Interstitielle Lungenerkrankung – Therapie mit Riociguat vielversprechend in Phase-II-Studien

Lungenhochdruck (pulmonale Hypertonie) – Das Ziel einer Phase-II-Studie bei pulmonaler Hypertonie in Verbindung mit interstitieller Lungenerkrankung ist erreicht, denn erste Langzeitergebnisse der erweiterten Phase-II-Studie bei chronisch-thromboembolischem Lungenhochdruck und pulmonaler arterieller Hypertonie zeigen eine anhaltende Verbesserung körperlicher Belastbarkeit bei Therapie mit Riociguat.

Pulmonale Hypertonie – Symptome und Entwicklung von Lungenhochdruck
Bei Lungenhochdruck (pulmonaler Hypertonie) ist der Blutdruck in den Lungenarterien erhöht. Im Verlauf der Erkrankung nehmen die körperliche Belastbarkeit und damit auch die Lebensqualität deutlich ab. Am Anfang sind oft noch keine Symptome bemerkbar. Sind diese für den Patienten spürbar, ist der Krankheitsprozess oft schon weit fortgeschritten. Zu den häufigsten klinischen Symptomen des Lungenhochdrucks zählen Atemnot unter körperlicher Belastung ("Belastungsdyspnoe“), Müdigkeit, Schwindel und Ohnmachtsanfälle (Synkopen). All dies verschlimmert sich bei körperlicher Anstrengung. Die pulmonale Hypertonie ist eine schwere und lebensbedrohliche Erkrankung, die zur Herzinsuffizienz bis hin zum Tod führen kann. Nach der Klassifikation der WHO unterscheidet man fünf verschiedene Gruppen der pulmonalen Hypertonie, je nach der zugrundeliegenden Erkrankung.

Ursachen der PH-ILD – die pulmonale Hypertonie in Verbindung mit interstitieller Lungenerkrankung
Die pulmonale Hypertonie in Verbindung mit interstitieller Lungenerkrankung (PH-ILD) ist eine schwere und lebensbedrohliche Erkrankung, die gekennzeichnet ist durch erhöhten Druck in den Lungenarterien. Die Ursache dieses erhöhten Drucks besteht bei PH-ILD-Patienten in einer interstitiellen Erkrankung der Lunge (ILD). Unter interstitiellen Lungenerkrankungen versteht man fibrotische Lungenerkrankungen unterschiedlicher Ursachen, die jedoch alle ähnliche Erscheinungen im Röntgenbild und in den klinischen Beschwerden aufweisen. Die interstitielle Lungenerkrankung führt bei einem Teil der Patienten zum Lungenhochdruck über hypoxische Gefäßverengung und einen Umbau des Gefäßbettes (vascular remodelling). Der Blutfluss durch die Lungenarterien nimmt ab, was zu erhöhtem Lungengefäßwiderstand und zu Rechtsherzversagen und Tod führen kann. Weltweit leiden ca. 64.000 Patienten unter PH-ILD.

Wirkung von Riociguat
Riociguat ist der erste Wirkstoff einer neuartigen Substanzklasse – den Stimulatoren des Enzyms lösliche Guanylatcyclase (sGC). Er wird zurzeit von Bayer zur Behandlung von verschiedenen Formen des Lungenhochdrucks untersucht.

Riociguat (BAY 63-2521) ist ein oral wirksames Medikament, das derzeit in Phase-III-Studien als potenziell neuer Behandlungsansatz für die chronisch-thromboembolische pulmonale Hypertonie (CTEPH) und die pulmonale arterielle Hypertonie (PAH) untersucht wird. Bei beiden Formen des Lungenhochdrucks handelt es sich um lebensbedrohliche Erkrankungen. Riociguat gehört zu einer neuartigen Medikamentenklasse, den Stimulatoren des Enzyms lösliche Guanylatcyclase. Riociguat wirkt über denselben Signalweg wie die körpereigene gefäßerweiternde Substanz Stickstoffmonoxid (NO). NO entspannt die Muskulatur der Gefäßwände, senkt den Blutdruck in der Lunge und entlastet das Herz, indem es die Aktivität des Enzyms lösliche Guanylatcyclase (sGC) moduliert. Riociguat wirkt über einen zweifachen Mechanismus. Einerseits sensibilisiert es das Enzym für das körpereigene NO, andererseits kann es die sGC direkt und NO-unabhängig stimulieren. Dies könnte bedeutsam sein, weil die NO-Spiegel im Lungenkreislauf bei Patienten mit Lungenhochdruck vermindert sind.

Ergebnisse einer klinischen Phase-II-Studie mit Riociguat (BAY 63-2521) bei Lungenhochdruck in Verbindung mit PH-ILD
Erste positive Ergebnisse einer klinischen Phase-II-Studie mit Riociguat (BAY 63-2521) bei Lungenhochdruck (pulmonaler Hypertonie) in Verbindung mit interstitieller Lungenerkrankung (PH-ILD) auf dem internationalen Kongress der American Thoracic Society (ATS) in New Orleans, USA, vorgestellt. PH-ILD ist eine schwere und lebensbedrohliche Form des Lungenhochdrucks. Die Studie zeigte für den als Tablette einzunehmenden Wirkstoff Riociguat eine gute Verträglichkeit und ein positives Sicherheitsprofil (primärer Endpunkt). Ferner verbesserte sich unter Riociguat die körperliche Leistungsfähigkeit, gemessen mit dem sogenannten „Sechs-Minuten-Gehtest“, der Lungengefäßwiderstand verminderte sich und das Herzzeitvolumen wurde deutlich erhöht.

„PH-ILD ist eine besondere Form der pulmonalen Hypertonie, für die es derzeit keine zugelassene medikamentöse Behandlung gibt“, sagte der Studienleiter Professor Marius Höper von der Medizinischen Hochschule Hannover. „Die Ergebnisse der Phase-II-Studie signalisieren, dass eine weitere Erforschung von Riociguat in der Indikation PH-ILD wichtig ist, um in Zukunft Ärzten eine mögliche Therapie für diese tödliche Erkrankung anbieten zu können.“

Erste Langzeitergebnisse mit Riociguat bei Patienten mit chronisch-thrombo-embolischem Lungenhochdruck (CTEPH) und pulmonaler arterieller Hypertonie (PAH)
Auf dem ATS-Kongress 2010 wurden außerdem die ersten Langzeitergebnisse der erweiterten Phase-II-Studie mit Riociguat bei Patienten mit chronisch-thrombo-embolischem Lungenhochdruck (CTEPH) und pulmonaler arterieller Hypertonie (PAH) über einen Zeitraum von mindestens 15 Monaten vorgestellt. An der Langzeitstudie nahmen 68 der 75 Patienten teil, die ursprünglich in der zwölf Wochen dauernden nicht kontrollierten Multicenter-Phase-II-Studie mit Riociguat behandelt wurden (41 Patienten mit CTEPH und 27 Patienten mit PAH). Die Daten dieser Zwölf-Wochen-Studie wurden bereits auf dem ATS-Kongress 2009 präsentiert. Die Langzeitstudie zeigte eine gute Verträglichkeit von Riociguat und ein positives Sicherheitsprofil. Im Sechs-Minuten-Gehtest wurde eine anhaltende Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit beobachtet. Die Langzeitstudie startete 2007 und dauert voraussichtlich bis Ende 2011. Seit Februar 2009 läuft ein umfangreiches Phase-III-Studienprogramm mit Patienten, die an CTEPH und PAH leiden.

„Diese ersten Langzeitergebnisse mit Riociguat sind äußerst vielversprechend. Sie sind aber nur ein kleiner Teil des umfangreichen klinischen Entwicklungsprogramms, mit dem wir das Potenzial von Riociguat bei der Behandlung unterschiedlicher Formen des Lungenhochdrucks untersuchen. Darunter sind auch Formen, für die es bisher noch keine medikamentöse Behandlung gibt", erklärt Dr. Frank Misselwitz, Leiter der Globalen Klinischen Entwicklung für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Bayer Schering Pharma.

Therapie mit Riociguat von unterschiedlichen Formen des Lungenhochdrucks außerhalb der PAH
Riociguat wird zurzeit parallel in unterschiedlichen Formen des Lungenhochdrucks außerhalb der PAH untersucht (PH-ILD, PH-LVD, PH-COPD und CTEPH). Nach einer ersten erfolgreichen Studie in Patienten mit PH in Verbindung mit einer Linksherz-Erkrankung (PH-LVD) wurde im April 2010 der erste Patient in eine Phase-IIb-Studie (LEPHT) in dieser Indikation aufgenommen. Erste Hinweise auf die Wirksamkeit bei Patienten mit Lungenhochdruck in Verbindung mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (PH-COPD) nach einmaliger Gabe von Riociguat liegen vor. Diese Ergebnisse sollen in diesem Jahr bekannt gegeben werden. Bayer Schering Pharma wird mit den Entwicklungsplänen im Bereich PH-ILD und PH-COPD engagiert fortfahren.

Über die PH-ILD Phase-II-Studie
Die PH-ILD-Studie war eine offene multizentrische klinische Phase-II-Studie ohne Kontrollgruppe, in der Patienten mit pulmonaler Hypertonie in Verbindung mit einer interstitiellen Lungenerkrankung untersucht wurden. Die 21 Patienten erhielten dreimal täglich eine Tablette mit bis zu 2,5 mg Riociguat über einen Zeitraum von zwölf Wochen. Das Ziel der Studie war die Untersuchung der Sicherheit und Verträglichkeit von Riociguat in dieser Indikation. Außerdem wurden hämodynamische Parameter wie zum Bespiel der Gewäßwiderstand in der Lunge (PVR), die Blutgase und die körperliche Leistungsfähigkeit der Patienten in Form des Sechs-Minuten-Gehtests untersucht. Nach einer Behandlungsdauer von zwölf Wochen wurden die Parameter gemessen und mit den Ausgangswerten verglichen. Der PVR sank von 659 ± 205 dyn.s/cm5 zu Beginn der Studie auf 537 ± 186 dyn.s/cm5, das Herzminuten-Volumen stieg von 4,3 ± 1,4 l/min bei Studienbeginn auf 5,6 ± 1,8 l/min. Die Ergebnisse des Sechs-Minuten-Gehtests verbesserten sich leicht von 321 ± 95 m zu Studienbeginn auf 342 ± 113 m nach zwölf

Aufgrund seines neuartigen Wirkmechanismus besitzt Riociguat das Potenzial, einige der Einschränkungen der aktuellen PAH-Therapien zu überwinden. Möglicherweise lässt sich Riociguat auch für andere Formen der PH einsetzen, etwa CTEPH und PH-ILD, für die derzeit kein Medikament zugelassen ist. (Bayer HealthCare, 05/10)

Weitere Informationen
über Lungenhochdruck und zu Riociguat finden Sie hier bei Bayer HealthCare >>

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