Rheuma hat viele Facetten. Hinter dem weit verbreiteten Namen verbergen sich viele Krankheiten. Manche lassen sich heilen, andere nur lindern. Gemein ist ihnen eins: Rheumatische Erkrankungen verursachen fast immer Schmerzen, auch die Bewegungsfreiheit ist oft massiv eingeschränkt. „Mit der richtigen Therapie, ausgewogener Ernährung und geeigneter Bewegung können Betroffene rheumatische Beschwerden aber in den Griff bekommen“,sagt Dr. Andreas Kiefer,Arzt im AOK-Bundesverband.
Vor allem ältere Menschen leiden unter Rheuma,doch auch Jüngere können davon betroffen sein.Den Begriff „Rheuma“ gibt es schon seit über 2.000 Jahren. Er bedeutet„ziehender“ oder „fließender Schmerz“. Damals machten Ärzte „giftige Körpersäfte“ für das Leid verantwortlich. Schmerzen in Muskeln und Gelenken werden bis heute als Rheuma bezeichnet. Dabei sind unter dem Begriff teilweise völlig unterschiedliche Erkrankungen zusammengefasst. Sie betreffen den gesamten Bewegungsapparat,und zwar an verschiedenen Stellen:an den Gelenken, der Wirbelsäule und dem Bindegewebe.Oft sind auch die Weichteile betroffen, die die Gelenke umgeben,daneben Muskeln, Bänder,Sehnen und manchmal sogar innere Organe und die Haut.„Man spricht deshalb auch von einem rheumatischen Formenkreis“, erklärt Kiefer.
Vier große Gruppen
Mediziner teilen Rheuma in vier große Gruppen ein:Die Gelenkarthritis ist die häufigste entzündliche Gelenkkrankheit. Ein bis zwei Prozent der Bevölkerung in Deutschland leiden darunter.Durch die Abnutzung von Knochen und Knorpeln kommt es zum verschleißbedingten Rheuma, von dem 70 Prozent aller über 70-Jährigen betroffen sind. Beim Weichteilrheuma, an dem überwiegend Frauen leiden, treten die Schmerzen in der Umgebung der Gelenke auf. Zuletzt tritt Rheuma auch als Begleiterkrankung auf oder als Folge einer Grunderkrankung, beispielsweise der Gicht. „Die häufigste Rheumaerkrankung ist das Verschleißrheuma, auch als Arthrose bekannt“, erklärt Kiefer, „darauf entfallen etwa 50 Prozent der Fälle.“ Die Ursachen von Rheuma sindebenfalls vielfältig: Dazu gehören Gelenkschäden durch Abnutzung und Verletzungen sowie funktionelle Störungen, beispielsweise durch ständiges Sitzen und Bewegungsmangel. Durch Entzündungen, Vererbung und Stoffwechseldefekte kann die Erkrankung ebenfalls verursacht sein. Anzeichen für die Erkrankung sind dauerhafte Schmerzen in Muskeln und Gelenken oder Steifheit in einem Gelenk oder Weichteil. Anlaufschmerzen, die erst nach etwas Bewegung verschwinden, geschwollene und gerötete Gelenke mit pochendem Schmerz und Gewichtsverlust können ebenfalls auf die Erkrankung hinweisen. Typisch sind auch nächtliche Schweißausbrüche sowie tief sitzende Rückenschmerzen. „Treten solche Beschwerden auf, sollten Sie zum Arzt gehen“,rät Kiefer. Wird die Erkrankung frühzeitig erkannt,kann sie meist gut behandeltwerden.
Wichtig ist, aktiv zu bleiben
Wichtig ist, dass Rheuma-Patienten aktiv bleiben. „Ein geeignetes Bewegungsprogramm kann den Krankheitsverlauf verzögern“, weiß Kiefer. Gut für den Körper sind Krankengymnastik,funktionelle Bewegungstherapie speziell für Rheumakranke und sanfte Sportarten wie Schwimmen, Radfahren, Nordic Walking und Skilanglauf. Auch Bewegungstechniken wie Tai-Chi oder Qigong tun Betroffenen gut. „Gönnen Sie sich aber bei akuten Entzündungen eine Pause und lassen Sie das Training ruhen“, rät der Arzt. Bei akuten Entzündungen kann eine Behandlung mit Kälte dazu beitragen, die Schmerzen zu lindern.„Legen Sie dazu einen feuchten Waschlappen auf die betroffenen Stellen. Zum Kühlen können Sie auch Eiswürfel verwenden,die Sie in einen Plastikbeutel füllen und dann in ein Handtuch wickeln“, empfiehlt Kiefer. Essigwickel, Alkoholumschläge und Quarkwickel können ebenfalls helfen. Bei starken Schmerzen empfiehlt es sich, zusätzlich kurzzeitig Medikamente einzunehmen. Den Alltag können sich Rheuma-Kranke durch verschiedene Hilfsmittel erleichtern: So erspart ein Einkaufswagen das Schleppen schwerer Tüten. Exakt angepasste, flache Schuhe verhindern Fehlstellungen und beugen Gelenkschäden vor.
Ausgewogene Ernährung
Eine spezielle Rheuma-Diät gibt es zwar nicht; dennoch ist eine ausgewogene Ernährung empfehlenswert. Dazu sollten viel frischer Salat, Obst, Gemüse, Kartoffeln und ballaststoffreiche Vollkornprodukte gehören. Fisch mit hohem Gehalt an Omega 3-Fettsäuren, beispielsweise Lachs und Hering, sollte zweimal pro Woche auf dem Speiseplan stehen, denn diese Fettsäuren wirken entzündungshemmend. Kiefer hat noch einen Rat: „Führen Sie ein Ernährungstagebuch. Daran können Sie ablesen, welche Lebensmittel Ihnen gut tun und bei welchen sich Ihr Gesundheitszustand verschlechtert.“ (psg, 03/2010)