Preisübergabe
Die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin hat den Förderpreis am 19. September in Mainz verliehen. Neben Jan Schildmann, der am RUB-Institut für Medizinische Ethik und Geschichte der Medizin (Direktor Prof. Dr. Dr. Jochen Vollmann) tätig ist, ging der Preis auch an zwei Münchner Forscher: Dr. Eva Schildmann und Dr. Isabel Kiesewetter arbeiten an der Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin, Klinikum der Universität München (Direktorin Prof. Dr. Claudia Bausewein).
Kein einheitliches Verständnis von „unerträglichem Leiden“
Die Forscher haben in mehreren international publizierten Beiträgen Leitlinien zur Entscheidungsfindung bei der sogenannten Palliativen Sedierungstherapie am Lebensende ausgewertet und dabei deutliche Unterschiede in den Empfehlungen identifiziert. Die Palliative Sedierungstherapie wird bei Patienten mit unerträglichen Leiden eingesetzt, bei denen andere symptomlindernde Maßnahmen nicht ausreichend wirksam sind. Allerdings ist das Verständnis von „unerträglichem Leiden“ in den verschiedenen Leitlinien, die Ärzte und andere Gesundheitsberufe in der klinischen Praxis unterstützen sollen, durchaus unterschiedlich. So akzeptiert nur ein Teil der Leitlinien unerträgliches psychisches Leiden als Situationen, in denen die palliative Sedierungstherapie zu erwägen ist. Weiterhin variiert der Geltungsbereich der Leitlinien. Während sich einige Leitlinien auf die tiefe kontinuierliche Sedierung bis zum Tode fokussieren, befassen sich andere Leitlinien auch mit Maßnahmen zur Sedierung, die nur für eine begrenzte Zeit durchgeführt werden beziehungsweise nur oberflächlich durchgeführt werden.
Forschung und Ausbildung müssen gestärkt werden
„Die Indikationsstellung und Entscheidungsfindung über die Palliative Sedierungstherapie ist schwierig und variiert in der klinischen Praxis teils erheblich“, so Jan Schildmann, Leiter des Arbeitsbereichs „Ethik und Evidenz in der Gesundheitsversorgung“ am Bochumer Institut. Interdisziplinäre Forschungsarbeiten unter Berücksichtigung klinischer und ethischer Expertise sind nach Einschätzung des Forschers eine Maßnahme zur Unterstützung der Praxis am Lebensende. Allerdings muss ergänzend auch die Aus- und Fortbildung klinisch-ethischer Kompetenzen von Ärzten und anderen Berufsgruppen gestärkt werden. Interprofessionelle Fortbildungen für Ärzte und Pflegende zu schwierigen Entscheidungssituationen aus der Praxis bieten nach Erfahrung des Medizinethikers und Internisten gute Möglichkeiten zur Reflexion auf professionelles Handeln am Lebensende.
Titelaufnahmen
Schildmann E, Schildmann J, Kiesewetter I: Medication and monitoring in palliative sedation therapy: A systematic review and quality assessment of published guidelines. Journal of Pain and Symptom Management doi: 10.1016/j.jpainsymman.2014.08.013.
Schildmann E, Schildmann J: Palliative sedation therapy: A systematic review and critical appraisal of available guidance on indication and decision-making. Journal of Palliative Medicine 17:601-6011 (2014)
Weitere Informationen
PD Dr. med. Jan Schildmann, M.A., Institut für Medizinische Ethik und Geschichte der Medizin, Ruhr-Universität Bochum, Malakowturm, Markstraße 258a, 44799 Bochum, Tel. 0234-3228654 jan.schildmann@rub.de