am Körper und somit im Tornister zu platzieren;
  • der Rückenteil des Schulranzens sollte sich als ergonomisch konturiert, atmungsfreundlich (auf Belüftungsrillen achten), rutschfest sowie druckstabil erweisen. Das gepolsterte Rückenteil sollte der natürlichen Form der Wirbelsäule nachempfunden sein;
  • Es sollte ein Brustgurt vorhanden sein, welcher höhen- und längenverstellbar ist;
  • von Vorteil sind zudem ein abnehmbarer Hüft-/Beckengurt, ein verstärkter Boden sowie ein Tunnelzug mit Kompressionseffekt;
  • Eltern sollten einen Orthopäden konsultieren, wenn das Kind seine Oberkörperhaltung beim Tragen des Schulranzens unnatürlich verändert. Gleiches gilt, wenn das Kind Taubheitsgefühle oder ein Kribbeln in den Fingern verspürt.
    Übrigens:
    Einen nicht zu schweren Schulranzen sollten Kinder und Eltern laut der Bundesarbeitsgemeinschaft für Haltung und Bewegungsförderung e.V. (BAG) als einen angemessenen Trainingsanreiz für den sich entwickelnden Bewegungsapparat werten.
    Mehr Informationen erhalten Sie hier.

 

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