Passend zum Sommerbeginn wählte Dr. Lutz das Thema für seine Antrittsvorlesung: „Physiologie und Pathopyhsiologie des Tauchens“. Dabei ging er hauptsächlich auf extreme Formen des Tief- und Apnoetauchens ein. Aber auch Hobbytaucher stehen vor zwei Grundproblemen des Wassersports: Atmung und Druck. Angefangen beim Schnorcheln, bei dem in der Regel nur das Gesicht unter Wasser ist – und das aus gutem Grund. Denn bereits ab einem Meter Tiefe wird der Druck so groß, dass ein Mensch nicht mehr genug Kraft für die Atmung aufbringen kann, erklärte Dr. Lutz. Und der Druck steigt, je tiefer der Tauchgang: um ein Bar je zehn Meter. Somit wird bei einer Wassertiefe von 30 Metern die Lunge auf ein Viertel ihres Volumens zusammengedrückt. Andere Körperhöhlen wie Innenohr, Nasennebenhöhlen, Augen und selbst Zahnfüllungen sind ebenfalls von den Druckänderungen betroffen. Mit speziellen Belüftungstechniken sorgt ein geübter Taucher für entsprechenden Ausgleich – tut er dies nicht, kann sich die Bindehaut des Auges eintrüben oder das Trommelfell platzen.
Tiefenrausch, Gasvergiftung, Dekompressionskrankheit
Auch Gase werden bei zunehmender Tauchtiefe komprimiert, wodurch die sogenannten Gaspartialdrücke steigen. Folge: Stickstoff reichert sich im Gewebe an und kann eine giftige Wirkung entfalten; manche Taucher erleben einen Tiefenrausch – auch Stickstoffnarkose genannt – und verlieren die Orientierung. Diese Gefahren bestehen ab einer Tauchtiefe von rund 30 bis 40 Metern. Tückisch kann auch das Auftauchen werden – insbesondere, wenn dies zu schnell geschieht, ohne die Dekompressionszeiten einzuhalten, die für einen kontinuierlichen Druckausgleich notwendig sind. In seiner Antrittsvorlesung an der Hochschule Fresenius zeigte Dr. Lutz verschiedene Risikofaktoren auf: Ein Pneumo-Thorax entsteht, wenn durch einen Geweberiss Luft zwischen Lunge und Rippenfell eindringt, wodurch die Lunge förmlich eingeschnürt wird. Auch das zentrale Nervensystem kann in Mitleidenschaft gezogen werden: Bei einer arteriellen Gasembolie treten Gasbläschen in die Blutgefäße ein und wandern ins Gehirn, wo sie erhebliche Schäden verursachen können. Als prominentes Beispiel nannte Dr. Lutz den Österreicher Herbert Nitsch, Weltrekordhalter im Apnoetauchen der Kategorie „No Limit“ (Tieftauchen ohne Atemgerät). Beim Aufstieg seines Weltrekordversuchs (244 Meter) vor einem Jahr verlor Nitsch in etwa 100 Metern Tiefe das Bewusstsein und musste zu schnell an die Oberfläche geholt werden. „Tauchunfälle wie diese werden in speziellen Dekompressionskammern behandelt, in denen die Sportler auf die Druckverhältnisse des Tauchgangs zurückgebracht werden, um die verpassten Druckausgleichsmaßnahmen nachzuholen“, so Dr. Lutz.
Physiotherapeuten unterstützen Rehabilitation
Bei Tauchunfällen kann es zu Hautirritationen, Muskel- und Gelenkschmerzen, aber auch zu Herzproblemen und neurologischen Ausfällen wie Lähmungserscheinungen kommen. Die Symptome schwerer Dekompensationskrankheiten ähneln oft denen eines Schlaganfalls oder anderen Schädigungen des zentralen Nervensystems. In der Rehabilitation der Betroffenen spielen Physiotherapeuten eine wichtige Rolle. Neben Anatomie ist daher Physiologie ein fester und großer Bestandteil des Studienlehrplans. „Ich freue mich, meine langjährigen Erfahrungen als Anästhesist, Notarzt und Intensivmediziner in das Physiotherapiestudium an der Hochschule Fresenius einbringen zu können. Die Arbeit mit den motivierten Studenten macht mir viel Freude“, sagt Dr. Lutz, der seit 2011 an der Hochschule Fresenius in Köln lehrt.
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Zur Person:
Professor Dr. med. Jürgen Thomas Lutz, Jahrgang 1968, studierte Humanmedizin an der Johannes Gutenberg Universität Mainz und in New York. Stationen seines beruflichen Werdegangs waren die Universitätskliniken Hamburg-Eppendorf und Essen sowie ein Forschungsaufenthalt an der University of California (San Francisco), bevor er im Mai 2005 Chefarzt der Klinik für Anästhesie, Intensivmedizin und Schmerztherapie am St. Vinzenz-Hospital in Köln wurde. Seit März 2010 ist er dort zudem stellvertretender ärztlicher Direktor. Dr. Lutz ist Mitglied des Prüfungsausschusses der Ärztekammer Nordrhein und externer Gutachter des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) Köln. Seit September 2011 ist der Vater dreier Kinder als Dozent für Physiologie an der Medical School der Hochschule Fresenius in Köln tätig, wo er am 21. Juni 2013 zum Professor ernannt wurde.
Über die Hochschule Fresenius
Die Hochschule Fresenius gehört mit rund 8.000 Studierenden und Berufsfachschülern zu den größten und renommiertesten privaten Hochschulen in Deutschland.
1848 als „Chemisches Laboratorium Fresenius“ gegründet und seit 1971 als staatlich anerkannte Fachhochschule in privater Trägerschaft zugelassen, unterhält die Hochschule Fresenius heute Standorte in Köln, Hamburg, München, Idstein, Frankfurt und Berlin sowie Studienzentren in Düsseldorf und Zwickau. 2010 erfolgte die institutionelle Akkreditierung durch den Wissenschaftsrat. In den Fachbereichen Chemie & Biologie, Gesundheit & Soziales, Wirtschaft & Medien sowie Design können hier Ausbildungs-, Studien- und Weiterbildungsangebote wahrgenommen werden. Neben Bachelor- und Masterprogrammen in Vollzeit bieten die vier Fachbereiche mit ihren sieben Schools auch berufsbegleitende und ausbildungsbegleitende (duale) Studiengänge an. Die Hochschule Fresenius setzt auf eine enge Einheit von Forschung, Lehre und Praxis und forscht in den Fachbereichen Chemie & Biologie (Institute for Analytical Research), Gesundheit & Soziales (Bewegungslabor), Wirtschaft & Medien (Institut für Gesundheitswirtschaft, Medienmanagement Institut, Institut für Energiewirtschaft) sowie Design.
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